Die Wurzeln der Angst zeigen sich bereits im Alter von 14 Monaten

Eine langjährige Studie verrät, dass bereits bei Kleinkindern Hinweise auf Angst zu erkennen sind. Erfahre heute mehr über dieses Thema.
Die Wurzeln der Angst zeigen sich bereits im Alter von 14 Monaten
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Die Wurzeln der Angst zeigen sich bereits im Alter von 14 Monaten. Dies geht aus einer langjährigen Studie hervor, die sehr aufschlussreiche, gleichzeitig jedoch besorgniserregende Ergebnisse erzielte. Der menschliche Charakter und das Temperament werden in jungen Jahren sichtbar, wobei auch die Neigung zu Stress und Angst bereits erkennbar ist.

Bedeutet dies, dass beispielsweise ein anspruchsvolles Baby in der Zukunft an einer Angststörung leiden wird? Das ist eindeutig nicht der Fall. Es ist nicht möglich, diese Art von schlüssigen Zusammenhängen herzustellen. Allerdings zeichnen sich bestimmte Muster ab, die eine Tendenz zu Sorgen und Ängsten erkennen lassen. Betroffene Kinder leiden in ihrem späteren Leben auch häufiger an Panikattacken.

Wissenschaftler sprechen von der “emotionalen Überaktivierung”, eine Eigenschaft, die wir bei Kindern bereits im ersten Lebensjahr beobachten können und die in vielen Fällen das Verhalten des Kindes im Laufe der Zeit bestimmt. Nachfolgend analysieren wir diese Eigenschaft etwas genauer.

Die Wurzeln der Angst zeigen sich bereits im Alter von 14 Monaten

Das kindliche Temperament

Wissenschaftler der University of Maryland veröffentlichten eine Studie, die der Frage nachgeht, wann die ersten Symptome von Angst auftreten. Diese Untersuchung wurde von Dr. Alva Tang geleitet und kommt zu dem Schluss, dass bereits Babys im Alter von knapp über einem Jahr ein bestimmtes Temperament zeigen, das interessante Daten offenbaren kann.

Daraus ist abzuleiten, ob die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Psychopathologien wie Angst, Stress und Depression geringer oder höher ist. Bevor wir näher auf dieses Thema eingehen, ist es wichtig zu wissen, wie das kindliche Temperament definiert wird.

Der Unterschied zwischen Temperament und Charakter

Das Temperament steht im Zusammenhang mit der biologischen und speziell mit der angeborenen emotionalen Veranlagung eines jeden Menschen. Es bezieht sich im Wesentlichen auf die Art und Weise, wie wir auf die Umgebung um uns herum reagieren. Wir haben es also mit einer angeborenen Dimension zu tun, die uns bei der Geburt mitgegeben wird und die man bei jedem Baby beobachten kann. Es genügt zu sehen, wie das Kind agiert und auf seine Umgebung reagiert.

Auf der anderen Seite entfernt sich der Charakter von dieser genetischen und ererbten Komponente und ist mit dem soziokulturellen Lernen und der Erfahrung selbst verbunden. Das Interessante ist, dass dieses Merkmal relevanter ist. Da der Charakter das Temperament kontrollieren kann, kann er es auch verändern, um sich besser an die Umwelt anzupassen.

Dies ist von großer Bedeutung. Die Studie der University of Maryland zeigt zwar, dass die Wurzeln der Angst bei Kindern bereits im Alter von 14 Monaten vorhanden sind, doch es besteht die Möglichkeit, das Temperament zu erziehen. Verschiedene Strategien helfen, einen Charakter mit erfolgreichen emotionalen Fähigkeiten zu entwickeln.

Die Wurzeln der Angst zeigen sich bereits im Alter von 14 Monaten

Die Wurzeln der Angst zeigen sich bereits bei 14 Monate alten Kindern

Die Wissenschaftler untersuchten die Frage, ab wann eine Person die ersten Symptome einer “emotionalen Überreaktion” zeigt. Es handelt sich dabei um Reaktionen, die vielen von uns sehr vertraut sind: Sorgen, Panikattacken, Unsicherheit, Angst vor Verurteilung, die Vorwegnahme von Dingen, die noch nicht geschehen sind, Negativität und Fatalität…

Angststörungen sind eine immer häufiger auftretende Realität, ein Zustand, der auch oft einer Depression vorausgeht oder zusammen mit dieser auftritt. Deshalb war es für das Wissenschaftlerteam wichtig, den Auslösern und Wurzeln der Angst auf den Grund zu gehen. Nach der 30 Jahre langen Studie konnten die Forscher erkennen, dass die Grundlagen für Angst bereits im Alter von 14 Monaten vorhanden sind.

Das gehemmte Temperament und das ängstliche Kind

Bis heute gibt es wenig wissenschaftliche Dokumentation über das kindliche Temperament und seine Beziehung zur erwachsenen Persönlichkeit. Wir wissen jedoch, dass ein durch Inhibition geprägtes Temperament das Auftreten von Angst- und Depression im Erwachsenenalter begünstigt.

Die Daten mögen kategorisch klingen, doch es ist interessant, etwas mehr über Temperamente und Inhibition zu erfahren.

  • Betroffene Kinder haben große Angst vor Neuem, auch wenn es sich um Spielzeug oder Alltagsgegenstände handelt.
  • Außerdem tolerieren diese Babys keine Veränderungen, auch wenn diese sehr subtil sind.
  • Sie fühlen sich nur bei ihren Eltern wohl und akzeptieren keine anderen Personen.
  • Obwohl die Wurzeln der Angst bei Kindern bereits im Alter von 14 Monaten vorhanden sind, muss erwähnt werden, dass die Symptome ab dem Alter von zwei oder drei Jahren intensiver sein können. Es kommt in diesem Fall häufig zur Somatisierung: Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Durchfall usw.
  • Wenn sie heranwachsen und anfangen zu kommunizieren, wird ihr Denken von Zweifeln und Ängsten geprägt. “Die anderen werden mich auslachen, wenn ich in die Schule gehe”, “Was wird passieren, wenn Mama und Papa sterben?”
  • Vermeidende Verhaltensweisen sind ebenfalls häufig, wie beispielsweise Angst vor der Schule, Angst vor dem Erlernen des Fahrradfahrens, des Schwimmens … Es sind auch Kinder, die häufig bei ihren Eltern schlafen möchten.

Wurzeln der Angst in der Kindheit und Erziehung

Wir wissen, dass die Wurzeln der Angst bereits bei Kindern im Alter von 14 Monaten auftreten. Es stellt sich deshalb die Frage, was du tun kannst, wenn du ein entsprechendes Temperament bei deinem Kind beobachtest.

Routine ist für jedes Kind wichtig, um Sicherheit zu erfahren. Eine gesunde Bindung zu seinen Eltern stärkt das Kind und fördert sein Wohlbefinden. Andererseits musst du vermeidende Verhaltensweisen und Ängste behandeln, sobald sie auftreten. Die emotionale Erziehung ist in diesem Fall ein Garant für Erfolg.

Das Kind muss seine Ängste rationalisieren, seine Emotionen verstehen und verwalten, um Ängste und irrationale Vorstellungen auszulöschen. Das braucht Zeit und Geduld, denn um den Charakter des Erwachsenen von morgen zu formen, muss das Kind von heute die Grundlagen für Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und persönliche Sicherheit entwickeln.


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