Co-Abhängigkeit und ihre Merkmale

Co-Abhängigkeit ist ein Verhalten, das jeden betreffen kann, der in einer engen Beziehung mit einer abhängigen bzw. süchtigen Person steht. Erfahre mehr über die Merkmale, die diese Situation kennzeichnen.
Co-Abhängigkeit und ihre Merkmale
María Paula Rojas

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Paula Rojas.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Co-Abhängigkeit ist ein extrem komplexes Verhalten, das sowohl die Person, die sie entwickelt, als auch die Menschen in ihrem engen Umfeld maßgeblich beeinflusst. Sie kann sehr weitreichende Auswirkungen auf das tägliche Leben eines Menschen haben und dazu führen, dass dieser unfähig wird, sich auftretenden Schwierigkeiten zu stellen und sie zu bewältigen.

Daher ist es wichtig zu wissen, was Co-Abhängigkeit ist und wie sie dich beeinflussen kann. Nicht nur, um dich selber davor zu schützen, sondern auch, um zu erkennen, ob irgendjemand in deinem Umfeld daran leidet.

Co-Abhängigkeit - Mann mit Flasche vor einer Frau auf dem Bett

Definition der Co-Abhängigkeit

Co-Abhängigkeit ist eine abhängige Beziehung, in welcher mindestens eines der Mitglieder von etwas abhängig oder süchtig nach etwas ist. Daher führt diese durch die Sucht verursachte Zwietracht zu einer Verhaltensänderung ihrer engsten Mitglieder. Und dies wiederum führt zu einer neuen Funktionsweise dieses Systems.

Einige Studien haben ergeben, dass Frauen häufiger davon betroffen sind, insbesondere wenn sie Mütter und/oder Ehefrauen sind. Man könnte dies durch ihre kulturelle Entwicklung in der Gesellschaft erklären. In diesem Fall begeben sich Frauen häufig in die Rolle von Betreuerinnen, wobei sie sich bei dem Versuch, die Bedürfnisse ihrer Angehörigen zu erfüllen, häufig selber dabei vergessen.

Der Begriff Co-Abhängigkeit stammt ursprünglich von den Familienangehörigen der Menschen, die an den Treffen der Anonymen Alkoholiker teilgenommen haben. In verschiedenen Sitzungen stellten sie ganz bestimmte physische, emotionale und psychologische Zustände in diesen Familienkernen fest.

Menschen in dieser Situation neigen dazu, eine gewisse Ineffektivität im Ausdruck von Emotionen und bei der Lösung persönlicher und zwischenmenschlicher Konflikte zu entwickeln. Denn sie konzentrieren ihre Bemühungen auf die Kontrolle des Suchtverhaltens des Betroffenen, bis zu dem Punkt, an dem sie alles miterleben. Allerdings schafft dieses Verhalten eine Dynamik, in der der Süchtige das Leben des(r) Co-Abhängigen durch sein manipulatives Verhalten kontrolliert.

Arten der Co-Abhängigkeit

Es gibt zwei Arten von Co-Abhängigkeit. Jede hat ihre eigenen Merkmale und Konsequenzen.

Co-Dependenz

Die erste Art ist die Co-Dependenz. In diesem Fall hat die Person eine abhängige oder gegenseitig abhängige und ungesunde Beziehung mit einem Süchtigen. Allerdings ist hier der Hinweis sehr wichtig, dass in dieser Art der Co-Abhängigkeit diese Person nicht selber von einer Substanz abhängig ist.

Die Situation entsteht vielmehr aus dem Stress, der sich aus dem Zusammenleben und den Interaktionen mit einem Süchtigen ergibt. Daher intensiviert sich dieses Phänomen auch im Laufe der Zeit immer weiter. Nachfolgend findest du einige charakteristische Prinzipien dieser Co-Dependenz:

  • Permanentes Bestreben, Fähigkeiten zu entwickeln, um sich selbst und die andere Person bzw. die Situation unter Kontrolle zu halten, insbesondere in Krisensituationen.
  • Priorisierung des Wissens und der Verantwortlichkeiten des Süchtigen bis zu dem Punkt, dass der Betroffene seine eigenen Themen vernachlässigt oder ignoriert.
  • Angst vor und Verzerrung der Grenzen zwischen Trennung und Ängsten.
  • Darüber hinaus übergehen die Betroffenen häufig ihren eigenen Raum und ihre eigenen Bedürfnisse.
  • Außerdem neigen sie dazu, Beziehungen mit impulsiven Menschen einzugehen, die an Persönlichkeits- oder Suchtstörungen leiden.

Bio-Dependenz

Der zweite Typ der Co-Abhängigkeit ist die Bio-Dependenz. Man könnte sie als Konstrukt der Abhängigkeit von der Abhängigkeit bezeichnen. Mit anderen Worten, eine Beziehungsabhängigkeit, die sich auf einen süchtigen Menschen bezieht.

