9 häufige Fragen über Schizophrenie

Nach wie vor haben viele Vorurteile und falsche Vorstellungen über Schizophrenie und ihre Auswirkungen. Wir beantworten deshalb nachfolgend verschiedene Fragen, die immer wieder zur Sprache kommen.
9 häufige Fragen über Schizophrenie
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 02. Mai 2023

Filmfans werden sich an eine der großen weiblichen Legenden der 1940er-Jahre erinnern: Veronica Lake. Die charakteristische Frisur dieses Kultstars wurde von Millionen von Frauen kopiert: Das blonde, lockige Haar verdeckte eines ihrer Augen – diese Frisur wurde als “peek-a-boo bang” bekannt. Veronica Lake war die klassische Pin-up-Darstellerin, mit der jeder Produzent arbeiten wollte. Sie war ein Publikumsliebling, dem viele nacheiferten.

Ihre Karriere dauerte jedoch nur knapp ein Jahrzehnt. Veronica Lake litt an paranoider Schizophrenie und suchte bald Zuflucht im Alkohol, um ihre Wahnvorstellungen und Depressionen zu unterdrücken. Im Alter von 40 Jahren soll sie wie 70 ausgesehen haben. Sie behauptete, ständig vom FBI bespitzelt zu werden, ihr Verhalten war sehr sprunghaft und sie wurde schließlich in ein Sanatorium eingewiesen. Veronica Lake starb im Alter von 50 Jahren.

Schizophrenie war damals eine verheerende Krankheit, die fast immer unweigerlich zur Selbstzerstörung führte. Heute kennen wir die Zusammenhänge besser und haben auch einige Behandlungsmöglichkeiten, die das Leben der Patienten deutlich verbessern können.

Das größte Problem ist jedoch die Stigmatisierung. Nach wie vor haben viele Vorurteile und falsche Vorstellungen über Schizophrenie und ihre Auswirkungen. Wir beantworten deshalb nachfolgend verschiedene Fragen, die immer wieder zur Sprache kommen.

Mangelnde soziale Unterstützung und fehlendes Verständnis verstärken die Symptome der Schizophrenie und treiben die Betroffenen zu selbstzerstörerischem Verhalten.

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Schizophrenie ist unheilbar und betrifft etwa 1 Prozent der Bevölkerung.

Fragen über Schizophrenie

Auch heute gibt es Menschen, die wie Veronica Lake enden: einsam, von einem Suchtmittel abhängig und schwer krank. Sie sind sozial ausgegrenzt und ihrem Leid ausgeliefert. Die Gesellschaft und auch viele Patienten selbst haben ein völlig falsches Bild über Schizophrenie. Dies führt dazu, dass nicht alle fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und sich viele weitgehend zurückziehen. Deshalb ist es wichtig, sich ausreichend zu informieren und Vorurteile abzubauen.

1. Sind Menschen mit Schizophrenie gewalttätig?

Die Vorstellung, dass schizophrene Menschen gewalttätig sind, ist weitverbreitet, entspricht jedoch nicht der Realität. Diese psychische Krankheit führt dazu, dass viele selbstdestruktives Verhalten entwickeln, sie sind jedoch anderen gegenüber nicht gewalttätig oder aggressiv.

Untersuchungen der Universität Sichuan in China zeigen, dass zwischenmenschliche Gewalt bei Schizophrenie mehr mit sozialen, demografischen, familiären und beruflichen Aspekten zu tun hat als mit der psychiatrischen Erkrankung selbst. Wenn gewalttätiges Verhalten auftritt, ist dies in der Regel auf eine Sucht zurückzuführen.

Schizophrene Menschen haben ein höheres Suizidrisiko.

