Die dissoziale Persönlichkeitsstörung: Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen

Die dissoziale Persönlichkeitsstörung: Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen
Francisco Pérez

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Francisco Pérez.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Das wesentliche Merkmal der dissozialen Persönlichkeitsstörung ist ein allgemeines Verhaltensmuster, bei dem die Rechte anderer missachtet werden. Darüber hinaus bedeutet diese Missachtung der Rechte anderer oft, dass die Betroffenen keine Bedenken haben, sie zu verletzen, sobald sie ein Hindernis für ihre Interessen darstellen. Dieses Verhaltensmuster, das sich durch Verachtung auszeichnet, beginnt sich in der Regel bereits in der Kindheit oder frühen Adoleszenz zu entwickeln und setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort.

Dieses Verhaltensmuster wird auch als Psychopathie, Soziopathie oder antisoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Darüber hinaus sind Hinterlist und Manipulation zentrale Merkmale einer dissozialen Persönlichkeitsstörung.

Wie wird eine dissoziale Persönlichkeitsstörung diagnostiziert?

Damit bei einer Person eine antisoziale bzw. dissoziale Persönlichkeitsstörung diagnostiziert werden kann, muss sie bestimmte Kriterien erfüllen. Das erste Kriterium besagt, dass man mindestens 18 Jahre alt sein muss. Daher kann diese Störung bei Menschen unter 18 Jahren, auch wenn alle Anzeichen darauf hindeuten, nicht diagnostiziert werden.

Außerdem muss die Person bereits vor dem 15. Lebensjahr einige typische Symptome einer Verhaltensstörung gezeigt haben. Was verstehen wir unter einer Verhaltensstörung? Verhaltensstörungen sind sich wiederholende und anhaltende Verhaltensmuster, bei denen die Grundrechte anderer oder die wichtigsten sozialen Normen bzw. Regeln, die dem Alter der Person entsprechen, verletzt werden. Die für Verhaltensstörungen charakteristischen Verhaltensweisen werden in vier Kategorien eingeteilt. Diese vier Kategorien sind Aggression Menschen und Tieren gegenüber, Zerstörung von Eigentum, Betrug oder Diebstahl und schwere Verstöße gegen Vorschriften.

Jugendliche schaut nachdenklich in die Ferne

Dieses Muster eines unsozialen Verhaltens verliert sich nicht in der Patientengeschichte, außer im Falle einer Intervention. Im Gegenteil, dieses Verhaltensmuster setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Die Betroffenen handeln in manchen Fällen sogar gesetzeswidrig. Beispiele für solche Handlungen sind die Zerstörung von Eigentum, die Belästigung anderer, Diebstahl oder die Beteiligung an illegalen Aktivitäten.

Verachtung und Aggressivität anderen gegenüber sind Merkmale unsozialer Menschen

Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung missachten die Wünsche, Rechte oder Gefühle anderer. Oftmals sind sie hinterhältig und manipulativ. Sie verhalten sich aus einem persönlichen Vorteil heraus oder aus reinem Vergnügen (z. B. um Geld, Sex oder Macht zu bekommen) so.

Wiederholtes Lügen ist ebenfalls ein Merkmal unsozialer Menschen. So lügen sie beispielsweise wiederholte Male, verwenden ein Pseudonym, betrügen andere oder simulieren eine Krankheit.

Zudem manifestiert sich ein impulsives Verhaltensmuster durch ihre Unfähigkeit, Pläne für die Zukunft zu machen. Entscheidungen werden gedankenlos und dem Moment entsprechend getroffen. Bei solchen Entscheidungen steckt kein Plan dahinter und Arbeitsplätze, Wohnsitz oder Beziehungen werden plötzlich gewechselt.

Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung sind in der Regel leicht reizbar und aggressiv. Darüber hinaus verwickeln sie sich selbst in Auseinandersetzungen oder wenden körperliche Gewalt an (dazu gehören auch der Missbrauch des Partners oder Kindesmissbrauch). Auch haben diese Menschen so gut wie nie Bedenken, die Sicherheit anderer zu gefährden. Dies spiegelt sich in ihrem Verhalten wider, z. B. beim Autofahren, da sie schneller als erlaubt oder betrunken fahren und oft an Unfällen beteiligt sind.

Unter Umständen gehen sie hoch riskanten Aktivitäten mit schwerwiegenden Folgen nach. Deswegen haben sie ungeschützten Sex oder nehmen illegale Substanzen zu sich. Sie können auch bei der Betreuung von Kindern fahrlässig handeln und sie somit gefährlichen Situationen aussetzen.

Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung sind extrem verantwortungslos

Ein so hohes Maß an Verantwortungslosigkeit kann zum Beispiel am Arbeitsplatz beobachtet werden. So bleiben Betroffene trotz der Möglichkeit, zu arbeiten, über einen längeren Zeitraum hinweg lieber arbeitslos. Das zeigt sich auch dadurch, dass aktuelle Jobs gekündigt werden, ohne einen realistischen Plan zu verfolgen, um eine andere Beschäftigung zu finden.

Ebenso kann sich ein Muster abzeichnen, bei dem es viele Fehlzeiten bei der Arbeit gibt, die sich nicht durch eine eigene Krankheit oder die eines Familienmitglieds erklären lassen. Eine finanzielle Verantwortungslosigkeit spiegelt sich in Verhaltensweisen, wie z. B. der Nichtzahlung von Schulden oder der Nichterfüllung der Grundbedürfnisse der eigenen Kinder oder anderen, von ihnen abhängigen Personen wider.

Verzweifelter Mann stützt seinen Kopf auf seine Knie

Ebenso zeigen Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung keinerlei Reue für die Konsequenzen ihres Handelns. Sie verhalten sich gleichgültig oder rechtfertigen Verletzungen, Missbrauch oder Diebstahl auf eine oberflächliche Weise, z. B. mit Äußerungen wie „Das Leben ist hart“, „Loser verdienen, es zu verlieren“  etc.).

Diese Menschen geben ihren Opfern die Schuld dafür, dass sie naiv oder hilflos seien oder ihr Schicksal verdienen. Beispielsweise sagen sie Dinge, wie „Der hat es so oder so verdient“  oder „Es wäre ihm trotzdem passiert“.

Wie wir sehen können, ist eine dissoziale Persönlichkeitsstörung eine Störung mit schwerwiegenden Folgen für diejenigen, die das soziale Umfeld eines Betroffenen bilden, sowie für diejenigen, die selbst darunter leiden. Es handelt sich hierbei um eine nur schwer zu behandelnde Persönlichkeitsstörung, die meist in der Kindheit oder Jugend mit einer Verhaltensstörung beginnt.


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  • Rosenblum, L. (2011). Trastorno antisocial de la personalidad. Disponible en http/www.med.nyu.edu/content?ChunkIID=127457


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