Der Arbeitszombie

Der Arbeitszombie
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 24. April 2023

Arbeitszombies gibt es in jeder beruflichen Umgebung. Wir erkennen sie sofort, weil sie immer sehr beschäftigt zu sein scheinen. In Wirklichkeit ist es jedoch so, dass ein Arbeitszombie lediglich seine Verantwortlichkeiten an andere Personen delegiert. Er ist also eigentlich sehr ineffektiv und ein schlechter Teamplayer. Dennoch versteht er es, das Vertrauen seiner Chefs zu gewinnen. So schafft er eine toxische und unproduktive Umgebung, in der er perfekt überleben kann, seine Kollegen jedoch leiden müssen.

Vielleicht hat dich der Titel dieses Beitrags annehmen lassen, dass sich der Begriff „Arbeitszombie“ auf Mitarbeiter beziehen würde, die viele Stunden am Tag arbeiten, oder auf Angestellte, die wegen einer Überlastung mit Aufgaben, mangelnder Anerkennung und geringer Motivation schrittweise in einen Automatismus verfallen, der sie wie Zombies erscheinen ließe. Es besteht jedoch ein klarer Unterschied zwischen Arbeitern, die sehr beschäftigt sind, und solchen, die einfach nur im Unternehmen herumwandern und so tun, als würden sie etwas Sinnvolles machen: ihre Produktivität und ihr Einfluss aufs Team.

Nun könnte man annehmen, dass die mangelnde Leistung der Arbeitszombies schlicht auf mangelndes Engagement zurückzuführen sei. Diejenigen, die diese Art von Verhalten bereits eingehend analysiert haben, werfen jedoch eine weitere Frage auf: Warum behalten Unternehmen diese Art von Arbeitnehmern in ihren Reihen?

Dazu soll erwähnt werden, dass Arbeitszombies nicht nur öffentliche Ämtern bekleiden. Das ist eine häufige, aber falsche Annahme. Diese Menschen arbeiten ebenso in privaten Firmen, in Fabriken und allen anderen nur denkbaren Unternehmen. Wie schaffen sie es aber, dort zu überleben? Welche Strategien und Eigenschaften definieren sie?

Ein Arbeitszombie hat kaum spezifische Fähigkeiten. Er schafft es jedoch, im Job zu überleben, weil er das Vertrauen seiner Chefs zu gewinnen weiß. Ebenso zieht er nicht besonders viel Aufmerksamkeit auf sich, obwohl er manchmal das einzig toxische Element am Arbeitsplatz ist.

Arbeitszombie gibt vor, beschäftigt zu sein, ist aber nicht sehr produktiv

Woran erkennt man einen Arbeitszombie?

Im Jahr 2004 wurde von Gallup eine Umfrage durchgeführt, um das Engagement von Mitarbeitern verschiedener Unternehmen in den USA und in Europa zu bewerten. Die Ergebnisse zeigten, was Experten bald als „Kultur- und Geschäftskrise“ bezeichnen sollten.

Fast 64 % der Mitarbeiter gaben an, sich ihrer Arbeit oder den Zielen ihres Unternehmens nicht verpflichtet zu fühlen. Ihr einziges Anliegen sei es, die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen und anschließend ihren Gehaltsscheck abzuholen. Ihrer Ansicht nach liege das an der geringen Anerkennung, die sie erhalten, und an der schlechten Beziehung, die sie zum mittleren oder höheren Management pflegen.

Von den verbleibenden 36 % ließen sich 15 % als Arbeitszombies einstufen. Und die Unternehmen wissen, dass es sie gibt. Obwohl viele Personaler sie für „faule Äpfel“ halten, glauben sie auch, es sei normal, sie innerhalb einer Firma zu finden. Daher akzeptieren sie ihre Existenz einfach als normalen Teil des Arbeitsalltags, etwas, wogegen sie ohnehin nichts unternehmen können.

