Digitale Untreue: virtuelles Fremdgehen mit Folgen

Du musst dein Zuhause nicht mehr verlassen, um deinem Partner untreu zu werden. In der Online-Welt sind die Möglichkeiten endlos und die Betrügereien mannigfaltig. Digitale Untreue ist immer häufiger zu beobachten...
Digitale Untreue: virtuelles Fremdgehen mit Folgen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Mit dem Einzug der Technologie sind in unserem Alltag auch neue Formen des emotionalen Betrugs zu beobachten: Digitale Untreue ist ein immer häufiger auftretendes Phänomen und eine Quelle von Leid und Sorgen in einer Paarbeziehung.

Es ist nicht mehr nötig, das Haus zu verlassen, um eine Person zu betrügen. Doch genau dies dient häufig auch als Ausrede, denn schließlich findet die Untreue nur im virtuellen Raum statt. Trotzdem verursacht dieses Verhalten Schmerzen und zerstört das Vertrauen in die andere Person. Es handelt sich um Untreue, die in einer Parallelwelt stattfindet, deshalb jedoch nicht weniger belastend ist.

Digitale Untreue ist nicht nur bei Digital Natives weitverbreitet. Der Konsum von Online-Pornografie verteilt sich auf alle Altersgruppen und auch dies kann zumindest teilweise als Betrug gewertet werden. Vor allem, wenn der Partner oder die Partnerin nichts weiß oder darüber nicht glücklich ist.

digitale Untreue verursacht Schmerzen

Digitale Untreue: Verrat, heimliche Gefühle und Stärkung des Selbstwertgefühls

Untreue ist nicht mehr das, was sie einmal war, aber deswegen nicht weniger ernst. Während das Fremdgehen früher mit einem Flirt am Arbeitsplatz oder einer heimlichen Eskapade auf der Suche nach etwas Neuem geschah, reicht heute ein Konto in einem sozialen Netzwerk aus. Ein paar Likes, ein paar anzügliche Kommentare zu einem Foto, eine Direktnachricht und das Spiel beginnt: der digitale Flirt.

Es gibt viele, die glauben, dass digitale Untreue keine echte Untreue ist. Aber wo liegt die Grenze? Forschungsarbeiten, wie die des National Institute of Mental Health and Neurosciences (NIMHANS) in Bangalore (Indien), machen es deutlich: Online-Untreue wird als genauso traumatisch empfunden wie echte Untreue.

Die digitale Welt, die Bühne für Zweideutigkeit

Digitale Untreue findet heimlich statt. Während der Partner oder die Partnerin andersweitig beschätigt ist, werden Nachrichten ausgetauscht oder anzügliche Fotos verschickt (Sexting). Ist das Betrug oder nicht?

Digitale Untreue führt oft zu Verwirrung: Schließlich handelt es sich nicht um einen realen Flirt, doch wie jede andere Realität schmerzt diese Situation und sorgt für Unbehagen. Folgende Gründe erklären, warum auch virutelles Flirten Betrug ist:

  • Digitale Untreue verletzt das Prinzip des gegenseitigen Vertrauens.
  • Sie erfolgt meist heimlich, da die Person genau weiß, dass ihr Partner oder ihre Partnerin davon nicht begeistert wäre.
  • Es geht nicht ausschließlich darum, den Partner sexuell zu betrügen. Es geht in einer Beziehung um viel mehr. Die Absichten sind deshalb genauso wie die Tat selbst.

Eine Studie der Northcentral University (Kalifornien) weist darauf hin, dass emotionale Untreue als schwerwiegender betrachtet wird als sexuelle Untreue im Internet. Außerdem nehmen Männer digitale Untreue im Durchschnitt weniger ernst als Frauen.

digitale Untreue

Probleme mit dem Selbstwertgefühl als Auslöser für digitale Untreue

Wenn es um den Austausch von Likes, Kommentaren und intimen Gesprächen geht, sind die meisten Menschen nicht darauf aus, ihre Partner zu betrügen. Das Ziel ist nicht der Sex oder der Betrug an sich.

In Wirklichkeit geht es um das Verlangen nach neuen Erfahrungen, den Adrenalinschub, die Steigerung des Selbstwertgefühls, die heimliche Suche nach Nervenkitzel.

  • Das Profil des digitalen Betrügers ist eine Person mit geringem Selbstwertgefühl, die schnelle Verstärkung braucht.
  • Wir dürfen nicht vergessen, dass es unzählige Portale und Anwendungen gibt, die sich genau an dieser Art von Bedürfnissen bereichern. Emotionale Probleme sind ein Geschäft für große Internetunternehmen.
  • Ein weiterer Grund für digitales Flirten ist, den “Marktwert” festzustellen: Welches Potenzial habe ich? Bin ich noch attraktiv?
  • Die digitale Welt ist einfacher als die reale Welt. Das ist ein weiterer offensichtlicher Punkt: Die Online-Welt bewegt sich in einem anderen Tempo, hat andere Regeln und alles ist anregender und vor allem schneller. Wir melden uns bei bestimmten Anwendungen an und finden sofort andere mit ähnlichem Geschmack… und das ganz anonym!

Seit dem bekannten Streifen “Sex, Lügen und Video” von Steven Soderbergh haben sich die Zeiten geändert. Sex und Untreue erfolgen jetzt in anderen Räumen, allerdings sind die Folgen genauso schmerzlich und zerstörerisch.


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