Beziehungsstress: Mein Partner fühlt sich überfordert

Wenn sich dein Partner in eurer Beziehung gestresst und überfordert fühlt, ist es an der Zeit, etwas zu unternehmen. Beziehungsstress ist ein Warnsignal, das Aufmerksamkeit erfordert.
Beziehungsstress: Mein Partner fühlt sich überfordert
Laura Ruiz Mitjana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Ruiz Mitjana.

Letzte Aktualisierung: 20. November 2022

Beziehungsstress ist keine Seltenheit, denn im Alltag verläuft nicht immer alles harmonisch. Gereiztheit, Nervosität oder Zeitmangel sind häufige Begleiter – trotz aller Liebe sind Beziehungen ein komplexes Konstrukt. Wenn negativ wahrgenommener Stress deinen Partner überfordert, ist das eine Gefahr für eure Beziehung. Es lohnt sich deshalb, darüber nachzudenken, wie du deinen entmutigten Partner unterstützen kannst.

Das Leben ist ständig im Fluss, wir verändern uns und damit auch unsere Beziehungen. Der Soziologe Zygmunt Bauman beschreibt das Konzept der “flüssigen Liebe” ausführlich in seinem Buch “Flüchtige Moderne“. Er bezieht sich damit auf die Flüchtigkeit von Liebesbeziehungen, auf die Zerbrechlichkeit und Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft, die unsere Beziehungen prägt.

Beziehungsstress ist ein Warnsignal, das Aufmerksamkeit erfordert. Erfahre heute Interessantes über die möglichen Gründe für Stress in der Partnerschaft und was du tun kannst, wenn du dich in dieser Situation befindest.

Beziehungsstress: Mein Partner fühlt sich überfordert

Beziehungsstress: Warum fühlt sich mein Partner überfordert?

Äußere Umstände wie beruflicher Stress, belastende familiäre Situationen oder Verpflichtungen können Beziehungsstress verursachen: Deinem Partner wird einfach alles zu viel, deshalb reagiert er auch dir gegenüber gereizt und nervös, obwohl du nichts dafürkannst. Andererseits führen auch interne Streitpunkte und Auseinandersetzungen häufig zu Stress. Unabhängig von den Ursachen sind bei Beziehungsstress häufig folgende Verhaltensmuster zu beobachten:

  • Dein Partner hat oder nimmt sich wenig Zeit für dich.
  • Die Kommunikation ist unzureichend.
  • Er hält kontinuierlich Ausreden bereit, warum er kaum Zeit mit dir verbringen kann.
  • Trotzdem behauptet er, dass alles in Ordnung ist und es nur daran liegt, dass er sehr beschäftigt ist.
  • Du kannst beobachten, dass dein Partner gestresst, gereizt und nervös reagiert.

Mögliche Ursachen

Die Ursachen sind vielseitig, eine der häufigsten ist jedoch eine andere Person, für die sich dein Partner interessiert. Es erfordert Mut, eine Liebschaft zu bekennen, außerdem handelt es sich vielleicht um eine flüssige, kurzweilige “Unterhaltung”. Die klassische Ausrede sind berufliche Verpflichtungen und Überforderung. Zu den häufigsten Gründen von Beziehungsstress gehören auch folgende:

  • Eifersucht. Bist du ständig (grundlos) eifersüchtig, kannst du deinen Partner damit stressen. Dieser hat das Gefühl, kontinuierlich kontrolliert zu werden, da du kein Vertrauen in ihn hast.
  • Emotionale Abhängigkeit. Wenn du emotional von deinem Partner abhängig bist, erlebst du jede Trennung als schmerzhaft. Ein gesundes Bedürfnis nach Nähe ist in einer Beziehung wichtig, doch es kann auch krankhaft sein. Du erstickst deinen Partner damit und sorgst ständig für Beziehungsstress.
  • Keine Freiräume, um Individualität zu kultivieren. Auch getrennte Aktivitäten und Freiräume sind in einer Beziehung wichtig. Wenn du dies nicht zulässt, kann sich dein Partner gestresst fühlen.

