Das Little-Albert-Experiment

Das Little-Albert-Experiment
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 11. Juli 2023

John B. Watson ist als einer der Väter des Behaviorismus bekannt. Sein wichtigster intellektueller Bezug war Iwan Petrowitsch Pawlow, jener russischer Psychologe, der die Konditionierung auf Basis eines Experimentes mit Hunden beschrieben hatte. Er legte die grundlegenden Aspekte ihrer Reaktion auf Reize dar und etablierte die Prinzipien der klassischen Konditionierung. Man könnte sagen, dass er damit das einleitende Kapitel geschrieben habe, das dabei geholfen habe, die Psychologie als Wissenschaft zu initiieren.

Watson seinerseits führte eine Studie durch, die als Little-Albert-Experiment bekannt wurde. Er versuchte, das Experiment von Pawlow zu wiederholen, experimentierte aber mit Menschen. In diesem speziellen Fall manipulierte er ein Baby, um seine zuvor aufgestellte Hypothese zu beweisen.

Pawlows Experimente

Iwan Pawlow war ein großartiger Forscher. Nach dem Studium verschiedener Disziplinen widmete er sich der Physiologie, und es war schließlich ein physiologisches Element, dass es ihm ermöglichte, die Konditionierung im Schema Reiz-Reaktion zu erkennen.

Pawlow bemerkte, dass Hunde vor der Fütterung mehr Speichel produzierten. Mit anderen Worten, er entdeckte, dass sich die Hunde vor dem Essen auf selbiges vorbereiteten. Sie reagierten dabei auf bestimmte Reize, welche eine baldige Nahrungsaufnahme versprachen. Diese Beobachtung ermutigte ihn, ein Experiment zu gestalten, in dem er verschiedene Reize einführte, bevor er den Hunden ihr Futter servierte. Diese Reize sollten als eine Art Benachrichtigung über bevorstehendes Futter verstanden werden und wurden von den Hunden genau so interpretiert.

Watsons Vorbild: Pawlow und sein Experiment mit Hunden.

Der bis heute bekannteste, von ihm gewählte Reiz war das Klingen einer Glocke. Er konnte zeigen, dass die Hunde aufmerksam wurden und vermehrt Speichel produzierten, wenn sie die Glocke läuten hörten, wenn sie zuvor gelernt hatten, dass der Klang der Glocke der Ausgabe ihres Futters vorausging. Pawlow hatte sie dahingehend konditioniert. Der Ton war der Stimulus und löste den Speichelfluss aus, der wiederum die Reaktion auf den Reiz darstellte.

Hintergrundinformationen zum Little-Albert-Experiment

Watson war ein radikaler Positivist, wollte nur das Verhalten untersuchen, das er tatsächlich beobachten konnte. Genetische, unbewusste oder instinktive Einflüsse machten für ihn keinen Sinn.

Watson war Forscher an der John Hopkins University in Baltimore (Maryland, USA). Er begann mit der Idee, dass die meisten, wenn nicht sogar alle menschlichen Verhaltensweisen durch die Konditionierung erklärt werden könnten. Deshalb wollte er zunächst beweisen, dass die Erkenntnisse von Pawlow auch auf den Menschen angewendet werden konnten.

Watson ging zusammen mit seiner Assistentin Rosalie Rayner in ein Waisenhaus. Dort wählten sie ein acht Monate altes Baby aus. Es heiß Albert und war der Sohn einer der Krankenschwestern aus dem Waisenhaus. Albert war vernachlässigt worden und lebte in einer emotional kalten Umgebung. Das Baby war erstaunlich ruhig und man sagte, der Junge habe seit seiner Geburt kaum geweint. Dies war der Beginn des Little-Albert-Experiments.

Ein umstrittenes Experiment

In der ersten Phase dieses Experiments setzten sie Albert verschiedenen Reizen aus. Das Ziel bestand darin, zu beobachten, welcher der Reize das Baby erschrecken würde. Sie bemerkten, dass Albert sich nur dann ängstlich zeigte, wenn er laute Geräusche hörte. Dies ist durchaus üblich. Er zeigte allerdings keinerlei Anzeichen von Angst vor Tieren oder Feuer, und das ist unüblich.

Dann versuchte Watson, diese Angst durch Konditionierung hervorzurufen. Er präsentierte Albert eine weiße Ratte. Zuerst wollte er mit ihr spielen. Als er sich ihr aber näherte, gab Watson ein sehr lautes Geräusch von sich, das ihn ängstlich machte. Nachdem er den gleichen Zyklus ein paar Mal wiederholt hatte, fürchtete das Baby die Ratte. Danach präsentierte man ihm andere Tiere, wie Kaninchen und Hunde, und schließlich sogar Pelzmäntel. Watson konnte Albert auf all diese Reize konditionieren: Er fühlte Angst, wenn er in sie wahrnahm, obwohl er vorher keine Angst vor Tieren gehabt hatte.

Der kleine Albert und ein Kaninchen

Watson arbeitete lange an diesem Experiment. Es dauerte fast ein ganzes Jahr. Am Ende war das Baby noch ruhiger und ständig ängstlich. Es ging sogar so weit, dass es Angst hatte, als es eine Weihnachtsmannmaske sah. Watson ließ Albert die Maske anfassen und er begann, zu weinen.

Während des zweiten Teils des Experiments beschloss Watson, die Konditionierung rückgängig zu machen. Dies bedeutete, die Ängste, die er zuvor konditioniert hatte, zu “dekonditionieren”. Das war jedoch nicht mehr möglich. Die Universität kündigte Watson schließlich wegen seines umstrittenen Experiments und auch wegen einer Romanze mit seiner Assistentin.

Nach dem Experiment

Wir wissen heute nicht, was mit dem Baby nach diesem Experiment passiert ist. Es gibt jedoch Artikel, die besagen, dass das Kind im Alter von 6 Jahren an einem angeborenen Hydrozephalus gestorben sei. Wenn das stimmt, sind die Ergebnisse des zuvor beschriebenen Experiments noch fragwürdiger.

Das Little-Albert-Experiment ist eine der bekanntesten Studien in der Geschichte der Psychologie. Wegen der hier aufgestellten Hypothesen und Schlussfolgerungen, aber auch wegen des Verstoßes gegen eine Vielzahl an ethischen Regeln, die heute unbedingt zu beachten wären.

Gib mir das Baby und meine Welt, damit ich es heraufbringen kann, und ich werde es krabbeln und gehen lassen. Ich werde es klettern und seine Hände beim Bau von Gebäuden aus Stein oder Holz verwenden lassen. Ich mache einen Dieb, einen Schützen oder einen Drogenjunkie aus ihm. Die Möglichkeit, in jede Richtung zu formen, ist nahezu unbegrenzt.“

John B. Watson


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.