Begrüßung: Die Art, wie du andere Menschen begrüßt, sagt viel über dich aus

Wenn wir anderen Menschen begegnen, dann beginnt dieses Zusammentreffen stets mit der Begrüßung. Wie viel Information kann die Art und Weise, wie du Menschen begrüßt, über dich preisgeben? Dr. Marcel Ceberio beantwortet diese Frage.
Begrüßung: Die Art, wie du andere Menschen begrüßt, sagt viel über dich aus

Letzte Aktualisierung: 08. Januar 2020

Ein interessanter und repräsentativer Aspekt sozialer Interaktionen ist der, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, andere Menschen zu begrüßen. Die Art der jeweiligen Begrüßung hängt vom kulturellen Kontext ab.

Aus der Begrüßung wird aber nicht nur deine kulturelle, familiäre oder soziale Zugehörigkeit ersichtlich. Darüber hinaus sagt sie auch viel über deine Persönlichkeit und die Bindung, die du zu deinem Umfeld hast, aus.

Begrüßung - unter Freunden

Kulturelle Unterschiede bei der Begrüßung

Sowohl die erste Begrüßung von zwei sich unbekannten Menschen als auch die Begrüßung zwischen Menschen, die in einer engen Beziehung zueinander stehen, zeigen unterschiedliche relationale Ausdrucksformen.

  • In Frankreich küssen sich Menschen, die befreundet sind oder sich kennen, insgesamt dreimal auf die Wangen.
  • In Spanien jedoch schütteln sich Männer zur Begrüßung die Hand oder umarmen sich. Frauen untereinander und auch Männer und Frauen begrüßen sich meistens mit zwei Küsschen auf die Wange.
  • Sowohl Männer als auch Frauen geben sich in Italien die Hand. Wenn sie sich für lange Zeit nicht gesehen haben, umarmen sie sich.
  • In Chile geben sich Männer untereinander die Hand. Bei der Begrüßung von Männern und Frauen ist es aber üblich, sich einmal auf die Wange zu küssen. Genauso wird dies auch in Peru und Bolivien getan.
  • Anders begrüßt man sich hingegen in Argentinien. Hier besteht die Begrüßung aus einem Kuss auf die Wange und dies bereits bei der ersten Begegnung.
  • In Marokko verhüllen viele Frauen ihren gesamten Körper und oft sind nur die Augen und die Knöchel sichtbar. Männer untereinander begrüßen sich häufig per Handschlag. Für Frauen gilt weitaus mehr Zurückhaltung. Ein leichtes Nicken mit dem Kopf genügt als Begrüßung.
  • In vielen ostasiatischen Ländern, insbesondere in China, laufen Männer und Frauen getrennt voneinander: der Mann geht dabei vor der Frau. Heutzutage ist ein Händedruck zur Begrüßung durchaus üblich. In Japan begrüßt man sich jedoch mit einer Verbeugung, bei der keine Berührung erforderlich ist.

Geschlechterspezifische Arten der Begrüßung

Interessanterweise haben Frauen im Vergleich zu Männern weitaus weniger Hemmungen, wenn sie sich untereinander begrüßen. Bis in die 1960er Jahre vermieden Frauen normalerweise den Kontakt mit Männern. Die Tatsache, dass viele Stereotypen über Frauen und Männer in den 1960er Jahren an Glaubwürdigkeit verloren, führte dazu, dass Frauen seither mehr Initiative zeigen, wenn es um verführerische Spiele mit Männern geht. Dies widersprach der bis dahin vorherrschenden viktorianischen Sexualethik.

Bereits in der Vergangenheit haben sich Frauen untereinander mit einem Kuss begrüßt. Darüber hinaus haben sie irgendwann auch damit begonnen, Hand in Hand auf der Straße zu laufen oder sich gegenseitig am Arm zu berühren. Die Menschen assoziierten ein solches Verhalten mit Weiblichkeit. Wenn Männer dasselbe getan hätten, wäre dies als merkwürdig empfunden worden.

Darüber hinaus gab es eine klare Unterscheidung zwischen Männern und Frauen. Während Männer mit Rationalität und emotionaler Distanz in Verbindung gebracht wurden, galten Frauen als einfühlsamer und liebevoller. Allerdings werden diese klassischen Rollenbilder in unserer heutigen Gesellschaft revidiert und in Frage gestellt.

All diese vorgefassten Meinungen führen zu Unterschieden, die Menschen davon abhalten, körperliche Zuneigung zu zeigen. Daher erleichtern oder erschweren bestimmte Regeln, die durch den Kontext und das Umfeld vorgegeben werden, den Ausdruck von Zuneigung. Entweder verbietet der Kontext den Kontakt oder er regt ihn an.

Familientypen

Wenn Eltern eine Familie gründen, legen sie bestimmte Regeln und Verhaltensweisen fest, die für sie akzeptabel sind. Diese wenden sie bereits bei der ersten Interaktion mit ihren Kindern an. Auf diese Weise bilden sich relationale und affektive Codes, die sich von Familie zu Familie unterscheiden können. Normalerweise beruhen diese Codes auf sozialen Stereotypen.

