Die moralische Lizenz oder Selbstlizensierung
Wer hält sich nicht gerne für einen guten Menschen? Das liegt daran, dass die Pflege eines positiven Selbstbildes wichtig ist. Aber was genau bewegt einen Menschen dann dazu, unmoralische Dinge zu tun? Auf diese Frage könnte Selbstlizensierung, auch als moralische Lizenz bekannt, eine Erklärung liefern.
Die Logik hinter Selbstlizensierung ist die, dass du unmoralische Dinge tun kannst, weil du dich in der Vergangenheit korrekt verhalten hast. Wir wollen das an einem Beispiel verdeutlichen: Wie viele Male hast du schon nach dem Sport zu dir selbst gesagt “Heute habe ich mir etwas Süßes verdient”? Wie du siehst, besteht die moralische Lizenz in der Rechtfertigung einer “unartigen” Handlung, damit du dich dafür nicht schuldig fühlst.
Wir werden heute einige Studien über die moralische Lizenz oder Selbstlizensierung vorstellen, damit du dich eingehender mit dieser Thematik auseinandersetzen kannst. Darüber hinaus wirst du verstehen, warum sich dieser Effekt auf manche Menschen schädlich auswirkt und sie kontaminiert.
“Die Tiefe und Stärke eines menschlichen Charakters wir durch seine moralischen Reserven definiert. Menschen offenbaren sich nur dann vollständig, wenn sie aus ihren gewohnten Lebensumständen geworfen werden, denn nur dann müssen sie auf ihre Reserven zurückgreifen.”
-Leo Trotzki-
Was sagt die Forschung über die moralische Lizenz?
Die moralische Lizenz und ihre Auswirkungen waren Gegenstand zahlreicher Experimente. Moralisches Verhalten ermöglicht es einem Menschen, sich anschließend unmoralisch zu verhalten. Verschiedene psychologische Theorien über das Verhalten heben das menschliche Bestreben nach kognitiver Konsistenz hervor. In Bezug auf seine Gedanken, Gefühle und sein Verhalten.
Eine ziemlich faszinierende Untersuchung über Selbstlizensierung spricht über dieses Bedürfnis nach Kohärenz. Die Autoren weisen darauf hin, dass Menschen, die sich moralisch lobenswert verhalten, das Gefühl haben, sie wären berechtigter dazu, eine moralisch fragwürdige Handlung auszuführen (Merritt, Effron and Monin, 2010).
Außerdem wurde in der Studie beobachtet, wie die moralische Lizenz zu einem breiten Spektrum unerwünschter Verhaltensweisen führt. Zum Beispiel zeigten Menschen schädlichere Einstellungen, nachdem sie sich an die gesellschaftlich erwünschten Dinge erinnert hatten, die sie in der Vergangenheit getan haben.
Daher führen nach Ansicht der Forscher gute Taten in der Vergangenheit dazu, dass Menschen sich frei fühlen, unethische oder problematische Verhaltensweisen zu zeigen. Obwohl sie diese ansonsten aus Angst davor vermeiden würden, als unmoralisch angesehen zu werden.
Eine andere Studie, die im Jahr 2016 von Jessica Cascio und E. Ashby Plant durchgeführt wurde, kam in Bezug auf die moralische Lizenz zu folgenden Schlussfolgerungen:
- Die Antizipation künftigen moralischen Verhaltens erlaubt es einer Person, sich unmoralisch zu verhalten.
- Wenn Menschen künftige moralisch akzeptable Taten antizipieren, verhalten sie sich rassistischer.
- Darüber hinaus ist eine moralische Lizenz möglicherweise auf die Anhäufung moralischer Pluspunkte zurückzuführen. Mit anderen Worten, das Verhalten erscheint gerechtfertigt, weil Menschen sich in der Vergangenheit moralisch korrekt verhalten haben.
- Vorurteile sind auf moralisches Verhalten zurückzuführen.
Moralische Reinigung
Ein wichtiger Beitrag zu dem, was die Wissenschaft über die moralische Lizenz weiß, erwähnt Folgendes: Das Schreiben über die eigenen positiven oder negativen Eigenschaften kann Spenden für wohltätige Zwecke beeinflussen. Außerdem auch ein kooperatives Verhalten in einem gemeinsamen Dilemma (Sachdeva, Iliev und Medin, 2009).
Basierend auf diesen Erkenntnissen argumentierten die genannten Autoren, dass Selbstlizensierung am besten als Teil eines breiteren Rahmens der Selbstregulierung interpretiert werden kann. Darin bestimmt die innere Balance des moralischen Selbstwertgefühls, ob sich ein Mensch moralisch oder unmoralisch verhält. Außerdem wird er auch die mit dem prosozialen Verhalten verbundenen Kosten bestimmen.
Kurz gesagt, die Autoren der Studie behaupten, dass der Anspruch einer moralischen Identität Menschen dazu veranlasst, unmoralische Handlungen zu rechtfertigen. Wenn aber diese moralische Identität bedroht wird, dient moralisches Verhalten im Gegenzug dazu, einen Teil des verlorenen Selbstwertgefühls wiederzuerlangen.
Mit anderen Worten, wenn ein Mensch sich ein moralisches Image aufgebaut hat, kann er eine unmoralische Handlung rechtfertigen. Ohne Angst zu haben, dieses moralische Image zu verlieren (Selbstlizensierung oder moralische Lizenz). Und wenn jemand von anderen als unmoralisch wahrgenommen wird, wird er versuchen, durch positive Handlungen sein moralisches Image wiederherzustellen (moralische Reinigung).
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Cascio, J. y Plant, EA (2015). Licencias morales prospectivas: ¿anticipar hacer el bien después te permite ser malo ahora? Revista de Psicología Social Experimental , 56 , 110-116.
Merritt, AC, Effron, DA y Monin, B. (2010). Autorización moral: cuando ser bueno nos libera para ser malos. Brújula de psicología social y de personalidad , 4 (5), 344-357.
Sachdeva, S., Iliev, R. y Medin, DL (2009). Santos pecadores y pecadores santos: la paradoja de la autorregulación moral. Ciencia psicológica , 20 (4), 523-528.