Dankbarkeit – die geheime Zutat

Dankbarkeit – die geheime Zutat
Sergio De Dios González

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Letzte Aktualisierung: 04. April 2017

Es gibt bessere und schlechtere Tage, das wissen wir alle. Es gibt Momente oder Phasen, in denen wir kein klares Ziel vor Augen haben, zu viele Zweifel uns belasten oder wir uns emotional inaktiv oder enttäuscht fühlen. In solchen Situationen kann es passieren, dass wir uns nach großen Lösungen schauen, auf der Suche nach dem Glück oder persönlicher Stabilität.

Es ist bewiesen, dass wir, um dies zu erreichen, eine Reihe verschiedener Dinge in unserem Inneren und in unserem Umfeld benötigen. Das ist kein leichter Weg. Am Glück muss man arbeiten.

Eine Möglichkeit, diesen Weg einzuschlagen oder ihn weiterzugehen, falls wir uns bereits auf ihm befinden, kann die Verwendung einer sehr nützlichen und sehr bereichernden Zutat sein, die wir oft vergessen: Die Dankbarkeit.

Wann haben wir aufgehört, zu danken? Wie viele Male haben wir aus Scham, aus Angst vor der Meinung anderer oder aus Nichtwissen nicht gedankt?

Werden wir uns der Macht der Worte bewusst. Es ist wichtig, den richtigen Moment, den Ton und die Betonung, den Ort und die Ehrlichkeit zu treffen. Nicht immer wählen wir gut, und nicht immer treffen wir ins Schwarze, trotz unserer allerbesten Absichten.

“Die Freude, die man erlebt, wenn man einem dankbaren Menschen begegnet, ist so groß, dass es die Mühe lohnt, sich zu bemühen, nicht undankbar zu sein.“

Seneca

Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, uns auf besondere Weise zu bedanken? Warum haben wir es nicht gemacht? Ist Danke sagen dasselbe wie danken?

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Fünf Buchstaben

“Danke.”  Fünf gut aufeinander abgestimmte Buchstaben, die die Gabe besitzen, an den beiden äußeren Enden der Emotionalität zu sitzen. Auf der einen Seite der automatische Formalismus, und an der anderen Seite die am stärksten gefühlte Bedeutung.

Wir verteilen Danksagungen nach rechts und links. Wir verschenken sie geradezu, täglich und auch an Unbekannte. Wir sind erzogen worden im formalen Danken der sozialen Norm. „Danke, dass Sie gekommen sind.“ – „Danke für die Teilnahme.“ – Danke für das Essen.“ – „Danke für die Einladung.“   Das alles mehr oder auch weniger formell und mehr oder weniger wirklich gefühlt.

Normalerweise danken wir, um in der Gesellschaft zu kommunizieren. Dies öffnet uns Türen, schafft Nähe zu anderen und fördert unsere Integration in die Gruppe. Aber es gibt auch andere Arten zu danken. Die, die wir weniger häufig anwenden. Die zwischen Eltern, Freunden, Familienangehörigen oder besonderen Menschen in unserem Leben stattfindet.

Dort können wir von dankbarer Gesinnung sprechen.

Was sich hinter dem Danken versteckt

Wir sprechen nicht über Formalismus und Automatismus. Wir sprechen auch nicht davon, Menschen zu danken, die unsere Anerkennung für ihre Arbeit benötigen.

Wir sprechen davon, einen Blick auf die Umgebung oder die Vergangenheit zu werfen, und den Menschen zu identifizieren, der uns geholfen hat, ohne dafür eine Antwort zu erwarten. Oft vielleicht ohne Absicht und ohne es zu wissen, aber er hat es gemacht.

Der Sporttrainer, der uns gelehrt hat, über Bälle, Hürden und Tabellen hinauszuschauen. Jene Lehrerin, über die wir die Liebe zu Büchern, zu geschichtlichen Themen oder zur Mathematik erlangt haben. Der Familienangehörige, in dessen Begleitung wir die besten Sommerferien unseres Lebens verbracht haben, an die wir uns mit viel Zuneigung erinnern.

“Stille Dankbarkeit nützt niemandem.”

