Dementia pugilistica oder das „Boxer-Syndrom“

Wusstest du, dass mit Sport eine Art von Demenz verbunden ist? Sie nennt sich Dementia pugilistica und gilt als eine Variante der chronischen traumatischen Enzephalopathie. Lies im Folgenden weiter, um mehr darüber zu erfahren.
Dementia pugilistica oder das „Boxer-Syndrom“
Francisco Roballo

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Francisco Roballo.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Dementia pugilistica ist eine neurodegenerative Störung. Sie hat in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen, da die Forscher mehr über die Auswirkungen bestimmter Sportarten herausfinden konnten. Der andere Name, das „Boxer-Syndrom“, gibt uns einen Hinweis auf seine Ursachenforschung. Der lateinische Wortstamm pugil bezieht sich auf Boxen. So sind die wiederholten Schläge auf den Kopf, während einer Boxerkarriere, oft die Ursache für diese Art von Demenz.

Während es schwierig ist, genau zu berechnen, wie oft ein Kontaktsportler während seiner Karriere am Kopf getroffen wird, ist es dagegen leicht vorstellbar, dass diese wiederholten Schläge Auswirkungen haben.

Ein Polytrauma und wiederholte Gehirnerschütterungen führen zu einem kortikalen Gewebeschwund des Gehirns, der das Boxer-Syndrom verursacht.

Der Pathologe und forensische Mediziner Harrison Martland beschrieb 1928 als erster die klinische Dementia pugilistica.

Dementia pugilistica: Allgemeine Merkmale

Der Pathologe und forensische Mediziner Harrison Martland beschrieb im Jahr 1928 als erster die klinische Dementia pugilistica.

Heute wird sie von Wissenschaftlern als eine Variante der chronisch-traumatischen Enzephalopathie eingestuft. Am Anfang gab es jedoch keine Unterscheidung zwischen den beiden. Die Forscher bemerkten den Unterschied, als sie feststellten, dass sie nur in bestimmten Gruppen Symptome des Boxer-Syndroms sahen.

Eine stille Krankheit

Die Popularität des Boxens zu Beginn des 20. Jahrhunderts inspirierte viele Profis und Fans, sich dem Sport zu widmen. Zunächst blieben die Folgen unbemerkt. Im Laufe der Jahre begann jedoch die Zahl der Betroffenen zu steigen.

Die häufigsten Symptome waren:

  • Apathie
  • psychotische Merkmale
  • Koordinationsverlust
  • eine ausgeprägte globale geistige Beeinträchtigung

Wissenschaftler stellten dann den Zusammenhang zwischen diesen Symptomen und wiederholten Mikroverletzungen des Gehirns her, die durch Gehirnerschütterungen verursacht wurden.

Die Entwicklungsstadien von Dementia pugilistica

Ein kortikaler Gewebeschwund des Gehirns führt zu einer allgemeinen Verringerung der Gehirngröße. Er verlangsamt auch den Stoffwechsels des Gehirns. Im Allgemeinen wirkt sich der kortikale Gewebeschwund auf alle Gehirnstrukturen aus, was wiederum die Gesamtfunktionalität beeinträchtigt.

Diese Krankheit ist fortschreitend und die Symptome können von Phase zu Phase variieren:

  • Frühe Phase. Beim Patienten erscheinen die ersten Symptome einer kognitiven Beeinträchtigung aufgrund eines Polytraumas des Kopfes. Obwohl es kein klares „Startdatum“ der Krankheit gibt, ist sie in den ersten Jahren tendenziell latent.
  • Fortgeschrittene Phase. Experten glauben, dass das fortgeschrittene Stadium normalerweise etwa 12 bis 16 Jahre nach der Aufnahme des Sports beginnt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Symptome offensichtlich, können jedoch noch nicht als Demenz eingestuft werden.
  • Demenz. Symptome werden festgestellt und betreffen alle Aspekte der Funktionalität des Patienten. Der Verlust geistiger Fähigkeiten, wie des Gedächtnisses und der Argumentation, wird offensichtlich und beeinflusst auch das Verhalten der Betroffenen erheblich.

