Du bist keine Last: Bitte um Hilfe, wenn es dir schlecht geht!

Mutig ist, wer sich auf andere verlässt, es wagt, um Hilfe zu bitten und nicht zögert, seine Grenzen und Probleme einzugestehen. 
Du bist keine Last: Bitte um Hilfe, wenn es dir schlecht geht!
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 08. März 2023

Wir lernen in der Kindheit, mutig zu sein und keine Angst vor der Dunkelheit zu haben. Starke Personen weinen nicht und haben großes Selbstvertrauen. Auch im Erwachsenenalter glauben deshalb viele, dass es besser ist, nicht um Hilfe zu bitten, andere nicht zu belasten und keine Schwäche zu zeigen. Wir spielen gerne die Retter anderer, finden es jedoch beschämend, selbst um etwas zu bitten. Oft empfinden wir Verletzlichkeit als Bedrohung und wagen es nicht zuzugeben, dass es uns schlecht geht.

Die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, ist keinesfalls eine schlechte Gewohnheit. Wir müssen uns jedoch auch im Klaren sein, dass wir in manchen Zeiten Hilfe benötigen. 

“Wir sind dazu geboren, wohltätig zu sein.”

William Shakespeare

Du bist keine Last: Bitte um Hilfe, wenn es dir schlecht geht!
Kinder und Jugendliche müssen wissen, dass es normal ist, um Hilfe zu bitten.

Bitte um Hilfe, wenn es dir schlecht geht!

Viele Kinder fragen in der Schule nicht, um sich nicht lächerlich zu machen. Wir verinnerlichen schon früh, dass es ein Zeichen von Schwäche oder Inkompetenz ist, andere um Unterstützung bitten zu müssen. Doch die meisten Menschen lieben es, anderen zu helfen. Genau das sagt uns eine Studie der Universität Oxford. Freundliche Taten geben uns ein gutes Gefühl. Anderen in schwierigen Zeiten zu helfen, gibt uns das Gefühl der Nützlichkeit, macht uns zufrieden und hilft uns, uns selbst zu verwirklichen.

Vorurteile halten jedoch viele davon ab, um Hilfe zu bitten. Wenn dir das auch so geht, können dir folgende Sätze zeigen, dass es ganz normal ist, um Hilfe zu bitten.

“Wenn der Rat gut ist, spielt es keine Rolle, wer ihn erteilt hat.”

Thomas Fuller

1. Mutig ist, wer um Hilfe bittet, nicht, wer so tut, als ob es im gut ginge.

Unabhängigkeit, Entschlossenheit und Effizienz sind in unserer leistungsorientierten Gesellschaft wichtig. Wir lernen bereits in der Kindheit, dass Helden jedes Missgeschick allein meistern, doch diese Vorstellung ist nicht nur falsch, sondern auch kontraproduktiv. Mutig ist, wer sich auf andere verlässt, den Schritt wagt, um Hilfe zu bitten, wenn er sie braucht, und nicht zögert, seine Grenzen und Probleme einzugestehen. 

2. Du bist keine Last, du wirst geliebt.

Wenn du in Hoffnungslosigkeit gefangen bist, ist es schwer, das Licht jener Personen zu sehen, die für dich da sind. Es gibt diese Menschen: Partner, Familie, Freunde… Es gibt Menschen, die dich lieben und die für dich da sind. Du bist Teil ihres Lebens und kannst sie jederzeit um Hilfe bitten.

3. Du schaffst es nicht allein, andere helfen dir, Kraft zu finden.

Du hast dich vielleicht daran gewöhnt, dich um alles selbst zu kümmern. Du reichst anderen deine Hand, damit sie sich stützen und an deiner Schulter ausweinen können. Aber wer kümmert sich um dich? Wenn es dir schlecht geht, sind andere für dich da, um dir die Kraft zu geben, die du brauchst, um Lösungen zu finden. 

4. Verletzlich zu sein, macht dich nicht fehlbar, sondern menschlich.

Die Akzeptanz der Verletzlichkeit ist eine Überlebensübung. Dr. Brené Brown, Professorin und Forscherin an der Universität von Houston, erinnert uns daran, dass es diese Dimension ist, die Liebe, Zugehörigkeit und sogar Mut ermöglicht. Wir sind keine unverwundbaren Wesen, keine Superhelden mit unangreifbarer Stärke. Wir sind aus Fleisch und Knochen, haben Gefühle und Bedürfnisse. Verwundbar zu sein ist Teil unseres Wesens, und dieses Gefühl macht uns nicht fehlbar, sondern erleichtert die Verbindung mit anderen.

5. Angst zu empfinden ist normal, wir alle fühlen sie, wenn wir um Hilfe bitten.

Angst, Beklemmung, Verlegenheit, Weifel, Unruhe…  Um Hilfe zu bitten ist nicht einfach. Doch wir sehen uns alle irgendwann in dieser Situation, es handelt sich um eine universelle Erfahrung. Zögere nicht daran, einer nahestehenden Person zu sagen: “Ich habe Angst und es geht mir nicht gut, ich brauche deine Hilfe.”

Frau bittet Freund um Hilfe
Es gibt Menschen, die dich lieben und da sind, um dir zu helfen und deine Zuflucht zu sein, wenn die Welt gegen dich zu sein scheint.

6. Niemand wird dich verurteilen. Du wirst die Liebe bekommen, die du brauchst.

Wer dich liebt, verurteilt dich nicht, wer dich als Teil von sich selbst empfindet, wird dich nicht kritisieren und deine Gefühle nicht infrage stellen. Schalte die irrationalen Gedanken aus, die deine Unentschlossenheit und den ständigen Glauben nähren, dass dich niemand verstehen wird. Du wirst Zuneigung, Liebe, Verständnis und Hilfe bekommen, denn es gibt Menschen in deinem Leben, die dir einen sicheren Hafen geben.

7. Alles wird viel besser, wenn du um Hilfe bittest.

Es mag dir schwerfallen, das zu glauben, denn du bist hoffnungslos und verzweifelt. Doch wenn du um Hilfe bittest, wirst du sie erhalten und die Dinge werden sich zum Guten wenden. Der Schmerz, den du jetzt spürst, ist nur vorübergehend – nichts währt ewig. Geteiltes Leid ist halbes Leid, zögere nicht daran, Zuflucht zu suchen, um neue Hoffnung zu schöpfen.

Auch du bist jederzeit bereit, den von dir geliebten Menschen zu helfen. Wenn es dir schlecht geht, musst du ihnen dein Vertrauen schenken, damit sie dich unterstützen können. Sei mutig und sprich es aus: “Ich brauche deine Hilfe.” Du wirst sehen, dass die Last von dir fällt, wenn du Verständnis, Liebe und Unterstützung als Antwort bekommst.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Curry, Oliver & Rowland, Lee & Van Lissa, Caspar & Zlotowitz, Sally & Mcalaney, John & Whitehouse, Harvey. (2018). Happy to help? A systematic review and meta-analysis of the effects of performing acts of kindness on the well-being of the actor. Journal of Experimental Social Psychology. 76. 10.1016/j.jesp.2018.02.014.
  • Flynn, F. J., & Lake, V. K. B. (2008). If you need help, just ask: Underestimating compliance with direct requests for help. Journal of Personality and Social Psychology, 95(1), 128–143. https://doi.org/10.1037/0022-3514.95.1.128
  • Miller, D. T. (1999). The norm of self-interest. American Psychologist, 54(12), 1053–1060. https://doi.org/10.1037/0003-066X.54.12.1053

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.