In diesem Fall existieren eine Reihe von Einstellungen, Auswirkungen und Verhaltensweisen, die, neben der spezifischen Sucht selber, Abhängigkeit von Menschen oder soziopathischen Situationen erzeugen. All dies bestimmt in erheblichem Ausmaß die täglichen Aktivitäten der beiden Menschen, die in einer abhängigen co-abhängigen Beziehung leben.

Daher nimmt die biodependente Person eine passive Haltung an. Außerdem gibt sie bewusst ihre Autonomie auf oder schränkt diese erheblich ein.

Infolgedessen treffen diese Menschen dann keinerlei Entscheidungen mehr und werden zunehmend unselbständig. Man könnte sagen, dass die Beziehung, die sie mit dem Menschen führen, von dem sie abhängig sind, derjenigen gleicht, die sie zu der Substanz haben, von der sie abhängig sind.

Allerdings ist eine Tatsache hierbei besonders wichtig: Dieser Mangel an Autonomie kann nicht aufrechterhalten werden, wenn es um die Maßnahmen geht, die zur Aufrechterhaltung und Befriedigung der Sucht dienen. Daher ist ein Drogenabhängiger auch dazu in der Lage, alles Erforderliche zu unternehmen, um die Ressourcen zu erlangen, die er so dringend für seine Sucht benötigt. Nachfolgend findest du einige klinische Merkmale bioabhängiger Menschen:

  • Mangelndes Bewusstsein über das Problem.
  • Delegation von Entscheidungen und ein merklicher Verlust an Autonomie.
  • Darüber hinaus suchen und fordern sie permanent Empfindungen mit dem Partner, die denen ähneln, die sie durch die Substanz erhalten, von der sie abhängig sind.
  • Außerdem sind sie auf der obsessiven Suche nach einem Partner. Dies wiederum hebt die Tatsache hervor, dass die Beziehung das Merkmal ist, welches die Bio-Dependenz stimuliert.

Wie kommt es zu Co-Abhängigkeit?

Zunächst einmal ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Co-Abhängigkeit entsteht, wenn ein Familienmitglied von einer bestimmten Substanz abhängig ist. Wenn sich diese Störung entwickelt, führt das häufig dazu, dass die Menschen im Umfeld schließlich Verhaltensweisen annehmen, die als Verstärkung ihrer eigenen Sucht dienen.

Allerdings weist diese perverse Anpassung eine Reihe relationaler Dynamiken auf, die nicht gesund sind. Im Fall einer co-abhängigen Person, beginnen sie damit, Verantwortungen zu übernehmen, die nicht ihre eigenen sind, wenn sie sich des Vorhandenseins erheblicher Probleme aufgrund der Sucht bewusst werden. Daher versuchen sie, die potentiellen Schäden zu minimieren.

Mit anderen Worten, sie beginnen damit, die Aktivitäten und Rollen der süchtigen Person zu übernehmen. Daher führt dieses Verhalten in einigen Fällen dazu, dass sich der Süchtige immer weiter aufgibt.

Infolgedessen beginnt der Betroffene, unter Stress und Ängsten zu leiden. Gleichzeitig entwickelt er Schamgefühle. Sowohl aufgrund der Haltung des Süchtigen als auch der eigenen.

Darüber hinaus besteht die Angst, nicht zu wissen, ob sie alles richtig machen oder aufgrund der Hilflosigkeit, nicht alles erfüllen zu können. Schließlich entstehen daraus Schuldgefühle, weil die Co-Abhängigen glauben, dass sie durch ihr Verhalten und ihre Einstellungen die Sucht weiterhin aufrechterhalten.

Co-Abhängigkeit - besorgte Frau

Abschließende Gedanken

Abhängigkeit betrifft nicht nur die abhängige Person selber. Die perversen Konsequenzen von Abhängigkeit sind weitreichender. Darüber hinaus zeigen verschiedene Daten, dass die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Co-Abhängigkeit im unmittelbaren Umfeld eines Süchtigen umso größer ist, je ausgeprägter diese Sucht ist.

Die Auswirkungen und Konsequenzen können weitaus signifikanter sein, wenn sie diese Grenze erreichen. Fast bis zu dem Punkt, an dem sie zu einem der Aspekte werden, die die Sucht noch verstärken. Daher ist in diesen Fällen eine psychologische Intervention die Unterstützung, die den wünschenswertesten Effekt bewirkt, denn dann ist stets ein Fachmann präsent, der direkten Rat und Unterstützung bieten kann.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Schonian, S. A. (2017). Development and Preliminary Validation of the Co-Addiction Scale [Thesis]. https://ttu-ir.tdl.org/handle/2346/73535
  • Sirvent, C., Moral, M., Blanco, P., & Suarez, G. (2014). Las coadicciones (estudio descriptivo y psicopatología diferencial). 1-13.
  • Vacca, R. (2003). LA CO-ADICCION Aspectos Culturales y Clínicos para su Aprendizaje. Revista Peruana de Drogodependencias, 1(1), 231-253.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.