Arbeitssucht zur Selbstbestätigung: eine fesselnde Falle

Was passiert, wenn die Hauptmotivation der beruflichen Entwicklung in der Befriedigung des eigenen Egos liegt?
Arbeitssucht zur Selbstbestätigung: eine fesselnde Falle
Cristina Roda Rivera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Cristina Roda Rivera.

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2023

Manche Menschen suchen in ihrem Beruf nicht nur Selbstverwirklichung, sondern die Selbstbestätigung und Stärkung ihres Selbstbewusstseins. Sie arbeiten nur, um ihr Ego zu füttern und Anerkennung und Bewunderung zu ernten. Allerdings sind sie sich nicht bewusst, dass sie dadurch in eine Falle geraten können, die sie fesselt und ihre psychische Gesundheit gefährdet.

Anerkennung und Selbstbestätigung als einziges Ziel

Die ehemalige Biotechnologie-Unternehmerin Elizabeth Holmes wurde bereits in jungen Jahren in ihrem Geschäftsbereich zum Star. Ihr übersteigertes Ego machte sie jedoch nicht nur zur Milliardärin, sondern auch zu einer unersättlichen Betrügerin. 

Im Alter von 19 Jahren gründete sie das Biotech-Start-up Theranos, das die Welt der Bluttests revolutionieren sollte. Vor wenigen Monaten wurde sie von der Jury in Kalifornien wegen Betrugs an ihren Investoren schuldig gesprochen. Elizabeth Holmes täuschte eine Technologie vor, die es gar nicht gab. Sie wollte mit einem Bluttropfen bis zu 70 verschiedene Werte analysieren, doch alles war nur eine Lüge.

Sie verlangte von ihren Angestellten und auch von sich selbst sehr viel, doch ihr einziges Ziel war, Milliardärin zu werden und ein Imperium aufzubauen. Ihr großes Vorbild war dabei Steve Jobs. John Carreyrou schrieb das Buch “Bad Blood: Die wahre Geschichte des größten Betrugs im Silicon Valley“, in dem es um Theranos geht. Er stellt sich darin die Frage, ob Elisabeth Homes als Soziopathin betrachtet werden kann. 

Holmes kann zweifellos als arbeitssüchtig definiert werden, doch dahinter versteckt sich ihr Ego. Ihre Arbeit sollte ihr  ihr Selbstbewusstsein und ihr Ego stärken und befriedigen. Solchen Menschen kümmern sich nicht darum, ob sie fehlerhafte Produkte erzeugen, Kunden schlecht behandeln oder die falsche Therapie anwenden. 

Es geht ihnen einzig und allein darum, ihr Ego zu füttern. Sie suchen in ihrem Job Selbstbestätigung und die Stärkung ihres Selbstbewusstseins. Sie möchten die Welt nur deshalb bewegen, weil sie Anerkennung suchen. Diese Menschen müssen ihre Eitelkeit nähren, doch auf ihrem Weg säen sie Enttäuschung und Leid. 

Mann braucht Selbstbestätigung
Wenn das Bedürfnis nach Anerkennung und Selbstbestätigung das einzige berufliche Ziel ist, leiden Leistung und Produktivität.

Das Ego und der Verlust der Kontrolle

Menschen, die in ihrem eigenen Ego gefangen sind, verlieren mit der Zeit die Kontrolle. Ihr Blickfeld verengt sich, sie handeln gegen ihre Werte und fallen sich selbst zum Opfer. Sie treffen Entscheidungen, die ihren Mitmenschen und ihnen selbst schaden.

Überhöhtes Ego und Selbstbestätigung

Ein aufgeblasenes Ego verfälscht das Verhalten. Wer glaubt, selbst der alleinige Architekt seines Erfolgs zu sein, neigt dazu, egoistisch mit anderen umzugehen. Diese Personen tolerieren meist keine Rückschläge und keine Kritik. Sie lernen deshalb nicht aus Fehlern und entwickeln sich nicht weiter.

Sie sind ständig auf der Suche nach Selbstbestätigung, da ihr Ego Nahrung benötigt. Dadurch verlieren sie allerdings ihren Weitblick und konzentrieren sich nur auf ihre eigenen Überzeugungen. Ihr Ego macht sie weniger effektiv und reduziert ihre Fähigkeit, erfolgreiche Beziehungen aufzubauen. Betroffene pflegen keinen freundlichen Umgang mit anderen, zeigen keine Demut und sind nicht lernwillig.

Arbeitssucht zur Selbstbestätigung 
Ein zu stark ausgeprägtes Ego schafft am Arbeitsplatz Distanz zu Mitarbeitenden und wirkt sich negativ auf die Leistung aus.

Arbeitssucht zur Selbstbestätigung: Was tun?

Veränderungen verlangen Reflexion und Mut. Folgende Tipps können dir dabei helfen:

  • Denke über Status und Macht nach. Status bedeutet Wertschätzung und Respekt, zwei Werte, die im beruflichen Umfeld wichtig sind und dir von deinen Mitarbeitenden verliehen werden. Macht hingegen dient dazu, deine eigenen Interessen und Bedürfnisse durchzusetzen, ohne andere zu berücksichtigen. Du solltest dich darauf konzentrieren, gute Arbeit zu leisten und effizient zu sein, ohne dein Ego in den Vordergrund zu stellen oder anderen zu schaden.
  • Arbeite mit Menschen zusammen, die sich nicht auf Selbstbestätigung konzentrieren, um ihre Karriere voranzutreiben. Sie leisten keine authentischen und wertvollen Beiträge, weder auf persönlicher noch auf geschäftlicher Ebene.
  • Arbeite mit Personen zusammen, mit denen du über verschiedene Perspektiven und Standpunkte sprechen und diskutieren kannst. Es ist wichtig, andere Meinungen zu akzeptieren, ohne sich persönlich angegriffen zu fühlen. Menschen, die sich durch diese Fähigkeit auszeichnen, füttern kein falsches Ego, sie fördern den Wunsch, Neues zu lernen.
  • Demut und Dankbarkeit sind die Eckpfeiler der Selbstlosigkeit. Am Ende eines jeden Tages solltest du dir Zeit nehmen, um über deine Mitmenschen und Ereignisse des Tages nachzudenken. Übe dich in Dankbarkeit und Demut.

Menschen, die sich ausschließlich von ihrem Ego leiten lassen und in ihrem Beruf nur Selbstbestätigung suchen, erzielen meist nur kurzfristige Erfolge, werden jedoch selbst zu ihrem schlimmsten Feind.


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  • Simón, V. M. (2001). El ego, la conciencia y las emociones: un modelo interactivo. Psicothema, 205-213.
  • Uribe Botero, A. (2005). Reconocimiento y humildad: lo que media en la inclusión del otro.

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