Anzeichen für Depressionen bei Männern
Obwohl es niemand laut sagen will und obwohl Gefühle kein Geschlecht kennen, scheint die chronische Traurigkeit manchmal reine Frauensache zu sein. Und das ist so, weil viele Menschen der Meinung sind, dass dieses Gefühl gleichbedeutend mit einer Schwäche, dem Leben gegenüberzutreten, wäre. Und diese Schwäche wird eben irrtümlicherweise mit dem weiblichen Geschlecht identifiziert.
Über die Genderdebatte hinaus, die diese Ansicht impliziert, liegt das Problem darin, was dies für die Männer bedeutet. Jene Menschen, die an einer Depression leiden, tragen noch immer ein Stigma. Üblicherweise ist es deshalb so, dass Betroffene nach Mechanismen suchen, um ihre Trauer zu leugnen oder zu verbergen. Dies kann einer der Gründe sein, warum das männliche Geschlecht eine niedrigere Lebenserwartung hat, eine höhere Suizidrate aufweist und auch häufiger krank wird.
“Mein Herr, das Leiden wurde nicht für die Tiere geschaffen, sondern für die Menschen. Doch wenn die Menschen es zu sehr fühlen, werden sie zu Bestien.”
Miguel de Cervantes
Depressionen bei Männern charakterisieren sich durch besondere Merkmale, hauptsächlich aufgrund der Umweltbedinungen und es ist keineswegs einfach, diese psychische Erkrankung in sich selbst zu erkennen. Im Folgenden wollen wir nun sechs Anzeichen beschreiben, die auf das Vorhandensein einer Depression bei Männern hinweisen.
Ein negatives Bild von sich selbst
Ein geringes Selbstwertgefühl gepaart mit Schuldgefühlen und dem Gefühl der Nutzlosigkeit sind Indikatoren für Depressionen bei Männern. Darüber hinaus ist auch das Auftreten von extremer Bedürftigkeit sehr verbreitet bei betroffenen Männern. All das führt zu einer exzessiven Selbstkritik und dem Gefühl, keiner Situation gewachsen zu sein, selbst nicht den alltäglichsten. Daher fühlt man sich frustriert und nutzlos.
Auf der anderen Seite neigen viele Männer dazu, sich für autonomer zu halten als Frauen. Sie haben ein dauerhaftes Bedürfnis nach Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Freiheit. Wenn sie sich deprimiert fühlen, werden diese Standards und Erwartungen erschüttert, denn obwohl sie erwarten, dass sie diesen gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechend handeln und behandelt werden, sind sie dazu nicht in der Lage und können die scheinbar an sie gestellten Ansprüche nicht erfüllen. In diesem Zusammenhang entwickeln sie eine sehr feindselige Kritik gegenüber sich selbst ebenso wie Schuldgefühle.
Das Gefühl der Leere und ein ungewöhnliches Verhalten
Das Gefühl der Leere, so als würde im Inneren etwas fehlen, tritt auch bei depressiven Männern auf. Es wird oft von einem tiefen Gefühl der Traurigkeit begleitet, was dazu veranlasst, sich vor den anderen zu verstecken.
Auf der anderen Seite können auch Veränderungen auf der Verhaltensebene beobachtet werden. In gewisser Weise begünstigen Depressionen bei Männern das Auftreten von Verhaltensweisen, die sich aufgrund der emotionalen Instabilität sehr stark von jenen unterscheiden, die sich normalerweise manifestieren würden. Das führt dazu, dass betroffene Männer ihre Situation als unkontrollierbar wahrnehmen, wodurch das Gefühl der Unfähigkeit und der mangelnden emotionalen Kontrolle noch verstärkt werden.
Steigerung der sozialen oder sexuellen Aktivität, ebenso wie der Leistung auf Arbeit
Ein weiteres Merkmal von Depressionen bei Männern sind Ausflüchte. Darunter fällt zum Beispiel ein gesteigertes Engagement für die Arbeit, eine Zunahme des sozialen Austausches oder der Beziehungen zu anderen – wenn auch nur sehr oberflächlich – und manchmal der Trend zum Partnerwechsel.
