Das olfaktorische Gedächtnis: Wie funktioniert es?

Dank des olfaktorischen Gedächtnisses suchst du Produkte oder Aktivitäten aus, die dich an Gerüche aus deiner Kindheit und glückliche Momente in deinem Leben erinnern. Heute werden wir besprechen, wie dieser Teil deines Gehirns funktioniert.
Das olfaktorische Gedächtnis: Wie funktioniert es?
María Paula Rojas

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Paula Rojas.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Hast du schon einmal etwas gerochen, das dich sofort in deine Kindheit zurückversetzt hat? Oder einen Keks gekauft, weil er so roch wie der, den deine Oma immer gebacken hat? Beides sind Beispiele für das olfaktorische Gedächtnis, das sehr stark mit deinen Gefühlen verbunden ist. Das wissen und nutzen auch Marketingexperten, um bestimmte Produkte zu verkaufen.

Wichtig ist zu wissen, dass dein Geruchssinn ein chemisches System ist. Als solches ist er dafür zuständig, die Stoffe zu erkennen, die in deiner Umgebung für Gerüche verantwortlich sind. Dieser Prozess ist lebenswichtig. Er warnt dich beispielsweise vor Substanzen, die gefährlich sein könnten, wie z. B. verdorbene Lebensmittel.

Das olfaktorische Gedächtnis – unser effektivster Sinn

Die olfaktorische Wahrnehmung wird im Gehirn wie folgt verarbeitet:

  1. Die in der Luft schwebenden Geruchspartikel gelangen zu der Schleimhaut in deinen Nasenlöchern.
  2. Dort lösen sie sich in einzelne Moleküle auf, die dann von deinem Geruchssystem aufgenommen werden können.
  3. Unter der Schleimhaut befindet sich eine Schicht, die als Riechepithel bezeichnet wird. Diese Schicht hat neuronale Rezeptoren, die auf die Identifizierung von Gerüchen spezialisiert sind.
  4. Diese Rezeptoren senden die Informationen an den Riechkolben (Bulbus olfactorius). Das ist eine Struktur im Gehirn, die sich direkt hinter der Nase befindet.
  5. Der Riechkolben beinhaltet sensorische Rezeptoren, die Nachrichten an das limbische System senden. Dieses verarbeitet gefühlsmäßige Informationen und hilft des Weiteren bei der Speicherung von Erinnerungen. Es sendet auch Informationen an den dorsalen Kortex, der dabei hilft, bewusste Gedanken zu bilden.

Die Informationen landen in Bereichen der Gehirnstruktur, die bei der Entwicklung von olfaktorischen Erinnerungen helfen. Dieses Geruchsgedächtnis macht es möglich, Gerüche und Erinnerungen miteinander in Beziehung zu setzen. Das wiederum unterstützt den Erinnerungs- und Wiedererkennungsprozess von verschiedenen Aspekten unseres täglichen Lebens.

Der Geruch von Sonnenblumen weckt Erinnerungen

Das limbische System und dein olfaktorisches Gedächtnis

Wir wissen, dass das limbische System bedeutend für die Speicherung von Informationen im Zusammenhang mit dem Geruchsgedächtnis ist. Dieses System besteht u. a. aus Strukturen wie der Amygdala, dem Thalamus und dem Gyrus cinguli. Dabei geht es um unwillkürliche oder instinktive Reaktionen. Das olfaktorische Gedächtnis hilft auch bei der Verarbeitung von emotionalen Informationen und liefert Reize.

Die Amygdala spielt eine Schlüsselrolle bei emotionalen Reaktionen. Als Reaktion auf die Geruchswahrnehmung wird sie sofort aktiviert. Einerseits ordnet sie einem Geruch ein Gefühl zu oder löst andererseits mit einem Geruch Erinnerungen aus.

