Angeber geben mit ihrem Verhalten ihre Schwächen preis
Oft begegnen wir Menschen, die sich eine Tugend zuschreiben, in Wahrheit jedoch versuchen zu verbergen, dass es ihnen genau daran mangelt. Angeber präsentieren sich stolz und selbstsicher, sie geben damit jedoch auch ihre Schwächen preis. Hinter ihrem Geltungsbedürfnis, das sie in übertriebener Weise ausdrücken, verstecken sich oft mangelndes Selbstbewusstsein und Unsicherheit.
“Jeder Mensch hat drei Arten von Charakter: den, den er wirklich hat; den, den er vorgibt zu haben; und den, den er zu haben glaubt.”
Alphonse Karr
Angeber sind sich in der Regel nicht über diesen Mechanismus bewusst. Sie prahlen mit ihren Ideen, Taten oder Erfolgen, um bei anderen gut anzukommen. In Wahrheit versuchen sie jedoch damit, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie wertvoll und wichtig sind.
Angeber täuschen einen Charakter vor, den sie gerne hätten
Wie ein Scharlatan, der mehr predigt als bewirkt, ist auch der Angeber in einem Abwehrmechanismus gefangen. In der Psychoanalyse wird dieser Mechanismus als “Reaktionsbildung” bezeichnet. Die betroffene Person entwickelt bestimmte Verhaltensmuster, um ein unterdrücktes Verlangen zu vermeiden. Sie wünscht sich etwas, das sie als unangenehm empfindet. Um sich gegen diesen unbewussten Impuls zu wehren, entwickelt sie entgegengesetzte Verhaltensweisen.
Es gibt viele Beispiele für diese Situation. Es gibt Menschen, die satt essen möchten, aber glauben, dass sie dick werden und abgelehnt werden könnten. Sie entscheiden sich deshalb für strikte Diäten. Andere haben ein sehr starkes sexuelles Verlangen, halten dies jedoch für sündhaft und missionieren deshalb im Namen der Keuschheit.
Häufig kommt es vor, dass Menschen alles für eine Person tun, die sie im Grunde genommen hassen oder verachten. Es handelt sich um eine selbst auferlegte moralische Zensur, da die Person nicht in der Lage ist, ihre eigenen Gefühle zu erkennen.
Die Reaktionsbildung kann sich auf einen bestimmten Aspekt ausrichten, etwa Sauberkeit oder Hygiene. Sie kann sich jedoch auch zu einem Verhaltensmuster entwickeln, das die Persönlichkeitsstruktur definiert. Es entsteht in diesem Fall eine “falsche Persönlichkeit”, die in jeder Situation versucht, ihre Maske zu wahren. Dies ist bei Angebern der Fall, die hinter ihrem Verhalten ihre Schwächen verstecken.
Angeber prahlen, um sich zu verteidigen
Ein extrem starres moralisches Gewissen oder ein äußeres Mandat behindert den Ausdruck des Wunsches. Angeber prahlen also, so zu sein, wie sie nicht sind. Und in Wirklichkeit wollen sie auch gar nicht so sein. Die Reaktionsbildung ist an der Übertreibung ihrer Worte oder Handlungen zu erkennen. Ein besonders starkes Nein oder Ja ist ein Anzeichen dafür, dass sich dahinter der Wunsch versteckt, genau das Gegenteil zu tun.
Soziale Netzwerke sind das perfekte Schaufenster für diesen Mechanismus. Sie ermöglichen es, eine Fassade vorzuspielen und nur das beste Gesicht zu zeigen. Angeber prahlen mit ihren Reisen, einem neuen Job, ihren Eroberungen und Erfolgen, denn sie haben ein intensives Bedürfnis nach Anerkennung.
Die Reaktionsbildung kann zu einer zwanghaften Persönlichkeit führen. Betroffene geben ein Bild vor, das nichts mit ihnen zu tun hat. Um diese Selbsttäuschung aufrechtzuerhalten, müssen sie ständig wachsam sein. Sie müssen sich selbst immer wieder beweisen, wie gut sie sind. Das verdrängte Verlangen kehr immer wieder zurück.
Die wahre Persönlichkeit
Das unbewusste Bedürfnis nach Anerkennung sorgt häufig für viel Leid. Die inneren Spannungen, die durch die Selbsttäuschung entstehen, machen Betroffenen das Leben schwer. In dieser Situation ist es deshalb wichtig, sich die Frage zu stellen: “Was will ich im Leben erreichen?” Ein vorgetäuschtes Leben voller Unwahrheiten erzeugt innere emotionale Leere.
Betroffene sollten deshalb versuchen, sich über ihre wahren Bedürfnisse bewusst zu werden und sich dafür einzusetzen. Die urteilsfreie Selbstbeobachtung ermöglicht es, sich selbst kennenzulernen und die innere Leere zu füllen. Authentisches Verhalten führt uns zum Ziel, ohne durch Prahlen Aufmerksamkeit zu erregen.