Der emotionale Panzer: ein zweischneidiges Schwert

Manchmal haben wir solche Angst davor zu zeigen, wer wir wirklich sind, dass wir einen starken Panzer anlegen, um uns zu schützen und Leid zu vermeiden.
Der emotionale Panzer: ein zweischneidiges Schwert
María Alejandra Castro Arbeláez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Alejandra Castro Arbeláez.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Es kann schwierig sein, sich dem zu stellen, was in unserem Leben passiert, entweder weil wir Angst haben, nicht wissen, wie wir uns verhalten sollen oder weil wir versuchen, erneutes Leiden zu vermeiden. Der „emotionale Panzer“, den wir in solchen Situationen möglicherweise tragen, soll uns vor dem vermeintlichen Schmerz schützen.

Die Sache ist, dass wir auf diese Weise unser inneres Wesen verstecken und stattdessen eine Maske tragen. Möglicherweise hängen wir sogar zu sehr an dem Image, das wir unserem Umfeld vorgaukeln.

Manchmal haben wir solche Angst davor zu zeigen, wer wir wirklich sind, dass wir einen starken Panzer anlegen, um uns zu schützen und Leid zu vermeiden.

Wenn wir einen emotionalen Panzer anlegen, können wir keine authentischen Erfahrungen machen. Es ist, als ob wir eine riesige Barriere vor uns hätten, die uns nicht nur einschränkt, sondern auch andere daran hindert, unser wahres Selbst zu erkennen.

Daher beeinträchtigt dieser Schild, den wir als Schutz vor uns hertragen, unsere Fähigkeit, uns der Welt zu öffnen.

Je dicker der Panzer, desto weiter entfernen wir uns von allen anderen und sogar von uns selbst.

Ein Herzschloss hängt am Zaun.

Der emotionale Panzer als Verteidigungsmechanismus

Der emotionale Panzer wird von uns gerne getragen, um der Realität ins Auge zu sehen, ohne dabei viel zu leiden. Auf diese Weise vermeiden wir, dass wir uns schlecht fühlen, und schützen uns vor Dingen, die uns weh tun könnten, wie:

  • Beziehungen zu anderen. Vielleicht haben wir Angst, dass unsere Mitmenschen uns beurteilen oder schlechte Dinge über uns denken, oder vielleicht haben wir das Gefühl, dass unser Verhalten nicht angemessen ist. Infolgedessen verbergen wir unser wahres Selbst, während wir ein Image projizieren, von dem wir glauben, dass es unser Umfeld mag oder von uns erwartet.
  • Die Zukunft. Dies ist der Moment, in dem wir vorzeitig über tausend mögliche Szenarien nachdenken. Dieses Verhalten dient dazu, dass wir das Gefühl der Kontrolle behalten. Wir glauben also, dass wir auf alles vorbereitet sind, weil wir ja an alles gedacht haben. Das Problem ist, dass wir niemals wirklich die Kontrolle über die Zukunft haben können, selbst wenn wir scheinbar alles bedacht haben.
  • Wir selbst. Wir verwenden den emotionalen Panzer, wenn wir Gedanken und Gefühle haben, die uns nicht akzeptabel erscheinen. Dies geschieht, um uns vor unseren Gefühlen und Gedanken zu schützen.

Darüber hinaus glauben wir nicht nur, dass wir uns mit dem emotionalen Panzer vor möglichen Bedrohungen schützen. Wir erfinden auch unterschiedliche Verkleidungen, die wir in “gefährlichen” Situationen nutzen. Das heißt, wir verwenden Verteidigungsmechanismen. Hier sind einige davon:

  • Isolierung. Diese emotionale Waffe drängt uns, uns von unseren Gedanken und Gefühlen zu lösen. Sie zwingt uns, Abstand zu nehmen, um uns zu schützen und nicht zu leiden. Das Problem ist, dass dieser Mechanismus uns zu jemanden macht, der wir nicht sind.
  • Repression. Dieser Mechanismus besteht darin, die Dinge im Leben zu eliminieren, die uns weh tun, indem wir sie in unser Unterbewusstsein verschieben. Wir glauben, dass wir niemals verletzt werden können, wenn wir diese Gefühle beseitigen. Allerdings werden sich dann diese unterdrückten Gefühle auf eine andere Weise zeigen.
  • Projektion. Dies ist einer der am häufigsten verwendeten Abwehrmechanismen, den wir oft unbewusst verwenden. Das Projizieren gibt unserem Umfeld die Schuld an unseren Gedanken und Gefühlen.
  • Leugnung. Dies ist eine Art Panzer, der uns hilft zu blockieren, was wir denken oder fühlen. Denn was auch immer in unserem Leben passiert, es kann schwer zu akzeptieren sein.
  • Verschiebung. Diese „Verkleidung“ projiziert unsere Gedanken und Gefühle auf unsere Mitmenschen, Situationen oder andere Dinge.
  • Regression. Manchmal, wenn es für uns schwierig ist, uns unseren Problemen zu stellen, können wir uns auf eine Weise verhalten, die unserem Alter nicht angemessen ist. Dies ist eine kindische Methode, die uns helfen soll, zu akzeptieren, was mit uns passiert.
Eine Frau mit drei Masken.

Der emotionale Panzer: Lege ihn ab!

Der erste Schritt, um unseren emotionalen Panzer abzulegen, besteht darin, uns mit uns selbst zu verbinden. Sobald wir wissen, wer wir sind und uns akzeptieren, zeigen wir der Welt unser authentisches Selbst.

Sobald wir diese tiefe Verbindung zu uns selbst gefunden haben, sollten wir mit dem nächsten Schritt beginnen und uns über Momente bewusst werden, in denen wir Abwehrmechanismen verwenden.

In welchen Situationen setzen wir sie ein? Wenden wir diese Mechanismen bei allen oder nur bei bestimmten Personen an? Wann und mit wem verhalten wir uns authentisch? Diese Fragen können uns dabei helfen, aufmerksamer zu werden und uns selbst zu finden.

An uns selbst arbeiten

Andererseits ist es auch wichtig, an anderen Aspekten unserer Person zu arbeiten. Zum Beispiel:

  • Uns selbst lieben. Wenn wir das tun, verschwindet die Angst davor, der zu sein, der wir sind und wir beginnen, uns selbst zu akzeptieren.
  • Umgeben wir uns mit denen, die uns am meisten lieben. Es ist unmöglich, völlig furchtlos zu sein. Wenn wir uns also unsicher fühlen, sollten wir versuchen, mit den Menschen, die wir lieben, darüber zu sprechen. Denn diese können uns bei unseren Problemen helfen.
  • Halten wir uns von denen fern, die uns nicht akzeptieren, wie wir sind. Wir sollten die Personen identifizieren, denen wir uns so zeigen, wie wir sind, und zu denen wir authentische Beziehungen aufbauen können. Von Personen, die uns nicht mögen, halten wir uns am besten fern.
  • Abschied von Vorurteilen. Wenn wir unsere Vorurteile hinter uns lassen, ist es einfacher, andere zu akzeptieren. Dies wird uns auch helfen, unser wahres Selbst zu zeigen.
  • Schluss mit Vermutungen. Vermutungen sind keine Fakten, sondern Hypothesen. Der Versuch zu erraten, was passieren wird oder wie sich Leute verhalten werden, wird uns nur unglücklich machen.

Wenn wir uns dieser Aspekte bewusster sind, können wir unseren emotionalen Panzer leichter abstreifen und wirklich anfangen, wir selbst zu sein.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.