Die Weisheit unserer Ahnen: Die Schamanin in Animationsfilmen
Über viele Generationen hinweg haben Schamanen ihre Weisheit kultiviert und an die jeweils Jüngeren weitergegeben. Weisheit und Schamanismus sind daher eng miteinander verbunden. Eine Schamanin ist eine Person, die das Wissen der Vorfahren schätzt und zusammenträgt und bereit ist, dieses Wissen zur Verbesserung der Welt einzusetzen.
Generell sind Schamaninnen mit der Natur und dem Geist der Dinge verbunden. Sie arbeiten mit diesem Geist und wissen, wie er sich verhält und was ihn motiviert. Sie haben auch Wissen über Kräutermedizin und Naturheilkunde und sind stets bereit, ihr Wissen zu teilen und zum Wohl ihrer Mitmenschen zu nutzen. Dank ihrer Kenntnisse sind sie zudem in der Lage, Krankheiten zu heilen, die die Seele betreffen. In indigenen Gesellschaften haben sie deshalb eine sehr hohe Position inne.
Auf den ersten Blick scheinen Schamaninnen sehr geheimnisvolle Menschen zu sein. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie so eng mit ihrer Umgebung verbunden sind, dass es einem Außenstehenden wie Magie erscheint. Sie erreichen diese Verbindung durch ständige Meditation und auch durch die Liebe, die sie für alles haben, was wächst und sich entwickelt. Das schließt ihre Vorgängerinnen mit ein.
Das heißt, dass sie ihre Weisheit durch den Kontakt zu den Geistern derjenigen, die vor ihnen kamen, erlangt haben. Und über das Wissen, dass seitens der Älteren mit Kindern und Enkelkindern geteilt wird. Das Wissen, das eine Schamanin heute hat, ist darum viel umfassender als das einer Schamanin, die vor einem Jahrhundert gelebt hat. Erkenntnisse bauen nämlich auf Erkenntnissen auf und Wissen wird kultiviert, wenn wir es teilen.
Schamaninnen in Filmen
Obwohl sie in Filmen selten mit ihrem Namen bezeichnet werden, gibt es viele Charaktere, die Schamaninnen darstellen. Normalerweise sind diese Filmfiguren ältere Menschen, die sehr weise sind. Im Allgemeinen sind sie auch exzentrisch. Vielleicht nehmen junge Leute deswegen den Rat einer Schamanin nicht immer so ernst, wie sie sollten. Dann müssen sie oft komplizierten Situationen durchstehen, die sie hätten vermeiden können, wenn sie den Ratschlag der Schamanin befolgt hätten.
In der Realität ist Schamanismus meist eine Praxis, die von Männern ausgeführt wird. Im Film sieht man aber auch Frauen, die Schamaninnen sind. Hier stellen wir euch einige Schamaninnen aus Animationsfilmen vor.
Gramma Tala, die Schamanin des Ozeans
2016 kam der Animationsfilm Vaiana von Ron Clemens und John Musker in die Kinos. Der Film erzählt die Geschichte der jungen Vaiana, der Tochter des Häuptlings Tui auf der Insel Motonui. Als die Insel von Dunkelheit bedroht wird, muss Vaiana eine lange Reise über den Ozean antreten. Vaiana versteht es als ihre Pflicht, nach Maui, einem legendären Halbgott, zu suchen und der Göttin Te Fiti ihr Herz zurückzugeben, das Maui ihr gestohlen hatte.
Vaiana hat sich schon als Kind vom Ozean angezogen gefühlt, ohne zu wissen, warum. Nur die alte Tala, ihre exzentrische Großmutter, kann diese Frage beantworten. Tala ist die einzige Frau im Dorf, die sich an die Herkunft ihres Volkes erinnert.
Und Tala ist die Einzige, die weiß, wie die Insel zu retten ist. Da sie die alten Legenden kennt, kann sie Vaiana leiten.
