Der Köhler-Effekt: Was ist das?

Wenn in einem Team ein "blinder Passagier" ist, der keine Leistung erbringt, müssen sich andere mehr anstrengen, um das Gruppenziel zu erreichen.
Der Köhler-Effekt: Was ist das?
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 07. Februar 2023

Der Köhler-Effekt bezieht sich auf einen Motivationsgewinn in Gruppen, da sich schwächere Gruppenmitglieder mehr anstrengen, als sie das auf individueller Ebene tun würden. Leistungsschwächere Personen lassen sich im Team durch Stärkere motivieren und regen dadurch auch letztere zu mehr Leistung an.

Es kann jedoch auch zur sozialen Kompensation kommen, wenn es innerhalb eines Teams Trittbrettfahrer gibt. Die Leistung der einzelnen Mitglieder ist ungleich, doch leistungsfähigere Gruppenmitglieder strengen sich besonders an, um trotzdem ein erfolgreiches Teamresultat zu erzielen, indem sie die Schwächen anderer kompensieren. Wir können diesen Mechanismus in fast allen Arten von Gruppen beobachten: im Beruf, in der Familie und auch in Freundschaftskreisen.

“Das Problem des blinden Passagiers tritt auf, wenn ein Mitglied der Gruppe sich weniger anstrengt, weil es seinen Beitrag für entbehrlich hält.”

Fernando Molero

Der Köhler-Effekt kann eine Gruppe trotz Schwächen erfolgreich machen.
Wenn sich die Leistung aus Angst der Gruppe zu schaden verbessert, tritt der Köhler-Effekt ein.

Wie kann man die Motivation aufrechterhalten?

Teamarbeit ist die Summe aller Einzelbeiträge, die jedes Teammitglied leistet. Ein typisches Beispiel ist die Autoherstellung: Das verkaufsfertige Auto ist das Ergebnis vieler einzelner Leistungen. Auch innerhalb der Familie erfüllt jedes Mitglied eine Funktion. Wenn die Frau die gesamte Hausarbeit übernimmt, ist der Mann ein Trittbrettfahrer: Die Frau fühlt sich dadurch unwohl, was sich schädlich auf die Beziehung auswirkt.

“Teamwork ist das Geheimnis, das es gewöhnlichen Menschen ermöglicht, ungewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.”

Ifeanyi Enoch Onuoha

Die soziale Kompensation

Was tun, um die Motivation in einem Team nicht zu verlieren, auch wenn es “blinde Passagiere” gibt? Die soziale Kompensation ist ein Reaktionsmechanismus, der dazu führt, dass leistungsfähige Gruppenmitglieder noch härter arbeiten, um ungenügende Leistungen einzelner Mitglieder auszugleichen.

Menschen, die glauben, unentbehrlich zu sein, neigen zur sozialen Kompensation. Die typische Reaktion einer Mutter, die keine Hilfe von anderen erhält: “Ich muss mich um alles selbst kümmern, wer sonst würde das tun?”

“Es ist toll, das zu tun, was du liebst, aber noch cooler ist es, wenn du es mit einem guten Team machst.”

Lailah Gifty Akita

Der Köhler-Effekt in der Familie
Ein Kind fühlt sich vielleicht nicht fähig, sein Geschwisterchen zu betreuen, doch es bemüht sich ganz besonders, um der Familie zu helfen.

Der Köhler-Effekt

Der Kern des Köhler-Effekts ist die Angst, der Gruppe zu schaden. Deshalb strengen sich auch schwächere Teammitglieder besonders an, um ihre Leistung zu steigern und die gesetzten Ziele zu erreichen. Da sich die schlechte Leistung eines Teammitglieds auch auf die anderen auswirkt, entstehen Schuldgefühle, denn jeder einzelne Beitrag ist wichtig, um das Ziel zu erreichen. Schuldgefühle sind bei Frauen häufiger, das Aufwärtsstreben bei Männern.

Personen mit Minderwertigkeitsgefühlen oder Selbstzweifeln motiviert die Angst vor dem Scheitern der Gruppe. Der Vergleich mit den Besten macht uns besser. 

“Wenn ich weiter als andere gesehen habe, dann nur deshalb, weil ich auf der Schulter von Giganten stand.”

Isaac Newton


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  • Alonso, M. F. (2017). Psicología de los grupos. UNED.
  • Bezanilla, J. M., & Miranda, M. A. (2013). La familia como grupo social: una re-conceptualización. Alternativas en psicología, 17(29), 58-73.
  • Stroebe, W., Diehl, M., & Abakoumkin, G. (2018). Social compensation and the Köhler effect: Toward a theoretical explanation of motivation gains in group productivity. In Understanding group behavior (pp. 37-65). Psychology Press.

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