Bist du zu vertrauensvoll im Umgang mit anderen?
Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du zu vertrauensvoll bist? Viele Menschen glauben, dass es nicht gut ist, anderen zu vertrauen. Aber berechtigt das andere wirklich dazu, dir zu sagen, dass du “naiv” bist, weil du Menschen vertrauensvoll begegnest? Sicherlich nicht immer.
Grundsätzlich ist es gut, wenn du Vertrauen schenkst und es gleichermaßen auch von deinen Mitmenschen erwartest. Letztlich sind es die Menschen, die andere belügen und für ihre Zwecke instrumentalisieren, die sich schämen sollten.
Laotse sagte, dass diejenigen, die nicht aufrichtig vertrauen können, auch nicht das Vertrauen anderer Menschen verdienen. Ein gewisses Mass an Vertrauen ist notwendig, wenn du in unserer Welt zurechtkommen willst.
Ohne den Glauben in andere Menschen würdest du permanent in Angst und Unsicherheit leben. Wenn du gar nicht vertraust, dann könntest du dich auch nicht mehr hinter das Steuer deines Autos setzen, keinen öffentlichen Verkehr benutzen oder auch nicht mehr deine Kinder zur Schule bringen.
Unsere Gesellschaft, Kultur und unsere ganze Zivilisation beruhen auf dem Prinzip des gegenseitigen Vertrauens. Obwohl wir dies meistens als gegeben hinnehmen, bildet es doch die Basis unseres gemeinsamen Lebens. Dadurch können wir mit anderen Menschen zurechtkommen und verlieren unsere Ängste und Unsicherheiten in Beziehungen. Letztlich ist Vertrauen etwas, das wir mit geschlossenen Augen und einem offenen Herzen schenken sollten.
Aber genau daher ist es so schmerzvoll, wenn du dann eine negative Erfahrung machst, weil du zu vertrauensvoll warst.
Einerseits musst du selber mit deiner Enttäuschung umgehen und andererseits beginnst du möglicherweise damit, an dir selber und deinen Entscheidungen zu zweifeln. Vielleicht stellst du dir Fragen wie: “War ich zu naiv?” “Habe ich mir Sand in die Augen streuen lassen?” “Hätte ich zynischer sein sollen?”
“Du musst den Menschen vertrauen und an sie glauben, sonst wird das Leben unmöglich.”
-Anton Tschechow-
Vertrauensvoll leben: die Kraft der Gefühle
Das Wort “Vertrauen” ist eines der schönsten Worte, die es gibt. Denn damit beschreiben wir die Fähigkeit von Menschen, Beziehungen mit anderen aufzubauen, die auf Sicherheit und gegenseitiger Zuneigung basieren. Gleichzeitig beinhaltet Vertrauen auch immer eine Handlung. Du bringst den Mut auf, Beziehungen mit anderen Menschen aufzubauen, die frei von Ängsten oder Vorbehalten sind.
Zum Thema Vertrauen in unserer Gesellschaft gibt es einige sehr interessante Forschungsarbeiten. Joe Bavonese, ein Psychologe vom Relationship Institut in Royal Oak, Michigan, USA, hat herausgefunden, dass die Menschen in den vergangenen zehn Jahren weniger vertrauensvoll geworden sind.
Einer der Gründe für dieses Phänomen ist die rasante technologische Entwicklung der letzten Jahre. Durch die neuen Technologien bekommen wir Zugang zu enorm vielen Informationen. Außerdem können wir auch mit viel mehr Menschen in Kontakt treten. Allerdings solltest du bedenken, dass diese Interaktionen nicht immer so vertrauenswürdig sind, wie sie anfangs erscheinen mögen.
Außerdem leben wir in einer sehr schnelllebigen Zeit mit vielen Unsicherheiten. Dadurch werden auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen verändert.
Unser Leben wird in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Hinsicht zunehmend instabil. Daher ist es durchaus sinnvoll, wenn wir ein wenig achtsamer und vorsichtiger werden. Gleichzeitig gibt es aber immer noch sehr viele Menschen, die zu vertrauenswürdig erscheinen. Aber was bedeutet das eigentlich genau? Wo und wie genau solltest du deine eigenen Grenzen setzen?