Tanana, der Frühling im Winter
Bärenbrüder ist ein von Tab Murphy geschriebener Film, der von Aaron Blaise und Robert Walker 2003 animiert wurde. Bärenbrüder erzählt die Geschichte von Kenai, eines Jungen, der unbedingt ein Mann werden will.
Gemäß der Tradition seines Stammes soll Kenai bei einer Zeremonie ein wegweisendes Totem erhalten. Während dieser Zeremonie offenbaren die Ahnengeister jenes Totem der Dorfschamanin Tanana.
Als Kenai ungerechtfertigterweise einen Bären tötet, verwandeln die Ahnengeister ihn selbst in einen Bären. Natürlich verunsichert und verwirrt dieser Zustand Kenai und er weiß nicht, was er tun oder wie er sein Problem lösen soll. Die weise Tanana kommt ihm jedoch bald zu Hilfe.
Tanana sagt ihm, dass er zum heiligen Berg gehen müsse, um den Zauber zu brechen. Die Schamanin erklärt Kenai auch, dass Sitka, sein kürzlich verstorbener Bruder, Kenai seine Bärengestalt gegeben habe. Hätte Kenai diese Anweisungen von Tanana nicht erhalten, wäre er nicht in der Lage gewesen, sein Ziel zu erreichen. Er wäre nicht in der Lage gewesen, den Zauber zu brechen.
Mama Odie, eine Königin des Sumpfs
Küss den Frosch ist ein Film aus dem Jahr 2009. Wie für Vaiana sind auch für diesen Trickfilm Ron Clements und John Musker verantwortlich. Küss den Frosch erzählt die Geschichte von Tiana, einer jungen schwarzen Frau, die davon träumt, ein eigenes Restaurant zu eröffnen.
Während sie auf einem Ball ist, küsst Tiana einen Frosch, der sich als verzauberter Prinz entpuppt. Aber der Frosch verwandelt sich nicht in einen Prinzen – stattdessen verwandelt sich Tiana auch in einen Frosch. So muss sie nun versuchen, den Zauber zusammen mit Prince Naveen, dem verzauberten Frosch, zu brechen.
Auf ihrer Reise treffen Naveen und Tiana den Alligator Louis, einen Amateur-Trompeter. Louis erzählt den beiden, dass die einzige Person, die in der Lage sei, ihren Zauber zu brechen, Mama Odie sei.
“Nicht schlecht für eine 197-jährige blinde Frau!”
Mama Odie
Mama Odie ist eine gütige Voodoo-Priesterin, die im Bayou, einem Sumpfgebiet nahe der Stadt New Orleans, lebt. Laut den Anwohnern dieses Gebietes sei Mama Odie sehr mächtig. Obwohl sie ein bisschen verrückt und exzentrisch ist, ist Mama Odie sehr weise.
Mama Odie versucht, Tiana und Naveen dazu zu bringen, mit ihren eigenen Mitteln eine Lösung für ihr Problem zu finden. Sie zieht es vor, nicht alles mit Magie zu lösen. Das führt dazu, dass Tiana und Naveen sich gut kennenlernen und ineinander verlieben.
Das Wissen, das mit dem Alter kommt
Wie wir an diesen drei Beispielen sehen können, sind Schamaninnen stets bereit, ihr Wissen zu teilen. Sie möchten, dass die Menschen in ihrer Umgebung glücklich sind und ihre Ziele erreichen können. Diese Schamaninnen greifen aktiv in das Leben der Filmheldinnen und Filmhelden ein.
Diese weisen alten Frauen speisen ihre Intelligenz aus den vielen Erfahrungen, die sie gemacht haben. Ein Großteil ihres Wissens beruht auf ihrem Verständnis ihrer Kultur und der magischen Elemente in ihr. Mit zunehmendem Alter erwerben sie ihre Weisheit.
Unsere Lebenserfahrungen prägen uns.
Wir müssen nicht Teil einer indigenen Gemeinschaft sein, um schamanische Weisheit zu finden. Schauen wir uns nur um: Es gibt viele erfahrene und kluge Leute, die bereit sind, uns auf unserem Lebensweg Ratschläge zu geben. Wir müssen lediglich zuhören!