Hauptsymptome

Die Symptome von Dementia pugilistica variieren, weshalb sie leicht mit denen anderer neurodegenerativer Erkrankungen zu verwechseln ist. Nichtsdestotrotz neigen die Patienten, die unter dem Boxer-Syndrom leiden, dazu, eine Gruppe von Symptomen zu teilen, die mit der Zeit stärker werden:

  • Allgemeine Apathie. Ein Mangel an emotionalem Ausdruck oder Interesse, der durch eine Beeinträchtigung der Kommunikationsfähigkeit hevorgehoben wird.
  • Aggressivität. Körperliche und verbale Aggressivität; Patienten werden impulsiv und gereizt.
  • Depression. Die fortschreitende Natur der Symptome führt tendenziell zu einem Motivationsverlust, zu Isolation und Verzweiflung.
  • Erinnerung. Patienten haben die größten Probleme mit alltäglichen Aufgaben. Änderungen im Gedächtnis hängen mit Problemen, die Aufmerksamkeit und Fokussierung erfordern, zusammen.
  • Motorische Probleme. Die Patienten wirken zunächst nur etwas ungeschickt oder nachlässig. Mit der Zeit werden sie jedoch langsam, steif und unkoordiniert.

Primäre Risikofaktoren für Dementia pugilistica

Der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung des Boxer-Syndroms ist die Teilnahme an und Ausführung von Kontaktsportarten. Trotz des Namens ist Boxen jedoch nicht die einzige Sportart, die diese Art von Demenz verursachen kann. Im Folgenden findest du eine Liste weiterer Sportarten, die Sportler gefährden:

  • American Football
  • Kickboxen
  • Sport mit hohem Kontakt
  • Motorrennsport

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Bereits in jungen Jahren mit einem Kontaktsport beginnen.
  • Nicht die Schutzausrüstung verwenden, die Experten für den Sport empfehlen.
  • Eine langjährige sportliche Karriere.
  • Die Präventionsstrategien nicht ausüben.

Diagnose

Die Dementia pugilistica betrifft keine bestimmte Verletzung oder einen bestimmten Bereich des Gehirns. Folglich ist die Diagnose schwierig.

Ein Neurologe und ein Neuropsychologe bewerten den Patienten normalerweise auf seine Verhaltens- und motorischen Symptome. Ärzte verwenden auch Neuroimaging (wie CT-Scans), um den Grad der Hirnschädigung zu bestimmen.

Schließlich ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass einige sehr beliebte Sportarten nicht unbedingt gesund sind. Dies gilt insbesondere dann, wenn du nicht die richtigen Vorsichtsmaßnahmen triffst.

Behandlung

Die primäre Behandlung für Dementia pugilistica beinhaltet die Vermeidung der Risikofaktoren. Wenn du eine der oben genannten Sportarten ausübst, solltest du daher alle möglichen Maßnahmen ergreifen, um dich zu schützen und vorsichtig zu sein.

Wenn ein Patient bereits Symptome hat, gibt es zwei gängige Ansätze:

  • Medikalisierung. Die Behandlung mit Arzneimitteln, die bestimmte Symptome behandeln.
  • Rehabilitation. Der Patient sollte so bald wie möglich mit der Behandlung beginnen, um die Vorteile der Plastizität des Gehirns zu nutzen. Die Therapeuten konzentrieren sich normalerweise darauf, den Patienten Wege aufzuzeigen, wie sie ihren Verlust an motorischen Fähigkeiten kompensieren können. Ziel ist es, dass sie weiterhin so normal wie möglich funktionieren können.

Einige Dinge, die du beachten solltest

Dementia pugilistica ist ein sehr klares Beispiel dafür, was passiert, wenn du dein Gehirn nicht schützt. Die Veränderungen zeigen sich langfristig, aber die Ursachen treten bereits früh im Leben auf.

Das Fehlen unmittelbarer Folgen macht es schwierig, sich des Schadens voll bewusst zu sein. Jede Aktivität, die das Nervensystem angreift, wird deinen Körper im Laufe der Zeit daher ernsthaft belasten. Eine gute Ernährung ist jedoch eine sehr wichtige vorbeugende Methode für jede Art von Demenz.

Schließlich ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass einige beliebte Sportarten nicht unbedingt gesund sind. Dies gilt insbesondere dann, wenn du nicht die richtigen Vorsichtsmaßnahmen triffst. Ein großer Prozentsatz ehemaliger American-Football-Spieler hat traumatische Hirnverletzungen. Infolgedessen werden ihre sportlichen Karrieren sie für den Rest ihres Lebens negativ beeinflussen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sportgemeinschaft dank neuer Studien und aufgrund eines verstärkten Bewusstseins für die Risiken, Maßnahmen ergreift. Dies sind zum Beispiel, die Entschädigung ehemaliger Spieler und die Investition von mehr Geld in die Forschung.

„Vertraue auf den großen amerikanischen Einfallsreichtum. Wir können intelligentere und gehirnfreundlichere Methoden entwickeln, um American Football zu spielen.“

-DR. Bennet Omalu-


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