Die Paarblase nach Stan Tatkin für eine stabile Beziehung

Der Kliniker Stan Tatkin hat den Begriff der Paarblase geprägt. Dieser basiert auf einer Reihe von Prinzipien, mit denen Paare eine gesunde und stabile Beziehung aufbauen können.
Die Paarblase nach Stan Tatkin für eine stabile Beziehung
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Raquel Lemos Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 10. April 2023

Stan Tatkin ist ein Kliniker, der den psychobiologischen Ansatz zur Paartherapie (PACT) entwickelt hat. Schon seit Jahren konzentriert er sich auf das Studium von Menschen in ihren Beziehungen sowie auf die Art und Weise, wie diese aufgebaut sind. Daraus ist das Konzept der Paarblase entstanden.

Was genau unter dieser sogenannten Paarblase zu verstehen ist, erklären wir in diesem Artikel. An dieser Stelle können wir aber bereits ein paar Informationen geben: Im Allgemeinen sind mit der Paarblase die Vereinbarungen gemeint, die Personen innerhalb einer Beziehung in irgendeiner Form getroffen haben – sei es explizit oder implizit. Das kann zum Beispiel die Treue betreffen.

Die Prinzipien der Paarblase

Um näher auf das Konzept der Paarblase einzugehen, so wie es von Tatkin vermittelt wird, dient das von ihm verfasste Buch „Wired for Love“. In diesem wird das Konzept im Detail behandelt. Tatkin beschreibt die Prinzipien, die laut ihm in einer Paarblase vorhanden sein sollten.

Was er dabei von Anfang klarmacht, ist, dass beide Mitglieder in einer Beziehung an der Paarblase arbeiten müssen. Außerdem erklärt er, dass in einer Beziehung ernsthafte Probleme auftreten können, wenn sich die jeweiligen Personen auf unterschiedlichen Stufen befinden.

Das heißt, eine Partei kann nicht immer nur geben, ohne etwas zurückzubekommen. Unter diesen Umständen, die häufiger bestehen als angenommen, ist das Platzen der Blase sicher.

Paar ignoriert sich

1. „Du zuerst!“ funktioniert nicht

Eines der ersten Prinzipien nach Tatkin besagt: Es ist nicht machbar, den Partner oder die Partnerin den ersten Schritt machen zu lassen, um daraufhin reagieren zu können. Die Konstruktion der Blase beginnt damit, selbst sein Bestes zu geben. So werden die Sicherheit, das Wohlbefinden und die Freude der Person garantiert, die diese Gefühlszustände mit uns teilt.

Zudem besteht beim bedingungslosen Geben, das immer auf unsere eigenen Werte ausgerichtet ist, die Möglichkeit zu sehen, wie sich das Gegenüber verhält. Zerstört es die Blase? Trägt es seinen Teil dazu bei, die Blase zu erhalten?

2. Sicherheit im Partner finden

Hierbei handelt es sich um ein anderes Prinzip, das Tatkin in seinem Buch erwähnt. Laut diesem Prinzip sollte es eine fließende Kommunikation geben, um zu wissen, wie der anderen Person die Sicherheit geboten werden kann, die diese in der Beziehung braucht. Hier spielen teilweise die Ängste und andere zuvor gemachte Erfahrungen eine Rolle, die zukünftige Beziehungen beeinflussen.

Wenn beispielsweise der Partner oder die Partnerin häufig Untreue erlebt hat, kann es sein, dass er oder sie bestimmte Hinweise darauf benötigt, dass es in der jetzigen Beziehung nicht noch mal zu Untreue kommen wird. Was notwendig ist, um dieses Sicherheitsgefühl aufrechtzuerhalten, muss mit der anderen Person vereinbart werden.

3. Paarblase nicht platzen lassen

Laut dem dritten Prinzip gilt es, dass Platzen der Paarblase zu verhindern. Das lässt sich erreichen, indem dem Gegenüber vermittelt wird, dass es wichtig ist. Auch sollte diesem Zeit gewidmet und Sicherheit geboten werden, um Vertrauen zu schaffen.

Wenn in einer Beziehung Vorwürfe wie „Du beachtest mich nicht!“, „Du verbringst nur Zeit mit deinen Freunden!“ oder „Du hast dich verändert!“ gemacht werden, sollte man alarmiert sein. Die Paarblase ist dabei zu zerplatzen und erfordert, eine Entscheidung zu treffen: dies zuzulassen oder zu analysieren, was schiefläuft.

Paar im Konflikt

4. Paarblase schützen

Die Paarblase zu schützen ist das letzte Prinzip. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass das Paar voneinander abhängig werden soll, wie Tatkin in seinem Buch erklärt. Im Gegenteil steht eine gesunde Beziehung mit einer stabilen Paarblase für Nähe und Unabhängigkeit gleichermaßen.

Die Paarblase ist ein Ort, an dem sich beide Parteien sicher und geschützt fühlen. Sie wissen, dass sie auf den anderen zählen können, weil sie gleichzeitig etwas geben wie auch zurückbekommen. Der Partner oder die Partnerin hat oberste Priorität und ist in schwierigen Zeiten da. Auch arbeiten beide an einer wirksamen Kommunikation, bei der einander zugehört wird.

Wenn eine Paarblase entwickelt wird, bedeutet das nicht, dass sich beide Personen in dieser einschließen und nicht mehr ihre Beziehungen zu anderen Menschen pflegen. Tatsächlich kreieren sie einen schützenden Ort zum Wachsen, der sowohl Unabhängigkeit als auch Nähe erlaubt. Wird diese Blase zerstört, ist die Beziehung nicht mehr stabil.

„Wenn ihr euch beide innerhalb einer stabilen und sicheren Beziehung miteinander verbindet, wird diese nicht durch Streitigkeiten bedroht.“

-Stan Tatkin-


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.