Die Kunstpsychologie: Konzepte und Merkmale

Die Kunstpsychologie eröffnet die Tür zu einer neuen Perspektive auf die Kunst, die sehr viel mit der menschlichen Psyche zu tun hat. Wir würden dir gerne zeigen, wie du dir diesen Raum erschließen kannst und laden dich ein, uns auf dieser Reise zu begleiten!
Die Kunstpsychologie: Konzepte und Merkmale

Letzte Aktualisierung: 03. Februar 2021

Die Kunstpsychologie ist ein Gebiet der Psychologie, das Kreativität und künstlerische Wertschätzung von einem psychologischen Standpunkt aus beleuchtet. Die Ziele der Kunstpsychologie ähneln denen, die andere psychologische Disziplinen verfolgen. Dazu gehören die Disziplinen, die grundlegende Prozesse wie Wahrnehmung, Gedächtnis und Emotion untersuchen, sowie die höheren Funktionen des Denkens und der Sprache.

Allerdings verfolgt diese Disziplin nicht nur praktische, sondern auch theoretische Zielsetzungen. Die Kunstpsychologie versucht Theorien sowohl über kreative als auch wahrnehmende Aktivitäten zu erarbeiten. Diese Ziele werden ebenfalls unter Anwendung und Berücksichtigung grundlegender Konzepte und Prinzipien der wissenschaftlichen Psychologie realisiert.

Kunstpsychologie - Kopf mit Kreide gemalt

Kunstpsychologie und andere Disziplinen

Die Kunstpsychologie umfasst aber nicht nur ihre eigenen Studienbereiche, sondern auch damit im Zusammenhang stehende Gebiete, die von der Psychologie behandelt werden. Daher besteht aufgrund der verschiedenen gemeinsamen Aspekte, die zwischen diesen Disziplinen bestehen, auch eine Beziehung zwischen der Kunstpsychologie und der Psychobiologie, der Evolutionspsychologie, der Psychopathologie oder Persönlichkeitsstudien. Hieraus wird bereits ersichtlich, dass der Studienbereich dieser Disziplin ziemlich komplex ist.

In vielen Ländern ist die Kunstpsychologie eine neue Disziplin. Es gibt eine Vielzahl englischsprachiger Literatur zu diesem Thema, aber in anderen Ländern wie Spanien lässt sich zu dieser Thematik nicht allzu viel finden. Darüber hinaus basieren die meisten Texte auf der Psychoanalyse.

Die Kunstpsychologie steht auch in Beziehung zu anderen Disziplinen wie beispielsweise der Philosophie. Dies liegt daran, dass diese Disziplin ein grundlegendes Verständnis für ästhetische Phänomene besitzt. Auch die Kunstgeschichte kann wertvolle Beiträge liefern, weil die Arbeiten aus psychologischer Sicht analysiert werden können.

Die Entwicklung der Kunstpsychologie

Viele Psychotherapeuten haben bereits die heilende Wirkung von Kunst sowohl bei Individuen als auch in Gruppen untersucht und getestet. Du kennst sicherlich diesen Studienbereich, der psychologische mit künstlerischen Elementen in Form der Kunsttherapie miteinander kombiniert.

Die Kunsttherapie entstand schon vor einigen Jahrzehnten in Rehabilitationsprogrammen, bei denen Techniken wie Schreiben, Musik, Malen usw. genutzt wurden. Trotzdem erfolgt die Implementierung in das klinische Umfeld nach wie vor langsam und gestaltet sich schwierig.

Dennoch ist die sogenannte Kunstpsychologie populär geworden. Sie basiert auf der Entwicklung von Kreativität und dem Abbau von Stress und Ängsten durch das Erlernen verschiedener Kunsttechniken (Malen, Skulpturen schaffen und ergänzende plastische Künste).

Psychologen, die Erfahrungen auf dem Gebiet der bildenden Künste haben, können den kreativen Prozess in therapeutischen Beziehungen als eine Art Mediator nutzen. Dabei beschäftigen sie sich mit Fragen rund um Psychismus, Subjektivität, Kultur und Gesellschaft.

Es gab zahlreiche und vielfältige Beiträge, die zur Entstehung dieser Disziplin beigetragen haben. Die Gestalt-Schule, Gustav Fechner, Sigmund Freud, Vygotsky und Gardner waren diejenigen, die dabei eine wichtige Rolle eingenommen haben.

Für Vygotsky besteht der höchste Grad der Zivilisation im Ausdruck von Kunst und Kultur, und die Arbeit ist ein Mittel für die sozio-historische Evolution. Seine Doktorarbeit über die Psychologie der Kunst markierte einen Meilenstein in der Psychologie. Er appellierte dabei an das “Unbewusste”, um die wesentlichen Aspekte der Kunst zu definieren.

Allerdings war sich Vygotsky darüber bewusst, dass Kunst kein primäres oder physiologisches Bedürfnis ist. Insofern stimmte er mit Abraham Maslows Sichtweise überein. Darüber hinaus vertrat er die Auffassung, dass der unbewusste Aspekt der Kunst nicht mit den traumähnlichen unbewussten Prozessen vergleichbar sei. Stattdessen war er der Meinung, dass Kunst vielmehr ein Schritt in Richtung des latenten Unbewussten des Menschen sei, während sich dieser im wachen Zustand befindet.

Kunstpsychologie - Pinsel auf Leinwand

Die psychologischen Vorzüge der Kunst

Experten haben kürzlich herausgefunden, dass das Malen die Ausschüttung von Dopamin und Endorphinen bewirkt. Dopamin ist auch als Glückshormon bekannt und Endorphine verleihen dir ein Gefühl des Wohlbefindens. Letztere werden beispielsweise freigesetzt, wenn du Sport treibst.

Außerdem ist bekannt, dass die Vollendung eines Kunstwerkes beim Künstler ein Glücksgefühl hervorruft, das dem bei der Geburt eines Kindes sehr ähnlich ist. Das liegt am Oxytocin, das ausgeschüttet wird.

Einige der wichtigsten Vorzüge sind folgende:

  • Entwicklung sozialer Fähigkeiten
  • Abbau von Stress und Ängsten
  • Psychisches Wohlbefinden
  • Verhaltenskontrolle
  • Arbeit am Unterbewusstsein als Methode der Erkenntnis

Kurz gesagt, obwohl Kunstpsychologie eine junge Disziplin ist, liegt ein Teil ihrer Ursprünge in Vygotskys Dissertation. Diese Arbeit gilt als Methode der Selbsterkenntnis bei der Arbeit mit dem Unterbewussten. Darüber hinaus ist sie auch ein wesentliches Studienelement in verschiedenen Gebieten der Psychologie.

Zum Beispiel wird sie im Rahmen der psychologischen Evaluation als Antwort auf spezifischere Interessen des Evaluators verwendet, während sie in Kunsttherapie-Workshops von Experten als freies therapeutisches Werkzeug oder zur Verbesserung der Selbsterkenntnis eingesetzt wird.

Das Bewusstsein über die Kunstpsychologie öffnet die Türen zu einer wunderbaren Ausdruckswelt in jedem Bereich der künstlerischen Manifestation.


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