Beziehungs-Burnout: Wenn Zuneigung stressig wird

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 19. Februar 2023

Du fühlst dich in deiner Beziehung gestresst und emotional niedergeschlagen? Wenn Leidenschaft zu Gehässigkeit, Zuneigung zu Vorwürfen und Umarmungen zu Streit werden, kann ein Beziehungs-Burnout vorliegen. Es mangelt an Glück, Vertrauen und Harmonie, denn Chaos, Lärm und Erschöpfung dominieren die Szene. Kommt dir das bekannt vor?

Beziehungs-Burnout: Was ist das?

Wenn das Zusammenleben trotz Zuneigung nicht mehr möglich ist, wenn du dich gestresst, ausgelaugt und erschöpft fühlst, musst du etwas tun, um ernstere Konsequenzen zu verhindern. Ähnlich wie bei einem beruflichen Burnout kommt es in der Beziehung zur Abnutzung, wenn du zu viel investierst und zu wenig auf deine eigenen Bedürfnisse achtest. Irgendwann wird dir alles zu viel.

Viele geraten in dieser Situation einen Kreislauf aus Leidenschaft, Streit und Versöhnung. Extreme Emotionen wie Liebe und Verachtung, Verlangen und Ablehnung, Wut und Leidenschaft prägen den Alltag. Es gibt häufig Aspekte, die das Paar zusammenhalten, trotzdem ist die Beziehung nicht mehr befriedigend und führt zu ständigen Konflikten.

Woran erkennst du ein Beziehungs-Burnout?

Die körperliche und emotionale Erschöpfung ist enorm: Du bist ausgelaugt, kraft- und mutlos, hast keine Energie. Wenn du darüber nachdenkst, warum du deine Beziehung weiterführst, obwohl sie dir mehr Leid als Glück bringt, lautet die Antwort: “Ich liebe meinen Partner noch immer, ich kann ihn deshalb nicht verlassen.”

Folgende Situationen sind charakteristisch:

• Es handelt sich um eine Beziehung mit emotionaler Abhängigkeit.
• Die Zuneigungsbeweise sind nie ausreichend.
• Es kommt ständig zu Vorwürfen, Streit und Differenzen.
• Du hast das Gefühl, nicht unterstützt zu werden, dein Partner oder deine Partnerin nimmt keine Rücksicht auf dich.
• Es gibt ernsthafte Kommunikationsprobleme.
• Nur bei Sex herrscht Harmonie.
• Es besteht eine unsichere Bindung: Der Partner oder die Partnerin braucht Bestätigung, hat jedoch kein Vertrauen. Es besteht gleichzeitig ein Bedürfnis nach Nähe, Selbstschutz und Distanz.
• Die Erschöpfung wirkt sich auf die Schlafqualität, Produktivität und die Beziehungen zu anderen Menschen aus.

In Extremfällen kann es zu somatischen Beschwerden und sozialer Isolation kommen. Eine Studie der Universität von Mazedonien erinnert daran, dass ein Burnout, das zu extremer emotionaler und körperlicher Erschöpfung führt, zu den häufigsten und schwierigsten psychischen Problemen gehört.

Was tun?

Wenn sich deine Beziehung negativ auf deine Gesundheit auswirkt und ein Burnout auslöst, musst du unbedingt Maßnahmen treffen, um der negativen Spirale zu entkommen.

Gespräche und eine andere Perspektive

In dieser Situation fällt es dir schwer, klar zu sehen. Du hast einen Tiefpunkt erreicht und funktionierst im Überlebensmodus. Deshalb ist es dir kaum möglich, über deine Lage nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Sprich mit einer Vertrauensperson, um dir bewusst zu werden, dass du reagieren musst.

Du musst versuchen, deine Situation aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Der Nobelpreisträger und Psychologe Daniel Kahneman weist darauf hin, dass wir oft der sogenannten “Illusion des Fokus” unterliegen: Wir konzentrieren uns auf einen Aspekt des Lebens und vergessen alles andere. Vielleicht denkst du nur daran, dass du deinen Partner oder deine Partnerin noch liebst, doch du siehst nicht, dass du in einer schädlichen Beziehung lebst.

Kurzfristige Ziele zur Verbesserung der Beziehung

Ein Beziehungs-Burnout erfordert Veränderungen in der Dynamik. Deshalb ist eine Paartherapie eine ausgezeichnete Idee, wenn beiden die Beziehung wichtig ist. Beziehungsexperten können euch helfen, eine gesündere, ausgeglichene Beziehung zu entwickeln und das gegenseitige Engagement zu stärken.

Es gibt keine Veränderungen? Du musst eine Entscheidung treffen!

Wenn trotz aller Maßnahmen keine Veränderungen möglich sind, musst du eine Entscheidung treffen. Das ist ein schwieriger Schritt, wenn du dich in einer schädlichen, abhängigen Beziehung befindest. Du brauchst Unterstützung von nahestehenden Menschen und Experten, damit dir das Loslassen einfacher fällt. Zweifle nicht daran, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.