Der psychologische Test: Eigenschaften und Funktionen
So wie wir skalierte Waagen zur Gewichtsmessung verwenden, wenden Psychologen unter anderem psychologische Tests an, um mehr über Emotionen, die Persönlichkeit des Patienten und pathologische Zustände zu erfahren. Dabei ist es wichtig, dass diese Tests bestimmten Qualitätsstandards entsprechen. Nur dann sind sie nämlich sinnvoll und liefern zuverlässige Ergebnisse.
Die meisten Tests basieren auf der Formel X = V + E. Dabei repräsentiert X die Summe von V (der tatsächlichen Punktzahl) und E (dem Messfehler). Diese einfache Formel hilft bei der Bestimmung der Qualität psychologischer Tests. Darüber hinaus können wir sie nutzen, um neue Tests zu erstellen. In der Psychologie wird der Zweig Psychometrie genannt, der sich mit der Theorie und Methode des psychologischen Messens beschäftigt.
Was sollten wir tun, um einen guten Test zu kreieren? Welche Indikatoren zeigen überhaupt an, ob ein psychologischer Test gut oder schlecht ist? Um diese Fragen zu beantworten, wollen wir über die Aspekte sprechen, die bei der Etablierung eines eines Tests berücksichtigt werden sollten. Darüber hinaus erklären wir auch die Konzepte von Gültigkeit und Zuverlässigkeit.
Wie erstellt man einen psychologischen Test?
Einen psychologischen Test zu erstellen ist immer schwierig, da dies ein langer Prozess ist, der viel Arbeit, gründliche Forschung und kontinuierliche Adaptationen erfordert. Als vorbereitenden Schritt in diesem Prozess müssen drei grundlegende Fragen beantwortet werden:
- Was wollen wir messen?
- Wen wollen wir beurteilen?
- Wofür werden wir dieses Messinstrument einsetzen?
Was wollen wir messen?
Die erste Frage erlaubt uns, den Untersuchungsgegenstand näher zu definieren. Obwohl einige Menschen nicht glauben, dass es notwendig sei, näher zu bestimmen, was wir messen möchten, ist das durchaus von entscheidender Bedeutung. Ein gutes Beispiel dafür ist die Intelligenz. Irgendwann begann man, verschiedene Messinstrumente beziehungsweise Tests zu entwickeln, um den IQ zu messen. Aber niemand definierte tatsächlich, was mit Intelligenz gemeint ist. Bis heute streiten sich Wissenschaftler, was Intelligenz ist. Konsequenterweise messen einzelne Intelligenztests unterschiedliche Parameter.
Ein Schlüsselaspekt bei der Definition des Gegenstandes, den wir messen möchten, ist, zu wissen, wie wir ihn messen können. Wir können psychologische Konstrukte (wie zum Beispiel Angstzustände und Depressionen) nicht direkt beobachten, aber wir können sie anhand des Verhaltens messen, das sie auslösen.
Wen wollen wir beurteilen?
Die zweite Frage hilft, den Test an die Population anzupassen, die wir beurteilen möchten. Wir können offensichtlich keine psychologischen Tests entwickeln, die für alle Altersgruppen relevant wären und jegliche Bedingungen berücksichtigen würden. Daher ist es wichtig, zu klären, welches die Zielgruppe ist, damit wir das Messinstrument an die Bedürfnisse und die Natur der Probanden anpassen können.
Wofür brauchen wir das Messinstrument?
Alle psychologischen Tests verfolgen eines oder mehrere Ziele, z. B. die Diagnose einer Störung, die Beschreibung des Ist-Zustands und von Veränderungen, Recherche usw. Diese dritte Frage hilft uns, das Messinstrument auf diese Ziele auszurichten. Selbst wenn zwei Tests dieselbe Variable messen möchten, können sie sich stark unterscheiden, wenn ihre Ziele unterschiedlich sind. Nehmen wir beispielsweise an, wir wollen die Intelligenz messen. Wir könnten die Tests darauf richten, hochbegabte Kinder oder Defizite in der kindlichen Entwicklung zu erkennen. Wie wir hier sehen, ist die Variable gleich, aber das Ziel des jeweiligen Tests ein anderes.
Die Antworten auf diese drei Fragen legen die Grundlagen für psychologische Tests. Wenn wir ein gültiges und zuverlässiges Messinstrument schaffen wollen, müssen wir unsere Antworten auf diese Fragen sorgfältig reflektieren.
Die Qualität psychologischer Tests
In der Psychometrie gibt es zwei grundlegende Indikatoren, die bestimmen, ob ein Test seine Funktion erfüllt oder nicht. Diese Indikatoren sind Gültigkeit und Zuverlässigkeit. Viele statistische Formeln wurden entwickelt, um diese Indikatoren zu berechnen und die Qualität des Tests zu bestimmen.
Die Gültigkeit prüfen
Die Gültigkeit eines Tests bezieht sich darauf, ob der Test auch das misst, was er messen sollte. Wenn wir zum Beispiel feststellen wollen, ob jemand an einer Depression leidet, ist der Test nur dann gültig, wenn er eine Depression messen kann. Obwohl es absurd erscheinen mag, dass ein Test etwas messen könne, das wir nicht wollen, kann das durchaus passieren.
Es gibt verschiedene statistische Ressourcen, um die Gültigkeit eines Tests zu messen. Am häufigsten wird der Test, den wir messen möchten, mit einem anderen Test verglichen, der sich bezüglich eines ähnlichen Ziels bereits als gültig erwiesen hat. Außerdem wird er von verschiedenen sachkundigen Wissenschaftlern einer Bewertung unterzogen. Diese überprüfen dann, ob der Test den wissenschaftlichen Standards entspricht.
Die Zuverlässigkeit testen
Der Terminus der Zuverlässigkeit bezieht sich auf die Genauigkeit eines Tests. Ein Test ist zuverlässig, wenn wir dasselbe Messinstrument zweimal bei der gleichen Person verwenden und dabei die gleichen Ergebnisse erzielen. Wenn die Ergebnisse aber bei jeder Messung unterschiedlich sind, liegt ein variabler Messfehler vor, der unsere Ergebnisse verzerrt.
Es gibt auch verschiedene statistische Strategien, um die Zuverlässigkeit zu ermitteln. Oft macht eine Gruppe von Leuten zweimal den gleichen Test. Anschließend betrachten die Wissenschaftler die Korrelation zwischen dem ersten und dem zweiten Testergebnis. Eine hohe Korrelation würde eine hohe Zuverlässigkeit aufzeigen. Das heißt, der Test erfüllt seine Funktion.
Abschließend muss erwähnt werden, dass psychologische Tests in allen Bereichen der Psychologie verwendet werden. Daher sollten sie auf wissenschaftlicher Basis erstellt werden, um sicherzustellen, dass ihre Ergebnisse gültig und zuverlässig sind.