Das Geheimnis der psychologischen Alchemie

Alchemie ist das genaue Gegenteil von dem, was Uneingeweihte vielleicht denken oder erwarten. Das Gold, nach dem sie suchen, kann man nicht anfassen. Stattdessen ist es in uns selbst zu finden - ein strahlender, goldener Funke, der die göttliche Essenz der Schöpfung enthält.
Das Geheimnis der psychologischen Alchemie
Bernardo Peña Herrera

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Bernardo Peña Herrera.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Bei der Alchemie geht es nicht darum, Blei oder andere Metalle in Gold zu verwandeln – zumindest verstehen das die Anhänger von Carl G. Jung so. Vielleicht gibt es stattdessen einige Menschen, die das wahre Geheimnis der Alchemie vollzogen haben: Das Materielle, Irdische und Unbewusste wird symbolisch verwandelt in Geist, Bedeutung und Bewusstsein. Diese drei Dinge stellen das “wirkliche Gold” dar.

Diese bedeutende Arbeit wird unter der hermetischen Annahme ausgeführt, dass es wichtig ist, den Geist “körperlich” werden zu lassen und den Körper zu “vergeistigen”. Im Grunde genommen stellt dies eine Reise unter der Ägide des Gottes Hermes/Merkur dar, der als Vermittler der Gegensätze gilt. Nach Jung hat das gesamte Thema der Transmutation von Steinen und Metallen mit der Transformation der Psyche zu tun, die auf die Materie projiziert wird.

Das alchemistische Werk wird in Symbole verschlüsselt – ein Beispiel dafür wäre der Heilige Gral. Materie verwandelt sich in Form, das Unbewusste ins Bewusste. Dies ist eine Art Transsubstantiation, also eine “Wesensverwandlung”, oder Transformation von Materie in Pneuma oder Geist.

Das Geheimnis der Alchemie und ihre Beziehung zur psychologischen Entwicklung

Wenn wir von dem ausgehen, was wir oben gesagt haben, sprechen wir, wenn wir über die Alchemie sprechen, eigentlich über Sublimation, Destillation, und Kondensation oder Koagulation. Dabei ist der zentrale Prozess regressiv (Auflösung) und progressiv (Kondensation). Das wären auch die grundlegenden Schritte des alchemistischen Prozesses:

Erste Stufe: Nigredo

Nigredo bedeutet Schwärzung. Dies ist der Prozess der Auflösung (Melancholie), der durch Regression oder den Abstieg in die Hölle oder das Unbewusste gekennzeichnet ist.

Zweite Stufe: Albedo

Albedo bezieht sich auf die Farbe Weiß und steht für Reinigung und Katharsis. In dieser Phase ist es entscheidend, sich seinem Schatten zu stellen und sich Unterstützung bei seiner Anima (im Falle eines Mannes) oder bei seinem Animus (im Falle einer Frau) zu holen.

Das Individuum muss alle “schwarzen” Inhalte des Unbewussten erkennen, verinnerlichen und meistern. In dieser Phase wird das Fundament für die Erleuchtung gelegt.

Dritte Stufe: Rubedo

Das Rubedo oder glühende Rot-Gold bezieht sich auf das Schillern oder die mystische Färbung, die in der letzten Stufe des alchemistischen Prozesses auftritt. Während dieses Augenblicks der Wandlung findet die Inkarnation der Bedeutung als symbolisches Gold oder als die Sonne statt, die aus dem Schoß von Mutter Erde und ihrer Dunkelheit wiedergeboren wird.

Das Geheimnis der psychologischen Alchemie.

Das große Geheimnis der psychologischen Alchemie

Im nächsten Schritt beschreiben wir Schritte für einen Einweihungsweg, der von Hunderten von Menschen beschritten wurde. Wir haben ihn in Form von Ideen und Konzepten dargestellt, damit sich unsere Leser auf ihrer Reise ihr eigenes symbolisches Bild erschaffen können.

  • Der erste Schritt sieht folgendermaßen aus: Um sich zu befreien, konstruiert das absolute Individuum ein magisches Achteck. Von diesem Ort in Zeit und Raum aus vollbringt es sein großes Werk.
  • Mithilfe der Alchemie trennt es die Elemente, die in der Welt der Formen vereinigt sind und vereint andere Elemente, die durch eine emotionale Fata Morgana getrennt sind.
  • Durch Magie und Geist integriert es alles in sich selbst, was durch den geistigen Nebel der Illusion zersetzt wurde.
  • Durch den Prozess der Individuation baut es eine Brücke in die Existenz, indem es sich auf Schatten, die Imagination und das Symbolische stützt. Diese drei stellen die uralten Sphinxe des Universums dar.

Allerdings kann nur jemand, der ein wahres Individuum ist, die vier Kreise durchqueren:

Schmetterling als Symbol für die Transformation.

Die vier Kreise

  • Der erste Kreis ist der Ort, an dem das persönliche Unbewusste lebt. In diesem Kreis zieht es die Toten Richtung Erde.
  • Im zweiten Kreis lebt dann das kollektive Unbewusste. Dort zieht es die archetypischen Kräfte in Richtung der planetarischen Psychosphäre.
  • Im dritten Kreis existiert das kosmische Unbewusste. Dort zieht es die Dämonen in Richtung der Gestirne.
  • Das universelle Bewusstsein bewohnt den vierten Kreis. In diesem zieht es die Götter in Richtung ihrer eigenen Ideen. Darauf folgt die Rekrutierung.
  • Schließlich befreit sich das absolute Individuum aus den vier Kreisen. Es lebt auf jeder Stufe und destilliert sein eigenes Wesen.

Wir sehen also, dass es bereits lange vor der modernen Psychologie Wege gab, die Vollendung des Seins zu erreichen oder ein absolutes Individuum zu werden.

Das bedeutet, dass die Alchemie nicht nur die Vorläuferin der Chemie war, sondern auch die der analytischen Psychologie. Hermes Trismegistos stellt den ersten Verfechter dieser Ideen dar.


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  • Burckhardt, T. (1976). Alquimia. Plaza & Janés, Barcelona.
  • Jung, C. G. (2005). Psicología y alquimia: Vol. 12. Madrid: Editorial Trotta, SA.
  • von Franz, M. L. (1991). Alquimia. Luciérnaga.

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