  • Es gibt Familien, deren emotionale Interaktionsmuster sehr begrenzt sind. Sie vermeiden es, sich zu küssen, zu umarmen, zu streicheln oder sich in die Augen zu sehen. Darüber hinaus bringen sie ihre Zuneigung durch materielle Güter wie Kleidung, Reisen, Geld, Blumen und andere Geschenke zum Ausdruck.
  • Andere Familien drücken ihre Zuneigung durch Worte aus. Sie machen sich keine Geschenke, aber sie versichern sich häufig, wie sehr sie sich lieb haben. Dennoch küssen, umarmen oder berühren sie sich nicht gegenseitig.
  • Außerdem gibt es Familien, die sich ihre Liebe und Zuneigung durch ihre Handlungen zeigen. In diesen Familien tun die Familienmitglieder alles füreinander. Sie kennen die Bedürfnisse der anderen sehr genau und sind stets darum bemüht, dass es allen gut geht.
  • Und schließlich gibt es Familien, die keinerlei Berührungsängste und Hemmungen haben, wenn es um körperliche Nähe geht. Daher zeigen sie sich ihre Zuneigung, indem sie sich häufig umarmen und berühren.
Begrüßung - zwei Schwestern umarmen sich

Wenn in einer Familie die gegenseitige Zuneigung auf unterschiedliche Art und Weise gezeigt wird, kann jedes Familienmitglied für sich den Weg auswählen, der für ihn oder sie am geeignetsten ist. Daher ist diese Ausdrucksvielfalt in Familien sehr wichtig.

Dennoch gibt es in jeder Familie einen vorherrschenden Ausdrucksstil. Menschen neigen in der Regel dazu, genau das gleiche oder das gegenteilige Familienmuster zu leben, welches sie in ihrer Herkunftsfamilie erlebt haben; grundsätzlich gibt es davon kaum Abweichungen. Das bedeutet, dass Menschen sich normalerweise mit bestimmten Stereotypen identifizieren, welche sie dann selber anwenden und auf andere Beziehungen außerhalb ihrer Familie übertragen.

Arten der Begrüßung

Wenn du darauf achtest, dann wird dir die Art und Weise, wie du andere Menschen begrüßt, eine Vorstellung davon geben, wie du dich in Bezug auf Emotionen und Zuneigung verhältst. Der Grad der Leichtigkeit (oder Starrheit), mit der du deinen Körper bewegst, sagt viel über deine Gefühle gegenüber deinen Mitmenschen aus.

Bei der ersten Begegnung

Einige Menschen umarmen sich nicht, sondern grüßen sich mit einer Handbewegung. Wenn Männer sich begrüßen, dann tun sie dies in der Regel etwas formeller. Häufig setzen sie ein freundliches Lächeln auf und begrüßen jemanden mit den Worten “Schön, dich (oder Sie) kennen zu lernen.”

Förmliche Begrüßung

In einem sehr förmlichen Umfeld begrüßen sich viele Menschen mit einem festen Händedruck. Manche bewegen dabei ihren Arm auf beinahe militärisch anmutende Art und Weise. Aber es gibt auch viele Menschen, die Männer per Handschlag begrüßen und Frauen mit einem Kuss auf die Wange.

Händedruck

Die Stärke des Händedrucks ist ein sehr interessantes Detail: mittlere Stärke bedeutet oftmals, dass die Begrüßung nicht wirklich relevant ist. Männer, die sich in einem sehr förmlichen Umfeld bewegen, neigen dazu, die Hand mehrmals zu schütteln und manche drücken dabei auch die Finger ihres Gegenübers fest zusammen. Derartige Begrüßungen wirst du so schnell nicht vergessen, da sie durchaus schmerzhaft sein können. Tatsächlich gibt es viele Menschen, die ihre Zuneigung durch Kraft oder grobe Bewegungen ausdrücken.

Darüber hinaus gibt es den kräftigen Händedruck mit gleichzeitigem Blickkontakt. Dieser drückt soziales und persönliches Vertrauen und Selbstbewusstsein aus.

Manche Menschen haben einen sehr schlaffen Händedruck und feuchte Hände. Oftmals sind diese Menschen schüchtern und haben Probleme mit sozialen Interaktionen. Außerdem haben sie häufig Angst vor intensiven Beziehungen, weshalb du diese Menschen vermutlich nur oberflächlich kennen lernen wirst. Ihr kraftloser Händedruck unterstützt diese Theorie, besonders dann, wenn er ohne Blickkontakt erfolgt.

Daher ist es auch normal, dass sie verschwitzte Hände haben. Sie sind häufig nervös und angespannt, weil die erste Begegnung für sie so unvermittelt kommt.

Zwischen Händedruck und Umarmung

Schließlich gibt es die Menschen, die selbstbewusst die Hand des anderen schütteln und dabei sogar noch ihre linke Hand darüber legen. Diese Art der Begrüßung liegt auf halbem Weg zwischen einem Händedruck und einer Umarmung. Solche Menschen sind eindeutig offener in Bezug auf körperlichen Kontakt. Allerdings könnten sie auch eine kontrollierende und aufdringliche Persönlichkeit haben.

Begrüßung - Männer geben sich die Hand

All diese Aspekte, die du während einer ersten Begegnung beobachten kannst, zeigen relationale Komplementaritäten. Es ist wie ein Spiel, eine Dynamik, die du interpretieren kannst, um dadurch abschätzen zu können, welche Art von Beziehung du zu dieser Person aufbauen kannst.

Obwohl es keine festen Muster in Bezug auf soziale Interaktionen gibt, können dir diese Generalisierungen dennoch einen Eindruck davon vermitteln, welche Persönlichkeit dein Gegenüber hat.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.