Dating-Apps: Eine psychologische Perspektive

Die Art und Weise, wie wir Menschen treffen und Beziehungen aufbauen, entwickelt sich permanent. Die Zeiten ändern sich und das Zeitalter der neuen Technologien beeinflusst das Leben der Menschen. In diesem Sinne liegen Dating-Apps natürlich absolut im Trend. Was sagt die Psychologie zu diesem Thema?
Dating-Apps: Eine psychologische Perspektive
Marián Carrero Puerto

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Marián Carrero Puerto.

Letzte Aktualisierung: 09. Februar 2023

Wer hätte gedacht, dass Dating-Apps jemals für die Psychologie von Interesse sein könnten? Allerdings haben sie die Art und Weise maßgeblich verändert, wie wir uns miteinander verabreden und andere Menschen treffen. Wir befinden uns zweifelsohne im Zeitalter der neuen Technologien.

Für einige Menschen ist es tatsächlich sehr schwierig, mit anderen zu interagieren, ohne einen Computer, ein Mobiltelefon oder eine Dating-App zu nutzen. Andere Menschen finden es schlichtweg praktischer und einfacher. Und für viele andere bedeutet dies einfach, dass sie so die neue technologische Ära voll umfänglich in ihr eigenes Leben integrieren.

Daher sind Dating-Apps aus psychologischer Perspektive auch so interessant. Vor einigen Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir mit anderen interagieren und unsere Beziehungen zu ihnen pflegen, erheblich verändert. Tatsächlich machte die Gesellschaft einen riesigen Sprung in Bezug auf die zwischenmenschlichen Interaktionen. Heute treffen wir neue Menschen auf ganz andere Weise. Auch die Art der “Werbung” um einen Partner hat sich im Vergleich zu früher vollkommen gewandelt.

Die Bildschirme unserer Smartphones sind voller Apps. Es gibt unzählige unterschiedliche Arten und jeden Tag entstehen neue. Allerdings haben Studien eine sehr interessante Tatsache aufgedeckt: In der Regel benutzen Menschen nicht mehr als sechs von ihnen. Ist das nicht interessant?

“Die Technologie hat große Populationen möglich gemacht. Und jetzt machen große Populationen Technologie unverzichtbar.”

-Joseph Wood Krutch-

Dating-Apps - Frau mit Mobiltelefon

Warum sind Dating-Apps für die Psychologie so interessant?

Das Interesse der Sozialwissenschaften an der Rolle, die Technologie bei emotionalen Beziehungen spielt, nimmt mit ihrer wachsenden Beliebtheit zu.

Die Psychologie hat die Notwendigkeit erkannt, dass sie sich mit dieser Thematik beschäftigen muss. Der Grund hierfür ist der Einfluss, den Dating-Apps auf unsere Gesellschaft haben und insbesondere die aufschlussreichen Daten einiger Studien zu diesem Thema.

Laut einer Studie des Pew Research Centers sagten 27 % der Menschen in einer Beziehung, dass das Internet einen maßgeblichen Einfluss auf ihr Leben als Paar hat, entweder positiv oder negativ.

Der interessanteste Teil der Studie ist der, dass wenigstens 30 % der Teilnehmer aussagten, sie würden sich ihrem Partner durch den Austausch von Textnachrichten näher fühlen. Darüber hinaus haben auch viele von ihnen verschiedene Streitigkeiten auf einfachere Weise gelöst.

Allerdings sagten auch 33 % der Befragten, sie würden sich vernachlässigt fühlen, weil ihre Partner sehr viel Zeit mit ihren Mobiltelfonen verbringen würden (Lenhart & Duggan, 2014).

Beziehungen und Technologie

Die Nutzung von mobilen Geräten bezieht sich sowohl auf den Beginn als auch auf die Festigung einer Partnerschaft. Besonders in Bezug auf den Beginn einer Beziehung solltest du auch die Geschwindigkeit der Dating-Apps aufgrund ihrer Standort- und Mikrodaten bedenken. Einige solcher Dating-Apps sind beispielsweise Tinder, Grindr und Flirtie (Alvídrez & Rojas-Solís, 2017).