Dieses System ist eines der ältesten im Gehirn! Es ist für die am wenigsten bewussten Handlungen verantwortlich. Die Informationen, die Teil deines olfaktorischen Gedächtnisses werden, begünstigen Entscheidungen, die du triffst, ohne vorher darüber nachzudenken.

Das olfaktorische Gedächtnis: Welche Arten gibt es?

Wie wir bereits erwähnt haben, wird das, was du riechst, nicht einfach durch dein rationales Bewusstsein verarbeitet. Es hat vielmehr eine Reihe von emotionalen und sozialen Aspekten. Verschiedene Prozesse im Gehirn helfen bei der Verankerung von Informationen aus dem Geruchsgedächtnis. Diese sind beispielweise:

  • Wahrnehmung: Dies ist der Prozess der Erfassung von unterschiedlichen Gerüchen in der Umwelt. Das Ergebnis ist eine gedankliche Darstellung des Geruchs, die sich auch auf dessen Bedeutung bezieht.
  • Empfindung: Dies ist die persönliche Auslegung und Darstellung des Geruchs. In den meisten Fällen nehmen wir Gerüche entweder als angenehm oder unangenehm wahr. Das wiederum hängt eng mit persönlichen, sozialen und kulturellen Faktoren zusammen.
  • Emotionen: Im olfaktorischen Gedächtnis spielen die Gefühle eine wichtige Rolle. Wie wir bereits gesehen haben, werden Geruchsinformationen in erster Linie von unserem “emotionalen Gehirn” verarbeitet. Folglich sind Gefühle der ausschlaggebendste Faktor. Es ist viel einfacher, mit dem Geruchsgedächtnis ein Gefühl hervorzurufen als mit anderen Gedächtnisarten.
  • Assoziationen: Normalerweise spielen Gefühle die Hauptrolle, aber auch bewusste Gedanken sind relevant. Dabei werden bestimmte Situationen mit bestimmten Gerüchen assoziiert. Im Laufe der Zeit kannst du diese Erinnerungen auch bewusst heraufbeschwören.
  • Speicherung: Dabei handelt es sich um Langzeit-Erinnerungen. Die meisten Geruchsinformationen fallen in diese Kategorie. Die Umgebung sowie persönliche Befindlichkeiten beeinflussen auch diesen Prozess.
Der Geruch von Wäsche kann Erinnerungen auslösen

Das olfaktorische Gedächtnis und Marketingstrategien

Dabei handelt es sich um einen der neuen Ansätze in der Welt des Marketings. Unternehmen nutzen Gerüche und das olfaktorische Gedächtnis, um bestimmte Produkte zu bewerben und zu verkaufen. Das Ziel ist, bestimmte Gefühle hervorzurufen und so die Menschen zum Kaufen anzuregen.

Zu diesem Zweck nutzt diese Art des Marketings den Sinn, der die Kaufentscheidung am meisten beeinflusst. Das liegt an seiner Kraft als Handlungsmotor. Dazu entwickeln sie ein “Geruchslogo” oder eine “Duftmarke”. Mit einer Duftmarke kann ein Unternehmen mit anderen Worten in deinem Gedächtnis die Erinnerung an eine bestimmte Marke verankern.

Es ist wichtig, dass eine Duftmarke Gefühle und Erinnerungen hervorruft. Ebenso muss sie ausreichend wieder erkennbar sein und sich von anderen Geruchsarten, insbesondere von den Duftmarken der direkten Konkurrenz, ausreichend unterscheiden. Je mehr positive Erinnerungen das Geruchslogo hervorruft, desto besser funktioniert es.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das olfaktorische Gedächtnis aufgrund seiner direkten Kommunikation mit deinem Unterbewusstsein eine wichtige Rolle in deinem Leben spielt. Großkonzerne sind sich dieser Verbindung bewusst, weshalb sie nicht zögern, dies zu nutzen. Kurzum, sie wollen deine Urinstinkte reizen und dein rationales Gehirn überlisten.


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