Die Spaß-Theorie: Belohnung statt Bestrafung
Bis vor nicht allzu langer Zeit lebten wir in einer Welt, in der Menschen dachten, dass Bestrafung ein Teil der Erziehung sein sollte. In der Schule wurden die Schüler so lange diszipliniert, bis sie gelernt hatten, sich selber zu disziplinieren. Allerdings haben wir uns inzwischen größtenteils von dieser Vorstellung abgewandt. Neue Theorien wie die Spaß-Theorie haben gezeigt, dass es viel bessere Methoden gibt.
Dennoch wollen wir nicht leugnen, dass Menschen mit höchst egoistischen Verhaltensmustern auf die Welt kommen. Allmählich müssen wir erlernen, uns von der Vorstellung zu lösen, dass wir das Zentrum der Welt sind und all unsere Wünsche in Erfüllung gehen werden. Nur so sind wir dazu in der Lage, in einer Gesellschaft zu leben.
Die Spaß-Theorie besagt, dass Menschen eher Dinge tun werden, die sie als “nervig” empfinden, wenn diese einen Spaß-Aspekt enthalten. Anders ausgedrückt kann ein positiver Anreiz Menschen sehr stark dazu motivieren, bestimmte Regeln einzuhalten oder gewisse Dinge zu tun, die der Gesellschaft dienlich sind.
Die Ursprünge der Spaß-Theorie
Die Spaß-Theorie entstand im Jahr 2001. Allerdings wurde sie nicht im wissenschaftlichen Umfeld entwickelt. Der Automobilhersteller Volkswagen sponserte ein Experiment. Mit dieser Aktion, einer Mischung aus Marketing und unternehmerischer Sozialverantwortung, wollte der Automobilriese beweisen, dass es möglich ist, soziale und individuelle Veränderungen zu bewirken, solange Anreize vorhanden sind.
Daher veröffentlichte Volkswagen seine “Spaß-Theorie”, um Menschen dazu zu inspirieren, ein ausgefüllteres Leben zu führen. Darüber hinaus sollte natürlich auch ein positives Image für die Marke VW geschaffen werden. Für diese Kampagne wurden außerdem verschiedene soziale Experimente durchgeführt, um die Reaktionen der Menschen zu beobachten.
Jedes Experiment stellte die Menschen vor ein Dilemma. Sie hatten jeweils zwei Optionen: die erste beinhaltete Routine und Bequemlichkeit und die andere erforderte einige Anstrengungen. Darüber hinaus versprach die zweite Option aber auch eine außergewöhnliche und unterhaltsame Erfahrung.
Das erste Experiment
Obwohl das erste soziale Experiment sehr einfach war, war es dennoch sehr aufschlussreich. Es wurde an einem sehr belebten Ort durchgeführt: der am stärksten frequentierten U-Bahn-Station in Schweden. Auf der einen Seite war eine Rolltreppe. Auf der anderen Seite befand sich eine normale Treppe. Die Frage, die untersucht werden sollte: Was kann man tun, damit Menschen die normale Treppe anstelle der Rolltreppe benutzen?
Auf diese Frage hatten die Projektverantwortlichen eine witzige Antwort. Sie erfanden die so genannte “Piano-Treppe”. Dafür wurden einfach die Stufen der Treppe wie Klaviertasten angemalt. Außerdem machte jede Stufe ein Geräusch, sobald jemand die Stufe betrat. Es war, als würdest du tatsächlich ein Musikinstrument spielen.
Auch die Ergebnisse waren überraschend. Normalerweise benutzten 95 % der Menschen die Rolltreppe, um auf die Straße zu gelangen. Aber nachdem die Piano-Treppe fertiggestellt war, entschieden sich 66 % der Menschen dazu, die normale Treppe zu benutzen. Darüber hinaus schien es ihnen viel Spaß zu machen, dies zu tun!
Weitere Experimente zur Spaß-Theorie
Das zweite Experiment, das VW durchführte, um die Spaß-Theorie zu testen, war noch wesentlich erfolgreicher als das erste. Viele Menschen werfen ihren Abfall auf den Boden, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Vor diesem Hintergrund wurde das zweite Experiment geplant. Auch dieses wurde in Stockholm (Schweden) durchgeführt.
Dazu wurden einige Abfalleimer aufgestellt, die mit speziellen Sensoren ausgestattet waren. Jedes Mal, wenn jemand etwas in den Mülleimer warf, ertönte ein Geräusch. Dieses hörte sich genauso an, wie in den Zeichentrickfilmen, wenn jemand von einer Klippe herunterfällt. Die Menschen fanden das sehr lustig und manche konnten gar nicht damit aufhören, Müll in die Eimer zu werfen. Außerdem sammelten sie sogar den Abfall vom Boden auf, um ihn zu entsorgen.
So verdoppelte sich in nur einem einzigen Tag die gesammelte Abfallmenge. Auch dieses Experiment bewies, dass die Spaß-Theorie in einigen Fällen funktionieren kann. Allerdings wurde sie bisher nur als Marketing-Instrument für Unternehmen untersucht.
Daher stellt sich nun die Frage, ob diese Theorie auch bei größeren Problemen funktionieren kann. Wie wir bereits erwähnt haben, sind wir nicht sicher, ob die Spaß-Theorie tatsächlich anhaltende Verhaltensänderungen bewirken kann. Es sind noch nicht genügend Daten vorhanden, um hierüber fundierte Aussagen zu treffen.
Trotzdem wurde deutlich, dass Spaß Menschen dazu bringen kann, bestimmte Dinge zu tun. Neuartige Dinge und Spaß sind ausreichend starke Anreize, um Menschen dazu zu veranlassen, sich verbessern zu wollen.
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- Cervelló Gimeno, E., Escartí, A., & Balagué Gea, G. (1999). Relaciones entre la orientación de meta disposicional y la satisfacción con los resultados deportivos, las creencias sobre las causas de éxito en deporte y la diversión con la práctica. Revista de Psicología del deporte, 8(1), 0007-19.