Emotionales und kognitives Vertrauen
Wenn du Vertrauen aufbaust, dann geschieht dies auf zwei verschiedenen Ebenen:
- An erster Stelle steht das emotionale Vertrauen, das auf unseren Gefühlen basiert. Es ist ein intuitives Gefühl, das dir sagt, dass du jemandem oder etwas vertrauen kannst. Dein Herz sagt dir, dass es richtig ist und du hast insgesamt ein gutes Gefühl dabei.
- Die zweite Ebene ist das kognitive Vertrauen. Dabei erweiterst du das Gefühl, das du bereits durch das emotionale Vertrauen entwickelt hast, durch logische Beurteilung, Gedanken und Überzeugungen. Dieser Ansatz ist wesentlich objektiver und pragmatischer, da du auch die Gründe berücksichtigst, weshalb du jemandem vertrauen oder dies besser nicht tun solltest.
Jennifer Dunn von der Universität Los Angeles fand heraus, dass Menschen, die zu vertrauensvoll sind, sich häufig zu sehr auf die emotionale Ebene des Vertrauens fokussieren. Dein persönliches Gefühl spiegelt nicht immer die Realität wider. Vielleicht beschränkst du dich zu sehr auf deine Emotionen und bist dadurch nicht mehr in der Lage, auch die objektiven Faktoren ausreichend in Betracht zu ziehen.
Du kannst eigentlich nie zu vertrauensvoll sein
Du siehst, es ist also fast nie ein Fehler, anderen Menschen zu vertrauen. Denke immer daran, dass dein Gehirn ein soziales Organ ist. Es hilft dir, dich mit anderen Menschen zusammenzutun und Beziehungen zu ihnen aufzubauen, die entscheidend für dein Überleben sein können. Aus diesem Grund ist es auch so traumatisch für uns, wenn wir enttäuscht, betrogen oder belogen werden.
Es gibt einige Situationen, in denen wir aber dennoch vorsichtig und nicht zu vertrauensvoll sein sollten. Diese wollen wir nun kurz genauer betrachten.
Wenn du frühere Erfahrungen nicht berücksichtigst
Nachdem dich ein Mensch schon mehrmals enttäuscht hat, solltest du ihm nicht mehr dein volles Vertrauen schenken.
Deine Erfahrung ist der beste Ratgeber. Daher solltest du nicht zu streng mit dir sein, wenn du einen Fehler gemacht hast. Unser Leben besteht aus vielen Fehlern, die wir begehen und dabei vertrauen wir eben auch manchmal den falschen Menschen. Allerdings kannst du auch aus diesen Situationen lernen. Überlege dir, was dazu geführt hat, dass du dieser Person fälschlicherweise dein Vertrauen geschenkt hast. So kannst du dich künftig davor schützen und wirst nicht immer wieder den gleichen Fehler begehen.
Wenn du vergessen hast, dass es wichtig ist, bei deinen Beziehungen wählerisch zu sein
Manchmal gefährdest du dich auch selber, wenn du zu vertrauensvoll bist. Daher solltest du bei der Auswahl deiner Freunde und deines Partners sehr wählerisch und achtsam sein.
Damit dir das leichter gelingt, kannst du dich an den folgenden drei Prinzipien des Vertrauens orientieren:
- Vertrauen bedeutet, dass du weißt, dass du Unterstützung verdienst und auch erhälst, wenn du sie benötigst oder darum bittest.
- Vertrauen bedeutet auch, dass du deine Gedanken und Gefühle mit anderen teilen kannst, ohne, dass du dafür verurteilt oder verraten wirst.
- Außerdem ist Vertrauen das Wissen, dass der andere Mensch dir keinen Schaden zufügen wird.
Zusammenfassend können wir feststellen, dass wir alle dazu in der Lage sein müssen, anderen Menschen zu vertrauen. Ohne diese tägliche gegenseitige Unterstützung wäre unser Leben viel zu schwer.
Daher ist es das Beste, wenn du dich darum bemühst, so zu leben, dass andere Menschen dir vertrauen können. Gleichzeitig solltest du auch darauf achten, dass die Menschen, denen du dein Vertrauen schenkst, dieses auch verdienen.
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- Dunn, J. R., & Schweitzer, M. E. (2005). Feeling and believing: The influence of emotion on trust. Journal of Personality and Social Psychology, 88(5), 736–748. https://doi.org/10.1037/0022-3514.88.5.736
- Rempel, J. K., Holmes, J. G., & Zanna, M. P. (1985). Trust in Close Relationships. Journal of Personality and Social Psychology, 49(1), 95–112. https://doi.org/10.1037/0022-3514.49.1.95