Beziehungskonflikte: Erpressung durch Schuldgefühle
Wir sprechen heute über eine weitverbreitete Realität: die Erpressung durch Schuldgefühle in einer Beziehung – eine Strategie, die häufig zum Einsatz kommt und stark verletzende Auswirkungen hat. Es handelt sich um eine Art des emotionalen Missbrauchs, der sich durch ungerechtfertigte Kritik, Demütigung und Erniedrigung kennzeichnet.
Die Opfer leiden an starken Schuldgefühlen, doch dieser emotionale Missbrauch wird noch immer unterschätzt und fehlinterpretiert. Eine Studie der Case Western University in Cleveland (USA) sowie andere Untersuchungen zeigen auf, dass zwischen 50 und 80 Prozent der Menschen irgendwann in ihrem Leben an emotionalem Missbrauch leiden. Häufig sind junge Menschen davon betroffen.
Verhaltensweisen wie Erpressung durch Schuldgefühle, Demütigung oder Erniedrigung dürfen nicht ignoriert werden. Die Wunden der Opfer werden mit der Zeit immer größer und haben ernste Folgen, deshalb ist es wichtig, möglichst schnell Grenzen zu setzen und zu handeln.
Erpressung durch Schuldgefühle: Was tun?
Vertrautheit und Vertrauen sind wichtige Säulen in jeder Beziehung. Deshalb ist die Annahme, dass die Kritik des Partners zutreffend ist, gerechtfertigt: Du vertraust dieser Person, denn du gehst von gegenseitiger Liebe aus und glaubst, dass dein Partner das Beste für dich im Sinn hat. Du denkst, seinen Erwartungen nicht gerecht zu werden und entwickelst Schuldgefühle.
Du erwartest dir nicht, dass dich dein Partner durch diese Schuldgefühle erpresst. Dies ist eine Strategie des psychischen Missbrauchs, die sehr verletzend ist und dem Opfer großes Leid zufügt. Dein Partner lässt dich glauben, dass du ihn enttäuscht oder verletzt hast und du versuchst, dein Fehlverhalten wieder gutzumachen. Du gerätst damit in eine Situation der Aussichtslosigkeit, die immer schlimmer wird, den Schuldgefühle sind ein mächtiges Instrument der Manipulation.
Urteile ohne Verständnis
Aussagen wie “Du bist naiv, ich mache das selber”, “Du siehst immer alles negativ und reagierst zwanghaft” oder “Du bist unfähig, mir wäre das sicher nicht passiert” sind in einer missbräuchlichen Beziehung charakteristisch. Dein Partner beurteilt dich negativ und zeigt kein Verständnis. Du solltest in diesem Fall Respekt fordern. Sprich mit deinem Partner offen und ehrlich und verdeutliche deinen Standpunkt. Versuche, dich durchsetzungsstark zu zeigen.
Wenn dein Partner dir gegenüber keine Wertschätzung und kein Verständnis zeigt, handelt es sich nicht um eine gesunde Beziehung.
Vorwürfe, die dir ein schlechtes Gewissen einreden
Wenn du mit deinem Partner über Probleme in der Beziehung sprichst, macht er dir Vorwürfe, anstatt dir Verständnis entgegenzubringen. Diese Strategie löst bei dir Schuldgefühle aus, denn dein Partner macht dir deutlich, dass du ihn nicht verstehst und die Beziehung vernachlässigst. Er übernimmt keine Verantwortung, redet dir jedoch ein schlechtes Gewissen ein, indem er dich entwertet und so seine Macht zurückgewinnt.
Du solltest dieses Spiel nicht mitspielen. Es ist sehr schwierig, der psychologischen Manipulation zu entkommen. Gerade deshalb musst du klar und deutlich Grenzen aufzeigen und offen mit deinem Partner über eure Beziehung und deine Erwartungen sprechen. Wenn dein Partner daran nicht interessiert ist, musst du Entscheidungen treffen.
Dein Partner bestimmt, was du zu tun hast
Wenn dein Partner Erpressung durch Schuldgefühle als Strategie verwendet, versucht er damit, Kontrolle über dich auszuüben. Er sagt dir, was du zu tun oder zu lassen hast. Außerdem erpresst er dich, indem er dich daran erinnert, wie glücklich er sein würde, wenn du dich in bestimmten Bereichen verändern würdest.
Intensive Schuldgefühle können dazu führen, dass du deine Identität, deine Würde und dein Selbstverständnis verlierst. Bevor es so weit kommt, musst du unbedingt Grenzen setzen und Entscheidungen treffen. Vergiss nicht, dass eine Beziehung Raum für emotionales Wachstum und Bereicherung bieten muss.
Eine Studie der Universität Amsterdam sowie andere Untersuchungen zeigen, dass diese Situationen für Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl sehr gefährlich sein können. Sie bringen große Opfer, um die Beziehung zu retten, bereuen dies jedoch danach, wenn sie sehen, dass sie sich damit selbst zerstören.
Verletzende Kommentare und Verhaltensweisen
Der Täter nutzt Strategien wie verletzende Ironie und versteckte Verachtung. Dein Partner macht dich vielleicht in der Öffentlichkeit lächerlich und erniedrigt dich. Auch Wutausbrüche und Beleidigungen gehören zu seiner Taktik. Berücksichtige, dass es nur einen Ausweg aus einer missbräuchlichen Beziehung gibt: die Trennung.
Erpressung durch Schulgefühle: Wie kommt es dazu?
Menschen mit psychischen Störungen, Traumata und bestimmten Persönlichkeitsprofilen entwickeln vielfach missbräuchliche Verhaltensmuster. Häufige Gründe dafür sind:
- Problematisches Persönlichkeitsprofil: Egoismus, Narzissmus, unsicherer Bindungsstil, geringe emotionale Intelligenz…
- Toxische Beziehungsdynamik: Ein Partner nimmt eine überlegene Position ein und verwendet Strategien wie Manipulation zur Kontrolle des Lebensgefährten.
- Probleme, die das manipulative Verhalten des Partners zulassen: geringes Selbstwertgefühl, Angst vor Ablehnung oder vor dem Verlassenwerden, Unfähigkeit, Grenzen zu setzen usw.
Halte auf keinen Fall an dem Gedanken fest, dass sich etwas verändern wird: Eine missbräuchliche Beziehung, die auf Erpressung, Manipulation und Kontrolle aufbaut, verursacht tiefgehendes Leid und Schmerzen. Du kannst dieser Dynamik nur entkommen, wenn du die Entscheidung triffst, deinen eigenen Weg zu gehen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Francesca Righetti, Mariko Visserman. I Gave Too Much. Social Psychological and Personality Science, 2017; 194855061770701 DOI: 10.1177/1948550617707019
- Karakurt, G., & Silver, K. E. (2013). Emotional abuse in intimate relationships: The role of gender and age. Violence and victims, 28(5), 804-821.
- Righetti, F., & Visserman, M. (2018). I gave too much: Low self-esteem and the regret of sacrifices. Social Psychological and Personality Science, 9(4), 453-460.