Brainwriting: Kreativitätstechnik zur Ideenfindung

Brainwriting ist eine interessante Technik zur Ideenfindung, die sich insbesondere für introvertierte Menschen ausgezeichnet eignet.
Brainwriting: Kreativitätstechnik zur Ideenfindung
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 01. November 2023

Brainstorming ist eine beliebte Methode zur Ideenfindung, die in verschiedenen Bereichen erfolgreich zum Einsatz kommt. Eine interessante Alternative bietet das Brainwriting, eine nonverbale Technik, die vorwiegend in Gruppen angewandt wird.

Introvertierte Personen fühlen sich in bestimmten Gruppendynamiken oft nicht wohl. Dazu kommt, dass es vielen im Team schwerfällt, Vorschläge, Anregungen oder Einwände einzubringen. Auch mangelnde Kommunikationsfähigkeiten, Meinungsverschiedenheiten oder fehlende Redezeit sind häufige Hindernisse, die dem Austausch von Ideen, Kreativität und Innovation im Weg stehen.

Brainwriting ist eine Kreativitätstechnik zur Ideenfindung, die in diesen und in anderen Situationen sehr effektiv ist. Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren.

“Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat.”

Albert Einstein

Brainwriting: Was ist das?

Diese Kreativitätstechnik wurde bereits 1969 von dem Marketingexperten Bernd Rohrbach entwickelt. Im Unterschied zum klassischen Brainstorming lädt diese Methode zum tieferen, meditativen Denken ein, um die Kreativität und die Ideenfindung zu fördern. Doch welche Vorteile hat Brainwriting im Vergleich mit Brainsorming?

Der Organisationspsychologe Tomas Chamorro-Premuzic zeigt in seinen Büchern¹⁺² die Grenzen des klassischen Kreativitätsmodells auf: Er erklärte in der Harvard Business Review, dass große Unternehmen jahrelang Brainstorming eingesetzt haben, ohne sich bewusst zu sein, dass es in vielen Fällen mehr schadet als nützt.

Warum Brainstorming nicht immer die beste Methode ist

Ein in der Zeitschrift Advances in Experimental Social Psychology veröffentlichter Artikel macht deutlich, dass Brainstorming die Produktivität eines Unternehmens beeinträchtigen kann. Folgende Ursachen könnten sich hinter dieser Realität verbergen:

  • Talentiertere Mitarbeiter können unbemerkt bleiben, insbesondere introvertierte Menschen.
  • Es gibt Menschen, die Angst davor haben, dass andere ihre Vorschläge ablehnen.
  • Oft geht beim Brainstorming viel Zeit verloren, ohne die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
  • Außerdem werden Entscheidungen häufig anderen überlassen, was zu Konformismus führen kann.
  • In anderen Fällen entsteht ein falsches Gefühl von Effizienz, die generierten Ideen werden nicht in die Praxis umgesetzt.
  • Brainstorming zwingt zu raschen, chaotischen Gedanken. Deshalb sind innovative Ideen schwierig, wenn viele Personen an dieser Übung teilnehmen.

Wie funktioniert Brainwriting?

Bernd Rohrbach beschrieb seine Methode als geordnete, demokratische und effektive Kreativitätstechnik, die innovative Gedanken fördert. Seine Methode ist auch als 6-3-5-Technik bekannt. Es handelt sich um eine kostengünstige und effektive Ressource, die jedes Unternehmen in Betracht ziehen sollte. Dieses Instrument hilft nämlich, sich stressigen und wechselnden Kontexten einfacher anzupassen.

Ein in der Zeitschrift SAGE Open veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass Kreativität am Arbeitsplatz nur dann gefördert wird, wenn es eine klare und sinnvolle organisatorische Unterstützung gibt. In diesem Sinne hat Brainwriting verschiedene Vorteile. Wir erklären dir anschließend, wie diese Methode funktioniert.

Der Moderator

Der Moderator leitet die einzelnen Schritte und informiert die Teilnehmer über Ziele, Vorgehensweise und Tools.

Erste Phase: sechs Personen, drei Ideen, fünf Minuten

Es werden Gruppen von sechs Personen gebildet, die abwechselnd fünf Minuten lang drei Ideen entwickeln. Der Moderator oder die Moderatorin unterstützt die Gruppen bei folgenden Aufgaben:

  • Erklärung des Problems oder des zu erreichenden Ziels
  • Organisation von Kleingruppen mit jeweils sechs Personen
  • Arbeit an Tischen mit Papier und Stift
  • Entwicklung von drei zielorientierten Ideen in fünf Minuten

Zweite Phase: Ideen teilen

Im nächsten Schritt werden die schriftlichen Ideen an eine Kollegin oder einen Kollegen weitergegeben, um eine neue Runde zu starten. Jeder erhält die Vorschläge einer anderen Person und entwickelt damit drei weitere Ideen. Der Zyklus schließt sich, wenn alle sechs Mitglieder alle Blätter der anderen erhalten haben.

In 30 Minuten entstehen mit dieser Methode 108 Ideen. 

Dritte Phase: Sozialisierung

Diese Kreativitätstechnik endet mit dem Austausch aller Ideen und ihrer Bewertung. An diesem Punkt gehen wir vom schriftlichen Medium zur mündlichen Kommunikation über, um die wertvollsten Vorschläge zu diskutieren, zu analysieren und auszuwählen. Danach ist es an der Zeit, die Ideen umzusetzen.

Die Vorteile des Brainwriting

Die Vorteile dieser Strategie sind vielfältig. Ein in der Zeitschrift Procedia, Social and Behavioral Sciences veröffentlichter Artikel nennt folgende:

  • Damit können Blockaden vermieden werden.
  • Der soziale Konformismus ist geringer.
  • Es entstehen weniger zwischenmenschliche Konflikte.
  • Das Zugehörigkeitsgefühl zum Team wird gestärkt.
  • Brainwriting fördert die Verarbeitung gemeinsamer Ideen.
  • Es handelt sich um eine geordnete Technik, bei der keine Zeit verschwendet wird.
  • Die Teilnehmer konzentrieren sich auf das zentrale Thema.
  • Brainwriting entschärft oder vermeidet Statusunterschiede.
  • Der klassische Druck, sich der Gruppe anzupassen, um nicht beurteilt zu werden, ist nicht vorhanden.

Probiere Brainwriting aus!

Brainwriting ist eine sehr interessante Methode zur Ideenfindung und eine gute Alternative zu Brainstorming. Die Teilnehmer können ihre Gedanken in Ruhe und ungestört entwickeln. Alle werden involviert, um eine Ideensammlung zu erstellen, diese zu bewerten und die besten Möglichkeiten umzusetzen.

▶ Lese-Tipps

  1. The Talent Delusion: The New Psychology of Human Potential, Tomas Chamorro-Premuzic, Piatkus Books 2017
  2. Warum so viele inkompetente Männer in Führungspositionen sind (und was man dagegen tun kann), Tomas Chamorro-Premuzic, Haffmans & Tolkemitt 2019

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