Eine gesunde, offene Kommunikation ist immer der erste Schritt, um Beziehungskonflikte zu lösen. Sprich mit deinem Partner, zeige Interesse und Einfühlungsvermögen, um gemeinsame Lösungswege zu finden. Anschließend erhältst du auch einige andere Tipps, die dir in dieser Situation helfen können.

Beziehungsstress: Was kann ich tun?

In einer liebevollen, respektvollen und ehrlichen Beziehung ist es möglich, Beziehungsstress zu überwinden und erneut zueinander zu finden. Wir sprechen anschließend über allgemeine, grundlegende Strategien, die an konkrete Situationen angepasst werden müssen, denn jedes Paar und jede Situation erfordert unterschiedliche Lösungen.

1. Angst ist kein guter Wegbegleiter

Beziehungsstress löst Gefühle wie Angst aus, trotzdem solltest du nicht alles akzeptieren, nur weil du befürchtest, dass die Beziehung scheitern könnte. Angst ist in einer Partnerschaft kein guter Wegbegleiter, sie nährt Abhängigkeit und andere ungesunde Beziehungsmuster.

2. Wertschätzung und Einfühlungsvermögen

Respekt, Wertschätzung und Einfühlungsvermögen sind Grundsäulen in jeder Beziehung. Zeige deinem Partner, dass du ihn gerne unterstützt, sage ihm, wie wichtig er für dich ist und versuche, seine Situation zu verstehen. 

Mann leidet an Beziehungstress

3. Respektiere Freiräume

Wie bereits erwähnt, sind Freiräume in einer Beziehung wichtig und bereichernd. Wir alle benötigen Zeit für uns selbst oder Aktivitäten mit Freunden – Platz zum Atmen und um uns zu entwickeln. Die persönliche Freiheit wirkt sich sehr positiv auf die Anziehungskraft und Leidenschaft in der Beziehung aus – außerdem habt ihr so immer viel Neues zu erzählen.

4. Zeige Verständnis

Unser Leben verläuft nicht linear und das wirkt sich natürlich auch auf Beziehungen aus. Es ist ganz normal, nicht immer gut gelaunt zu sein, Probleme zu haben und an Nervosität oder Stress zu leiden. Zeige deinem Partner Verständnis und deine Bereitwilligkeit, ihn zu unterstützen.

5. Raus aus der Routine

Dein Partner fühlt sich vielleicht aufgrund der täglichen Verpflichtungen und Aufgaben überfordert. In diesem Fall können Aktivitäten helfen, die diese Routine unterbrechen. Werde kreativ, um deinen Partner damit zu überraschen!

Beziehungsstress: Gibt es eine Lösung?

Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Wenn Liebe vorhanden ist und beide Partner den Wunsch äußern, den gemeinsamen Weg fortzusetzen, stehen die Chancen gut. In jeder Beziehung gibt es bessere und schlechtere Zeiten, der Stress muss noch lange nicht ein Beziehungsaus bedeuten.

In manchen Fällen ist jedoch eine Trennung die einzige Möglichkeit, um der Unzufriedenheit zu entkommen. Der Psychologe Jaume Guinot beschreibt eine Trennung als Chance, etwas Besseres zu finden. Auch wenn jeder Abschied schmerzhaft ist, bedeutet er auch einen Neubeginn, der es dir ermöglicht, dein Leben neu zu definieren.

“Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.”

Johann Wolfgang von Goethe


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  • Bauman, Zygmunt. (2003). Modernidad líquida, Editorial Fondo de Cultura Económica, México DF.
  • Ramachandran, V. S., & Jalal, B. (2017). The evolutionary psychology of envy and jealousy. Frontiers in psychology8, 1619.
  • Sierra, J. C., Ortega, V., & Zubeidat, I. (2003). Ansiedad, angustia y estrés: tres conceptos a diferenciar. Revista mal-estar e subjetividade3(1), 10-59.

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