Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf: Was bedeutet das?

Thomas Hobbes philosophierte in seinen Schriften über die Natur des Menschen und die Rechtmäßigkeit der politischen Macht. Er war der Ansicht, dass wir die Wahl zwischen Freiheit und Sicherheit haben.
Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf: Was bedeutet das?

Letzte Aktualisierung: 21. November 2023

“Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf” (lateinisch “Homo homini lupus”) – dieses bekannte Zitat stammt aus der Komödie Asinaria (Eseleien) des römischen Dichters Plautus (250-184 v. Chr.). Der englische Philosoph Thomas Hobbes griff diese Metapher jedoch auf, um die Bösartigkeit des Menschen aufzuzeigen. Wollte er damit tatsächlich ausdrücken, dass der Mensch von Natur aus schlecht ist?

“Wir finden drei Gründe für den Streit in der menschlichen Natur: erstens Konkurrenz, zweitens Mangel an Selbstvertrauen, drittens Sucht nach Anerkennung.”

Thomas Hobbes

Thomas Hobbes und sein Werk Leviathan

Im Jahr 1651 veröffentlichte Thomas Hobbes seine Schrift Leviathanin der er seine These über die Natur des Menschen und die Rechtmäßigkeit der politischen Macht entwickelte – eine entscheidende Grundlage für die Demokratien der Moderne. 

Thomas Hobbes geht davon aus, dass wir Menschen unsere politische Freiheit freiwillig aufgeben, um uns einer Staatsmacht unterzuordnen, die uns Sicherheit und Wohlstand gibt. Wir zahlen dafür allerdings einen hohen Preis.

Hobbes betrachtet den Menschen nicht als soziales oder moralisches Wesen, vielmehr geht er davon aus, dass wir von Natur aus gewalttätig, böse und misstrauisch sind. Er hebt unsere Wolfsnatur hervor: Wir sind zum Kampf bereit und nicht in der Lage, in Frieden zu leben. Dieser hypothetische Naturzustand des Menschen geht mit absoluter Freiheit einher. Das Misstrauen anderen gegenüber führt zu Kriegen und Konflikten, deshalb benötigen wir einen schützenden Souverän.

Der Gesellschaftsvertrag

Menschen sind einander Wölfe, solange sie nicht einer souveränen Gewalt unterworfen sind. Wir benötigen einen Souverän, der uns Sicherheit, Schutz und Wohlstand gewährt, verlieren jedoch unsere Freiheit, wenn wir den Gesellschaftsvertrag akzeptieren und damit die politische Macht an einen Machthaber übertragen. Die Untertanten schulden dem Souverän jetzt Gehorsam.

Mit dem Gesellschaftsvertrag können Menschen einen Pakt schließen, um ihrer Natur zu entkommen und Frieden zu finden. Es handelt sich um einen Vertrag zwischen freien Menschen, die ihre Macht einem Souverän übertragen, um von diesem geschützt zu werden. Wir haben die Wahl zwischen Freiheit und Sicherheit.

Der Staat schützt den Menschen vor sich selbst, der jedoch mit seiner Freiheit bezahlt.

Gut und Böse

Schauen wir uns den Abschnitt an, in dem das berühmte Zitat “Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf” zu finden ist, können wir auch Folgendes lesen: “Nun sind sicher beide Sätze wahr: Der Mensch ist ein Gott für den Menschen, und: Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen; jener, wenn man die Bürger untereinander, dieser, wenn man die Staaten untereinander vergleicht.”

Hobbes hebt also die Zwiegestalt der menschlichen Beziehungen hervor. Wie Wölfe sind wir in unserer eigenen Gruppe gut zueinander, können jedoch anderen Gruppen gegenüber gewalttätig werden. Wir sind göttlich und wölfisch zugleich, wobei Hobbes dem Menschen an sich keine schlechten Eigenschaften zuschreibt. Der Mensch ist also nicht von Natur aus schlecht, wenn er jedoch seine Bedürfnisse nicht decken kann und es ums Überleben geht, kennt er keine Moral. Diese Gegensätzlichkeit wird auch in Kriegen deutlich: Während sich die Staaten bekämpfen, leidet das Volk.

Der Leviathan ist ein Ungeheuer der antiken Mythologie, das den Menschen verschlingt. 

Thomas Hobbes war ein kreativer, radikaler und eigenständiger Denker, der mit der Tradition brach. Seine Schriften sind auch heute noch polemisch und laden uns zur Reflexion ein.


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