Der Punkt ist, dass betroffene Männer versuchen, sich rund um die Uhr zu beschäftigen. Auf diese Art und Weise haben sie weniger Zeit, um mit sich selbst in Kontakt zu treten und sich mit ihren Gedanken und dem Unwohlsein auseinanderzusetzen. Dieses Vermeidungsverhalten verfolgt zwei Ziele:
- Kognitiv. Es geht darum, ständig beschäftigt zu bleiben, um das Auftreten von Sorgen zu vermeiden, vor allem solcher, die im Zusammenhang mit der Zukunft stehen.
- Emotional. In diesem Fall helfen andere Aktivitäten, das Gefühl der Leere, das aufgrund der Depression auftritt, zu minimieren.
Ein selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordgedanken
Grundsätzlich weisen Männer, die an einer Depression leiden, ein höheres Risiko für Selbstverletzung und Suizid auf, und das wird noch deutlicher, wenn die Depression besonders schwerwiegend ist.
Die häufigsten selbstverletzenden Verhaltensweisen sind der Missbrauch von Drogen und sexuelle Beziehungen, die ein hohes Risiko implizieren. Diese Art von Verhalten ist normalerweise ein Ausdruck der Wut, die der Betroffene auf sich selbst hat. Das Problem hierbei ist, dass diese manchmal so extrem werden, dass sie im Selbstmord enden können.
Eine negative Sprache
Es ist kein alltäglicher Umstand, dass man einen Mann weinen sieht, weil er sich traurig fühlt oder versucht, auszudrücken, was in ihm vor sich geht. Die Symptome der Männer sind daher subtiler im Vergleich zu denen betroffener Frauen. Eines davon ist beispielsweise, dass sie sehr pessimistisch über die Welt, ihre Tätigkeit und über sich selbst sprechen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Mann nicht direkt sagen wird, wie er sich fühlt, doch er wird bezüglich fast allem skeptisch sein. Er bringt zum Ausdruck, dass die Welt ihm immer unwirtlicher erscheint, und er ist davon überzeugt, dass auch in der Zukunft nur Schlechtes auf ihn warten könne.
Unlust, Verzweiflung und ein pessimistischer Blick in die Zukunft
Ein weiteres Zeichen für eine Depression bei Männern ist der Verlust des Interesses an Aktivitäten oder Ereignissen, die zuvor ihre Aufmerksamkeit erregt haben. Stück für Stück fühlen sich betroffene Männer immer unmotivierter, Tätigkeiten auszuüben, die von ihren Verpflichtungen abweichen. Und auch diese Verpflichtungen werden als starke Belastung betrachtet. Es ist weiterhin möglich, dass sie länger als sonst schlafen, stundenlang fernsehen oder sich mit etwas anderem beschäftigen, dass sie vom Denken und Fühlen abhält.
Üblicherweise fühlen sie sich aufgebracht, wenn sie dazu aufgefordert werden, ihre Routine zu verändern. Manchmal neigen sie auch dazu, in Bezug auf ihre Körperpflege und ihr Auftreten nachlässiger zu werden. Dann lassen sie sich beispielsweise einen Bart wachsen – aus reiner “Faulheit” – oder sie achten nicht mehr auf ihre Kleidung.
Das Auftreten pessimistischen Denkens in Bezug auf die eigene Zukunft ist ebenfalls charakteristisch für Depressionen bei Männern. Es lässt sich durch die ständige Sorge um mangelnde Möglichkeiten zur Weiterentwicklung sowie durch die extrem hohen Erwartungen, die in einer Nichterreichung der gesetzten Ziele enden, erklären. Der Grund für all das ist, dass der deprimierte Mann denkt, dass er nicht mehr über die persönlichen Ressourcen verfügen würde, um sich all dem zu widersetzen. Für verschiedene Autoren ist dieses pessimistische Denken zudem das Ergebnis der Kombination aus ständiger Sorge und Intoleranz gegenüber der Ungewissheit.
Schlussendlich wollen wir erwähnen, dass der schwierigste Schritt zur Überwindung einer Depression bei Männern darin besteht, diese zu erkennen. Ihr psychologischer Widerstand, ihre Kondition zu akzeptieren, ist oft sehr stark. Manchmal ist es am besten, ihnen zu helfen, zu verstehen, dass sie ein Problem haben, ohne dieses jedoch mit dem Namen “Depression” zu betiteln. Dies erleichtert es ihnen, zu tun, was sie tun sollten: sich professionelle Hilfe zu suchen.