Aktivierungsbeziehung zwischen Vater und Kind: Wir dürfen die Vaterrolle nicht unterschätzen!
Die Rolle des Vaters wird in der Kindererziehung und -betreuung häufig unterschätzt, sie ist jedoch für die kindliche Entwicklung von großer Bedeutung. Väter ermutigen ihre Kinder, sich der Welt zu öffnen, sie zu erforschen und sich nach Bedarf zu verteidigen. Sie können ihnen helfen, ihre Ängstlichkeit zu überwinden oder Selbstkontrolle zu entwickeln. Die Aktivierungsbeziehung zwischen Vater und Kind stärkt das kindliche Selbstvertrauen und hilft ihm, sich in verschiedenen Situationen erfolgreich zu behaupten.
Der Verhaltensforscher und Primatologe Daniel Paquette entwickelte seine Aktivierungstheorie, die auf die Bindungstheorie von John Bowlby aufbaut, um die Vater-Kind-Bindung zu verstehen und zu fördern. Erfahre anschließend mehr darüber.
Aktivierungsbeziehung: Mut, um die Welt zu entdecken
Kinder verbringen in der Regel mehr Zeit mit der Mutter, zu der sie eine besonders intensive Bindung aufbauen. Sie suchen bei ihr Trost und Nähe, da sie die primäre Bezugsperson ist. Der Vater ist jedoch die primäre Aktivierungsperson, seine Rolle wird oft unterschätzt.
Ist die Mutter abwesend, oder wenn die Mutter arbeitet und der Vater zu Hause ist, kann natürlich auch der Vater die primäre Bezugsperson sein. Diese unterschiedlichen Rollenmuster sind auch in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu beobachten.
Die Aktivierungstheorie von Daniel Paquette betont die Wichtigkeit der emotionalen Beziehung zwischen Vater und Kind. Väter spielen anders als Mütter: Sie bevorzugen dynamische, lebhafte und körperbetonte Aktivitäten. Sie motivieren ihre Kinder dazu, sich Herausforderungen zu stellen und die Welt zu entdecken. Damit aktivieren sie das Kind und fördern sein Selbstbewusstsein und seine Selbstsicherheit.
Während Mütter in der Regel eine beschützende Rolle einnehmen, ihrem Kind Geborgenheit bieten und pädagogischen und kommunikativen Spielen (Malen, Singen, Basteln, Vorlesen…) den Vorzug geben, laden Väter ihre Kinder häufig zu aktiven Spielen ein: Dabei haben sie die Chance, Strategien zu entwickeln, Initiative zu ergreifen, Kraft anzuwenden, Risiken einzugehen, Entdeckungen zu machen, Neues auszuprobieren, sich Fremden gegenüber selbstbewusst zu zeigen, Verantwortung für Konsequenzen zu übernehmen oder geschickte Taktiken zu entwickeln. Diese Aktivierungsbeziehung ist für die kindliche Entwicklung von größter Bedeutung.
Die Aktivierungstheorie betont, dass Väter und Mütter unterschiedliche Rollen übernehmen, beide sind für das Kind grundlegend und erfüllen die unterschiedlichen Bedürfnisse des Kindes optimal.
Die Rolle des Vaters in einer Aktivierungsbeziehung
Eine Studie des Wissenschaftlerteams um Annabel Amodia-Bidakowska (Cambrige University) zeigt, dass körperliche Spiele mit dem Vater (Raufen, Kitzeln, Toben…) die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung des Kindes auf sehr positive Weise fördert. Es lernt dabei, seine körperlichen Kräfte zu kontrollieren und die Grenzen anderer zu respektieren. Während es seinen Körper entdeckt, lernt es, mit Emotionen wie Freude oder Wut umzugehen. Das bedeutet, dass das Spielen mit dem Vater die Selbstkontrolle fördert und diese Kinder später besser mit emotionalen und sozialen Konflikten umgehen können.
In der Theorie der Aktivierungsbeziehung stellt der Vater eine Brücke zur Außenwelt dar, in der Kinder komplexe Fähigkeiten lernen. Das Team von Daniel Paquette untersuchte in mehreren Studien die Aktivierungsbeziehung zwischen Vater und Kind. Sie entwickelten ein standardisiertes Verfahren, um die “Riskante Situation” (RS) zu ermitteln und damit die Qualität der Aktivierungsbeziehung zu bewerten. Daniel Paquette untersuchte die Reaktion der Kinder auf fremde männliche Figuren, die sie zum Spielen anregten, und die Reaktion auf die Anregung zu physischen Risiken durch die Bezugsperson (auf eine Leiter klettern).
Die Forscher teilten die Aktivierung in drei Kategorien ein: unteraktivierte, überaktivierte und aktivierte Kinder. Die Ergebnisse: Durch eine adäquate Aktivierung entwickelt das Kind Selbstbewusstsein, Mut, Vorsicht und Gehorsam. Unteraktivierte Kinder sind jedoch eher passiv und ängstlich. Sie suchen ständig den Kontakt und die Bestätigung ihrer Eltern. Im Gegensatz dazu sind überaktivierte Kinder rücksichtslos und kennen keine Grenzen.
Fazit
Die Aktivierungstheorie betont die Wichtigkeit der Aktivierungsbeziehung. Wer die aktivierende Rolle übernimmt, ist nicht ausschlaggebend. Natürlich kann auch die Mutter wilde, körperbetonte Spiele lieben und mit dem Kind herumtoben, selbstverständlich kann der Vater Trost spenden, mit dem Kind malen und ihm und Bücher vorlesen. Ausschlaggebend ist, dass das Kind mit verschiedensten Spielarten gefördert wird. Diese Theorie erinnert uns jedoch auch daran, dass wir die Wichtigkeit der Vaterzeit und die Einbeziehung von Vätern in die Erziehung nicht unterschätzen dürfen.
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- Paquette, D. (2004). Theorizing the father-child relationship: Mechanisms and developmental outcomes. Human development, 47(4), 193-219. https://psycnet.apa.org/record/2004-18780-001
- Paquette, D., & Bigras, M. (2010). The risky situation: A procedure for assessing the father–child activation relationship. Early child development and care, 180(1-2), 33-50. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/03004430903414687
- Paquette, D. (2012). The father-child activation relationship: A new theory to understand the development of infant mental health. The Signal, 20(1), 1-5. https://perspectives.waimh.org/2012/03/15/father-child-activation-relationship-new-theory-understand-development-infant-mental-health/