G.B. Stern

Danken bedeutet, Zugang zu einer eigenen Emotion zu haben und sie mit derjenigen oder demjenigen zu teilen, der oder die bewusst oder unbewusst unseren Zustand verursacht hat.

Danken hilft uns:

  • Zurückgehaltene Gefühle zu befreien und inneren Frieden zu erlangen.
  • Die Vorstellung, unerledigte Dinge zu regeln, loszulassen: “Ich hätte ihm gern gedankt…”
  • Unser Selbstwertgefühl aufzubauen.
  • Unsere sozialen Bindungen zu stärken
  • Schlechte Momente und negative Emotionen zu bekämpfen.

Geheime Zutat? – Ja! Wissenschaftlich bewiesen? – Ebenso!

Martin Seligmann ist ein anerkannter Psychologe. Er ist der Initiator der positiven Psychologie, die sich der wissenschaftlichen Erforschung der positiven Emotionen und Eigenschaften des Menschen widmet. Gemeinsam mit Peterson entwickelte er einen Fragebogen, der die Stärken und Tugenden für die Erreichung einer besseren Lebensqualität sammelte und klassifizierte. Dabei stützen sie sich nicht nur auf aktuelle Untersuchungen, sondern zogen auch alte Philosophien sowie Texte aus fernen Kulturen und Religionen aller Kontinente hinzu. In all diesem Material suchten sie gemeinsame Elemente.

Eine der allgemeinen Kategorien mit dem Namen „Transzendenz“ – in der die Stärken gesammelt sind, die unserem Leben Sinn geben und uns mit unserer Umgebung und den universellen Emotionen in Verbindung bringen – beinhaltet die Dankbarkeit oder dankbare Gesinnung. Transzendenz wird dort definiert als „sich bewusst zu sein und zu danken für die guten Dinge, die einem zuteil werden so wie auch die Fähigkeit, Dank zu sagen“.

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Aktiviere deine Dankbarkeit

Es gibt jede Menge Hindernisse, die uns nicht danken lassen. Angefangen mit der Angst vor der Meinung anderer, dem Gefühl, dass der richtige Moment bereits verstrichen ist, ein Gefühl des Stolzes und der Überheblichkeit, das uns in bestimmten Situationen zweifeln lässt, die Sorge, dass man unsere Gefühle nicht gleichermaßen erwidert, oder die Schüchternheit.

Die Wirkung ist aber so positiv, dass wir nicht zögern sollten, es umzusetzen, wenn wir es denken. Vorher können wir dies bereits üben, indem wir all das herausfinden, für das wir dankbar sein können.

Meine Empfehlungen?

  • Täglich oder wenigstens einmal pro Woche sollten wir uns die Dinge ansehen, für die wir Dankbarkeit empfinden. Das hilft uns, über die Handlungen, Situationen oder Personen, die im Alltag Ruhe und Positivität in unser Leben bringen, nachzudenken und sie zu wertschätzen.

Und vor allem:

  • Schreibe einen Brief an jemanden aus deiner Vergangenheit, dem du für etwas danken willst. Es muss dabei gar nicht um etwas Herausragendes in den Augen anderer gehen. Man kann auch für Routineabläufe, Aufmerksamkeit, Gesten, Veranstaltungen, Entdeckungen und Ähnliches danken.
    Denke an jemanden, nimm deine Zeit, ordne das, was du ausdrücken willst und verfasse es. Du kannst wählen, wie du es ihm zukommen lassen willst. Ob du es ihm in die Hand gibst oder es ihm vorliest. Meine Empfehlung? Es ist eine wunderbare Erfahrungen, es laut vorzulesen und darüber zu sprechen.

Über die fünf Buchstaben hinaus gibt es die Erfahrung und die Emotion. Entdecke die beste Form für dich, und empfange und genieße die Dankbarkeit. Mit Sicherheit wirst du dich belohnt fühlen und deinen Platz und deine Identität wiederfinden.

Dies zu teilen trägt auf stille Weise dazu bei, dich mit deinen positiven Emotionen in Verbindung zu setzen und deinem Weg zum Glück einen weiteren Stein einzufügen.

“Die Dankbarkeit ist das einzige Geheimnis, das sich nicht durch sich selbst offenbart.“

Emily Dickinson


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.