Déjà-vu: Wie kann ich wissen, was passiert ist, wenn ich es noch nie erlebt habe?
Es stimmt nicht ganz, dass die sogenannten Erinnerungstäuschungen und das allseits bekannte Déjà-vu ein und dasselbe sind, auch wenn diese Begriffe vielleicht schon synonym verwendet haben. Doch in Wahrheit gibt es zwei Arten der Erinnerungstäuschung: die identifizierende Erinnerungsfälschung und die Bekanntheitstäuschung. Das Déjà-vu ist der Bekanntheitstäuschung untergeordnet.
Wenn wir hin und wieder eine Bekanntheitstäuschung erleben (steht in Zusammenhang mit der sog. Kryptomnesie), erinnern wir uns verstärkt oder verzerrt an Ereignisse: déjà vu, jamais vu, déjà senti…
Déjà vu: Das hab ich schon mal erlebt
Das Phänomen Déjà-vu beschreibt das Gefühl, etwas zuvor schon einmal erlebt zu haben. Dieser Begriff stammt aus dem französischen und bedeutet „schon gesehen“, wodurch wir tatsächlich glauben, dass wir etwas, was für uns im Grunde genommen vollkommen neu ist, bereits erlebt zu haben.
Doch wenn wir ein Déjà-vu-Erlebnis haben, wissen wir, dass etwas Seltsames geschieht und wir fragen uns: Habe ich das nicht schon mal erlebt? Einige Studien haben versucht, diese fälschlichen Wahrnehmungen zu erklären und daraus haben sich verschiedene Theorien ergeben.
„Du musst das nicht tun.”
“Und was, wenn ich es schon getan habe?“
Aus dem Film: Déjà Vu
Wieso erleben wir ein Déjà-vu und ähnliche Erinnerungstäuschungen?
Ende des XIX. und Anfang des XX. Jahrhunderts war die Psychoanalyse einer der wichtigsten Ansätze der Psychologie, die versuchte, eine Erklärung für dieses mentale Phänomen zu finden. Theorien von Sigmund Freud und Carl Jung erklärten das Déjà-vu auf folgender Grundlage: Die erste hat mit unterdrückten Wünschen und die zweite mit dem kollektiven Unbewussten zu tun.
Heutzutage gehen die Studien hinsichtlich dessen jedoch in Richtung der kognitiven Prozesse des menschlichen Gehirns und der Anomalien des Gedächtnisses:
- Die Theorie der Neurologen: Im Hippocampus oder im Temporallappen entsteht eine elektrische Entladung, die dieses Phänomen auslöst, was auch bestätigt, dass jemand, der an Epilepsie leidet, vor einem epileptischen Anfall ein Déjà-vu haben kann.
- Die Theorie der Psychoanalytiker: Das Unterbewusstsein holt etwas hervor, dass wir uns in der Vergangenheit vorstellten, zum Beispiel in einem Traum, oder etwas, das wir an einem Ort, wie in einem Film, gesehen haben.
- Die Theorie der doppelten Verarbeitung: Das Gedächtnis besteht aus zwei Systemen und bei einem Déjà-vu funktionieren sie nicht parallel nebeneinander. In diesem Fall wird nur das Erinnerungssystem aktiviert, aber nicht das System, das Informationen verarbeitet.
- Die Theorie der Holographie: Erinnerungen werden in den sogenannten Hologrammen abgespeichert. Ein Déjà-vu entsteht, wenn unser Gedächtnis auf sie zurückgreift und sich vor unserem geistigen Auge aufgrund eines verarbeiteten Details eine Szene abspielt.
„Wir sind unser Gedächtnis, wir sind dieses chimärische Museum sich ständig verändernder Arten, diese Vielzahl an zerbrochenen Spiegeln.“
Jorge Luís Borges
Die Arten des Déjà-vu
Wie wir gesehen haben, ist die Erinnerungstäuschung des Déjà-vu eng mit dem Gedächtnis verbunden. Jeder von uns kann diese vereinzelten Erinnerungen erleben, obwohl Experten vermuten, dass am häufigsten Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 25 Jahren ein Déjà-vu-Erlebnis haben.
- Déjà vécu: Ein Großteil der Déjà vus, die wir im Laufe unseres Lebens haben, entsprechen dieser Art. Es bedeutet „schon erlebt“, doch wir haben es noch nie erlebt.
- Jamais vu: zu deutsch „nie gesehen“. Das ist das Gegenteil vom Déjà-vu, denn es passiert uns, wenn wir das Gefühl haben, uns hinsichtlich eines Ereignisses unwohl zu fühlen, bei dem wir uns nicht erinnern können, es erlebt zu haben.
- Déj à senti: zu deutsch „schon gefühlt“. Vor allen Dingen Personen, die an Epilepsie und Störungen im Temporallappen leiden, kennen das. Sie erleben eine Bekanntheitstäuschung von Gefühlen, von denen sie glauben, sie schon einmal verspürt zu haben.
„Das gesamte ersichtliche Universum ist ein Garten, in dem Erinnerungen und Symbole gedeihen, die von der Vorstellungskraft benutzt werden und von ihr einen Wert zugeschrieben bekommen.“
Charles Baudelaire
- Déjà visité: Dabei handelt es sich um Erinnerungen an einen Ort, an dem wir uns befinden und niemals zuvor waren, die uns aber echt erscheinen. Wir können uns an sehr genaue Details erinnern, ohne sie vorher je gesehen zu haben.
- Déjà èprouvé: zu deutsch „schon erfahren“. Hierbei kommt es uns so vor, als würden wir mehrere Arten der Erinnerungstäuschung zur gleichen Zeit erleben. Wer diese Erfahrung macht, hat das Gefühl, als würde er die gesamte Erinnerung erleben (mit Bildern, Gerüchen, Geräuschen, etc.).