Kevin Daum, der bekannte Schriftsteller, Wirtschaftsspezialist und Kolumnist des Smart Business Magazine,  definiert einen Arbeitszombie als einen übersehenen Charakter, dem wir mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Manchmal übersehe das Unternehmen nämlich, dass diese Mitarbeiter die Produktivität und den Arbeitsplatz stark negativ beeinflussen.

Arbeitszombies am Tisch widmen ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen

Fünf Züge eines Arbeitszombies

  • Er ist nie in Eile: Ein Arbeitszombie hat es nie eilig. Er ist immer spät dran, macht trotzdem längere Pausen als andere und zögert auch nie, vor allen anderen zu gehen.
  • Er geht, bevor seine Schicht vorbei ist: Er schafft es irgendwie immer, sich herauszuschleichen und vor der Arbeit zu drücken. Der Arbeitstag ist noch nicht vorbei, aber der Arbeitszombie legt seine Sachen bereits ruhig und gelassen ab. Er ist stolz auf das, was er den Tag über geschafft hat, weil er davon ausgeht, dass sein Verhalten akzeptabel wäre.
  • Er liebt Klatsch und Tratsch: Eine seiner Hauptmotivationen, um überhaupt zur Arbeit zu gehen, ist das Getratsche unter Kollegen. Der Arbeitszombie saugt alle Gerüchte in sich auf und trägt wesentlich zu deren Verbreitung bei.
  • Er funktioniert super als Überbringer schlechter Nachrichten: Ein Arbeitszombie scheint die besondere Fähigkeit zu haben, Neues herauszufinden. Es scheint jedoch immer negativ zu sein: Entlassungen, Sanktionen usw.
  • Es fehlt ihm an Ehrgeiz: Dem Arbeitszombie fehlt es nicht an Talent oder essenziellen Fähigkeiten für seinen Job. Es ist aber sein einziges Bestreben, in seinem Job zu überleben und die Zeit verstreichen zu lassen. Diese Einstellung, heute nichts zu tun und alles auf morgen zu verschieben, lässt seine Kollegen sich zunächst wundern und später ärgern.

Warum entlassen Unternehmen Arbeitszombies nicht?

Wir haben bereits zu Beginn des Artikels darauf hingewiesen, dass Arbeitszombies in allen Unternehmensformen existieren. Aber warum tolerieren Unternehmen diese Personen eigentlich?

Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass den Arbeitszombies, die sich auf Image und Produktivität stark negativ auswirken, nicht überall die Möglichkeit gegeben wird, ihr Tun unbefristet fortzusetzen. Wie dem auch sei, ein großer Teil dieser toxischen Arbeitskräfte verbleibt jedoch aus folgenden Gründen im Unternehmen:

  • Einige Unternehmen verfügen nicht über Leistungsbewertungssysteme. Nicht alle Teamleiter schauen intensiv auf die individuellen Leistungen ihrer Angestellten. Da fällt der Arbeitszombie nicht unbedingt auf, wenn das Ergebnis des gesamten Teams gut ist, vor allem deshalb nicht, weil er meist sehr freundlich zu seinen Vorgesetzten ist und nur selten Konflikte verursacht.
  • Es kann auch sein, dass der Chef des Unternehmens selbst ein Arbeitszombie ist. Ob wir es glauben oder nicht, viele Menschen befürworten Funktionalität und nicht Innovation. Diese Art von Chefs bevorzugt gefügige Menschen, die keine Probleme verursachen und sich auf Sein und Schein beschränken. In diesem Sinne möchten sie nur Personen unter ihren Mitarbeitern, die nicht streiten, die keine neuen Ideen einbringen und keine Änderungen anstoßen.
Drei arbeiten, einer versucht es mehr schlecht als recht

Ob wir es nun mögen oder nicht, Arbeitszombies verweilen oft lange Zeit am Arbeitsplatz, wenn sich die Richtlinien nicht ändern. Sie verstärken ihr Zombietun weiter, wenn es keine wirkliche Verpflichtung zur Effizienz gibt. Unterdessen solltest du es vermeiden, dich von diesem Virus und dieser Einstellung zur Arbeit anstecken zu lassen, damit du nicht selbst zu einem Arbeitszombie wirst.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.