COPD: Auswirkungen auf die Psyche

Patienten mit chronischen Krankheiten weisen häufig eine beeinträchtigte psychische Gesundheit auf. Angstzustände und Depressionen sind zwei der am häufigsten auftretenden Krankheitsbilder bei COPD-Patienten.
COPD: Auswirkungen auf die Psyche
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 08. April 2024

Menschen mit COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) leiden häufig an depressiven Verstimmungen und Ängsten. Diese psychischen Belastungen wirken sich nicht nur auf ihre Lebensqualität nachteilig aus, sondern können auch den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.

Anzeichen für psychische Probleme sind unter anderem Müdigkeit, Schlafstörungen, Lustlosigkeit oder Appetitverlust. Häufig werden diese Symptome durch die Krankheit selbst erklärt und nicht auf seelische Belastungen zurückgeführt. Es gibt allerdings spezifische Tests, um die Psyche der Patienten mit COPD zu bewerten. 

COPD, eine stark einschränkende chronische Krankheit

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung führt zu dauerhaft entzündeten oder verengten Atemwegen. Mit fortschreitender Krankheit kommt es vermehrt zu Atemschwierigkeiten und quälendem Hustenreiz. Veränderungen des Lungengewebes erschweren die Aufnahme frischer Luft, deshalb gelangt weniger Sauerstoff in den Körper und ins Blut. Die körperliche Leistungsfähigkeiten der Patienten mit COPD ist eingeschränkt (Anegan et al., 2012, Troosters et al., 2010): Sie sind in allem langsamer, da ihre Atemkapazität gering ist.

Häufig treten zusätzlich Ängste und Depressionen auf (Kunik et al., 2005). Patienten sind in ihrem Alltag stark behindert, ihre Lebensqualität verschlechtert sich zunehmend.

“COPD-Patienten können unter Behinderungen, verminderter Lebensqualität und erhöhter Sterblichkeit leiden.”

Dr. Bartolomé Celli

Patient mit COPD
Die Forscherin Monira I. Aldhahi weist darauf hin, dass eine schlechte psychische Gesundheit die funktionelle Leistungsfähigkeit von COPD-Patienten beeinträchtigt.

COPD und Angst

Eine in der Zeitschrift International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlichte Studie unter der Leitung von Dr. Monira I. Aldahi weist darauf hin, dass die Mehrheit der Patienten mit COPD signifikante Angstsymptome aufweist. Die Angst führt bei dieser Krankheit zu geringerer Körperbewegung.

Dies könnte wiederum ein Rückkopplungsfaktor für depressive Symptome sein. Eine der Schlussfolgerungen der Untersuchung ist, dass erhöhte Angst und Depressionen in Kombination mit einer schlechten körperlichen Fitness synergetisch wirken und die funktionelle Leistung von COPD-Patienten reduzieren.

Ferner kann Angst einige Symptome hervorrufen, die den Krankheitsverlauf verschlimmern könnten, unter anderem Hyperpnoe (vertiefte Atemzüge). Dies führt dazu, dass Patienten kurzatmig sind, was ebenfalls ihre körperliche Leistungsfähigkeit einschränkt. Folglich verzichten sie auf Sport, was ihre Lebensqualität verschlechtert.

Krankenpflegerin hilft Mann mit COPD
Der Mangel an körperlicher Aktivität bei Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung führt zu Isolation und Depression.

COPD und Depressionen

Auch Depressionen können die Schwere der Krankheitssymptome verschlimmern. Die geringe körperliche Aktivität führt dazu, dass sich die Patienten zunehmend von ihren Bezugspersonen abkapseln, was wiederum mit Depressionen in Verbindung gebracht wird (Bourbeau et al., 2009).

Die Ursachen für die Veränderung der psychischen Gesundheit dieser Patienten sind den Forschern noch nicht bekannt. Doch eine in BMJ Journals veröffentlichte Studie geht davon aus, dass die Verschlechterung der Lebensqualität sowie soziale Isolation und ein geringeres Einkommen einflussreiche Faktoren sind, die Ängste und Depressionen begünstigen (Van Manen et al., 2002).

Die Identifizierung der Verstärker der COPD-Symptome ist von größter Bedeutung, deshalb sind weitere Studien nötig, um die Zusammenhänge mit Depressionen und Angstzuständen zu erforschen. Das Ziel ist, präventive und behandelnde Methoden zu entwickeln, um COPD-Patienten zu helfen und ihre funktionelle Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu verbessern.

“COPD-Patienten mit erhöhten Angst- und Depressionswerten zeigten eine schlechtere funktionelle Leistungsfähigkeit und Lebensqualität als Patienten ohne Angst.”

Monira I. Aldhahi


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  • Aldhahi, M. I., Baattaiah, B. A., Nazer, R. I., & Albarrati, A. (2023). Impact of Psychological Factors on Functional Performance among Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. International journal of environmental research and public health20(2), 1285. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36674041/
  • Annegarn J., Spruit M.A., Savelberg H.H.C.M., Willems P.J.B., van de Bool C., Schols A.M.W.J., Wouters E.F.M., Meijer K. (2012). Differences in Walking Pattern during 6-Min Walk Test between Patients with COPD and Healthy Subjects. PLoS ONE, 7:e37329. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0037329
  • Bourbeau, J. (2009). Activities of Life: The COPD Patient, COPD. Journal of Chronic Obstructive Pulmonary Disease, 6(3), 192-200. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/15412550902902638
  • Troosters, T., Sciurba, F., Battaglia, S., Langer, D., Valluri, S. R., Martino, L., Benzo, R., Andre, D., Weisman, I., & Decramer, M. (2010). Physical inactivity in patients with COPD, a controlled multi-center pilot-study. Respiratory medicine104(7), 1005–1011. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20167463/
  • van Manen JGBindels PJEDekker FW, et al. (2002). Risk of depression in patients with chronic obstructive pulmonary disease and its determinants.
  • Kunik M.E., Roundy K., Veazey C., Souchek J., Richardson P., Wray N.P., Stanley M.A. (2005). Surprisingly High Prevalence of Anxiety and Depression in Chronic Breathing Disorders. Chest, 127, 1205–1211. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0012369215344688

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