Eigengeruchswahn: Wenn wir glauben, wir riechen schlecht

Eigengeruchswahn: Wenn wir glauben, wir riechen schlecht
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Alejandro Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Einige psychische Erkrankungen sind sehr bekannt. Daher glauben wir, sie leicht erkennen zu können, diagnostizieren sogar in unserem Umfeld. Andere jedoch sind weniger bekannt. Aus diesem Grund leiden manche Menschen möglicherweise an einem Syndrom, ohne es zu wissen. Der Fall des Eigengeruchswahns ist ein solches seltenes psychologisches Problem, von dem noch nicht viele gehört haben.

Der Eigengeruchswahn ist eine psychische Erkrankung, die durch den irrationalen Glauben charakterisiert ist, dass der Betroffene schlecht rieche und dass sein Geruch sein Umfeld störe. Aufgrund dieser Sorge interpretieren Betroffene die Handlungen anderer Personen falsch. Sie suchen nach Anzeichen, die darauf hindeuten, dass ihre Mitmenschen sich durch ihren vermeintlich schlechten Geruch abgestoßen fühlen.

In extremen Fällen kann dieses Syndrom zu Problemen wie Angstzuständen und der Vermeidung sozialer Situationen führen. Eine soziale Phobie und Isolation können die Folge dieser Konditionen sein. Dies gilt insbesondere, wenn wir die genannten Symptome nicht rechtzeitig erkennen. Deshalb ist es wichtig, diese zu identifizieren, denn nur so können sie angemessen behandelt werden.

Häufigsten Symptome des Eigengeruchswahns

Der Neurologe Pruse-Phillips identifizierte dieses Syndrom 1971. Er beschrieb damit eine Gruppe von Patienten, die davon überzeugt waren, einen unangenehmen Körpergeruch zu haben, und dass die Menschen in ihrer Umgebung auf diesen reagierten. Andere Psychologen gingen davon aus, dass derartige Wahnvorstellung auf Halluzinationen zurückgehen. Auch wurde der Eigengeruchswahn schon als eine Zwangsstörung charakterisiert.

Eine junge Frau hält sich die Nase zu.

Es gibt noch keine offizielle Klassifikation für diese Erkrankung. Trotzdem wurden in der letzten Ausgabe des Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen die häufigsten Symptome des Eigengeruchswahns beschrieben. Dank dieses Leitfadens ist es nun einfacher, das Syndrom zu diagnostizieren und angemessen zu behandeln.

Einige der häufigsten Symptome dieses Syndroms sind:

  • Klagen über den eigenen Körpergeruch
  • Falsche Interpretation des Verhaltens der Mitmenschen
  • Zwanghaftes Verhalten, wie zum Beispiel übermäßiges Waschen
  • Probleme im Alltag
  • Komorbidität, also Auftreten von anderen Erkrankungen

1. Klagen über den eigenen Körpergeruch

Das Hauptsymptom des Eigengeruchswahns ist der irrationale Glaube des Betroffenen, dass er sehr schlecht rieche. Betroffene sind besessen von der Vorstellung, dass sie zum Beispiel Mundgeruch oder Achselschweiß haben.

Menschen, die an dieser Erkrankung leiden, sind sich nicht sicher, woher der üble Geruch kommt, den sie vermeintlich wahrnehmen. Sie sind aber fest davon überzeugt, dass er existiere. Manchmal entsteht die Sorge aus dem Glauben heraus, dass ein körperliches Sekret schlecht rieche. Das kann neben Schweiß auch Urin oder Stuhl sein.

In den extremsten Fällen mag die Person glauben, dass sie unnatürlich rieche. Betroffene glauben dann zum Beispiel, dass sie nach verfaulten Gemüse, Fisch oder nach stark riechendem Käse riechen würden. Im Allgemeinen hat dieser Patiententyp die höchste Wahrscheinlichkeit, dass Komorbiditäten auftreten.

2. Falsche Interpretation des Verhaltens der Mitmenschen

Betroffene interpretieren das unschuldige Verhalten ihrer Mitmenschen falsch und verknüpfen es mit ihrem vermeintlich schlechten Geruch. Menschen, die an Eigengeruchswahn leiden, glauben zum Beispiel, dass die Distanz zwischen ihnen und einer anderen Person mit ihrem Geruch zusammenhänge. Ähnliches mag auf Verhaltensweisen wie Gesten, Niesen oder das Öffnen einer Tür oder eines Fensters zutreffen.

3. Zwanghaftes Verhalten

Die meisten Menschen mit Eigengeruchswahn legen obsessives Verhalten an den Tag. Das heißt, dass sich in Bezug auf die persönliche Hygiene zwanghafte Verhaltensweisen entwickeln. Mit diesen Verhaltensweisen versuchen Betroffene, den vermeintlichen Geruch zu verdecken, der sie beeinträchtigt. Diese sich wiederholenden Verhaltensweisen führen zur Entwicklung extremer Angstzustände und verursachen Probleme im Alltag.

Eines der zwanghaften Verhalten von Betroffenen ist das mehrmalige Duschen am Tag und das ständige Riechen am eigenen Körper.  Sie mögen sich häufiger als gewöhnlich die Zähne putzen oder zu viel Parfüm oder Deodorant verwenden, um den schlechten Geruch zu überdecken. Natürlich sind diese alltäglichen Dinge per se nicht schädlich. Aber wenn sie in zwanghaftes Verhalten ausarten, dann beeinflussen sie das Leben der Betroffenen durchaus negativ. 

Ein Mann hält sich die Nase zu und schaut angeekelt aus.

4. Probleme im Alltag

In den schlimmsten Fällen der Erkrankung mögen Menschen, die an Eigengeruchswahn leiden, soziale Zusammenkünfte gänzlich meiden. Sie tun dies, um zu vermeiden, dass die Menschen in ihrer Umgebung belästigt werden oder in Verlegenheit geraten. Mögliche Folgen sind der Verlust des Arbeitsplatzes, die Scheidung oder sogar komplette soziale Isolation.

5. Auftreten anderer Erkrankungen

Der Eigengeruchswahn kann am Ende alle möglichen Störungen verursachen, die von Persönlichkeitsstörungen bis hin zu Drogenmissbrauch reichen können. Aufgrund dessen ist ein rechtzeitiges Erkennen des Syndroms unerlässlich, um sicherzustellen, dass es nicht zu einer weiteren psychischen und/oder physischen Erkrankung kommt.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.