Die Auswahl, die Dating-Apps bieten, erleichtert “Versuch- und Irrtums”-Begegnungen im Vergleich zu den zufälligeren Begegnungen, die beim klassischen Dating stattfinden.

eHarmony, eine bekannte Online-Dating-Webseite, schätzt, dass bis zum Jahr 2040 7 von 10 Beziehungen online beginnen werden. Außerdem werden Menschen im Alter zwischen 56 und 64 Jahren diejenigen sein, die diese Dienstleistung am meisten nutzen werden (Alvídrez & Rojas-Solís, 2017).

Wer nutzt diese Dating-Apps?

Die einfachen Profile wie beispielsweise auf Tinder zeigen, dass besonders gesellige und impulsive Menschen, die ein permanentes Verlangen nach neuen Emotionen haben, wahrscheinlich auch diejenigen sind, die sich besonders häufig auf gelegentliche sexuelle Begegnungen einlassen (Carpenter & McEwan, 2016).

Ebenso betonen Carpenter and McEwan (2016), dass die sozio-sexuelle Orientierung ein weiterer möglicher Moderator dieser Treffen ist: “Menschen mit größerer Selbstbeschränkung hinsichtlich sexueller Beziehungen bevorzugen intime Begegnungen nur mit Menschen, mit denen sie eine stabile Beziehung führen”. Demzufolge haben Menschen ohne diese Beschränkungen häufiger unverbindliche Beziehungen mit sexuell attraktiven Menschen. Außerdem suchen diese bei ihren Begegnungen keine langfristigen Beziehungen.

Dating-Apps - Mann liest angenehme Nachricht

Die Art zu flirten verändert sich durch die Technologie

Einige Menschen fragen sich vielleicht, wie eine App mehr über sie wissen kann als jede andere Person in ihrem Umfeld. Niemand ist wirklich davon ausgenommen und vermutlich kennt jeder Menschen, die diese Dating-Apps nutzen. Vielleicht hast du sie selber schon ausprobiert und sogar eine feste Beziehung gefunden? Die Art und Weise, wie Menschen sich heute kennenlernen, hat sich sehr verändert. Genauso wie das gesamte Umfeld und die Möglichkeiten.

Auf den Dating-Apps kannst du Fotos und Profile zahlloser Nutzer betrachten, so viele, wie du dir ansehen möchtest. Alles, was du tun musst, ist einen Blick darauf zu werfen. Um das Profil zu akzeptieren, wischst du nach rechts. Wenn du es nicht magst, wischst du nach links.

Obwohl sich Menschen früher in der Schule, auf der Arbeit oder im sozialen Umfeld begegnet sind, ist alles, was du heute benötigst, ein einziger Finger.


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  • Alvídrez, S., & Rojas-Solís, J. L. (2017). Los amantes en la época del smartphone: aspectos comunicativos y psicológicos relativos al inicio y mantenimiento de la relación romántica. Global Media Journal14(27), 1-18.

  • Canseco, E. G. El modelo de educación sexual trasmitido por las aplicaciones para ligar en 2017. Comunicación y desarrollo en la Sociedad Digital: nuevos discursos y viejos valores del poder cultural.

  • Carpenter, C.J. & McEwan, B. (2016). The players of micro-dating: Individual and gender differences
    in goal orientations toward micro-dating apps. First Monday, 21(5), 1-13.

  • eHarmony (2014, mayo). The Future of dating. A study of trends in relationship formation in the UK
    1996-2040. Future Foundation.

  • Lenhart, A., & Duggan, M. (2014, febrero) Couples, the Internet, and social media: How American
    couples use digital technology to manage life, logistics, and emotional intimacy within their
    relationships. Pew Research Center.

  • Liébana Morcillo, C. (2015). El Appmor: El fin del cara a cara en las relaciones personales.


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