2. Welche Ursachen führen zu Schizophrenie?

Schizophrenie ist eine multifaktorielle neurologische Erkrankung mit genetischen Komponenten, an der weniger als 1 Prozent der Bevölkerung erkrankt. Forschungen der University of Maryland scheinen die Hypothese, dass ein Zusammenhang zu einem veränderten Dopaminspiegel besteht, zu bestätigen. Sie weisen auch auf die bekannte “Double Whammy”-Hypothese hin: Wenn eine genetische Veranlagung und ein Kindheitstrauma zusammenkommen, ist das Risiko für diese psychische Krankheit höher.

3. Können Menschen mit Schizophrenie ein normales Leben führen?

Es handelt sich um eine Krankheit, die mit Medikamenten der zweiten Generation oder atypischen (neuroprotektiven) Arzneimitteln behandelt werden kann. Durch die medikamentöse Behandlung werden die Positivsymptome (Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Paranoia) kontrolliert. Es müssen jedoch folgende fünf Faktoren erfüllt werden, um die Lebensqualität der Patienten zu erhalten und sie zu stabilisieren:

  • Psychologische und medizinische Nachsorge
  • Einhaltung der pharmakologischen Behandlung
  • Bewusstsein und Information (das ist nicht immer der Fall, denn manche Patienten leiden an Anosognosie).
  • Kein Drogenkonsum
  • Gute soziale Unterstützung durch das Umfeld

Die Familie und das soziale Umfeld ist grundlegend, damit sich Personen mit Schizophrenie stabilisieren und integrieren können.

4. Haben Personen mit Schizophrenie multiple Persönlichkeiten?

Die Antwort lautet: Nein. Das ist ein Merkmal der dissoziativen Identitätsstörung.

5. Verändert Schizophrenie die Intelligenz?

Auch dies ist ein Mythos, der nicht der Wahrheit entspricht. Der Intelligenzquotient  hat nichts mit Schizophrenie zu tun. Es gibt brillante und weniger begabte Menschen, die an dieser Krankheit leiden. Schizophrenie wirkt sich allerdings direkt auf die Aufmerksamkeit und die Konzentrationsfähigkeit aus, was die Leistung manchmal einschränken kann.

6. Wie verhalten sich schizophrene Personen in einer Beziehung?

Beziehungen sind in dieser Situation oft schwierig, jedoch nicht unmöglich. Es gibt viele Personen mit Schizophrenie, die stabile Beziehungen führen und deren Partner gelernt haben, mit dieser Krankheit umzugehen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Schizophrenie unter anderem die Bindungsfähigkeit, die Sexualität, das emotionale Management und das Selbstvertrauen beeinträchtigt.

7. Wie kann ich einem geliebten Menschen mit Schizophrenie helfen?

Zunächst musst du gut über die Krankheit Bescheid wissen. Hier sind einige anfängliche Richtlinien:

  • Wenn die Person an einer Halluzination, einer Wahnvorstellung oder desorganisiertem Verhalten leidet, solltest du Konfrontationen vermeiden.
  • Betroffene benötigen ein strukturiertes Leben mit festen Abläufen.
  • Zeige Verständnis, Mitgefühl und absoluten Respekt.
  • Akzeptiere die Krankheit.
  • Ermutige die betroffene Person, die medizinische Behandlung einzuhalten.
  • Mit Unterstützung und der richtigen Behandlung kann sie ein erfülltes Leben führen.
Frau spricht mit Therapeutin über Schizophrenie
Die kognitive Verhaltenstherapie hilft Menschen mit Schizophrenie. 

8. Welche Psychotherapien sind bei Schizophrenie vorteilhaft?

Neben der pharmakologischen Behandlung profitieren Menschen mit Schizophrenie von verschiedenen Therapien:

  • Assertive Community Treatment (ACT): Diese Therapieform stärkt die betroffene Person in ihrem sozialen Umfeld.
  • Training sozialer Fähigkeiten.
  • Kognitive Verhaltenstherapie: Sie hilft bei maladaptiven Verhaltensweisen, irrationalen Überzeugungen, mentalen Verzerrungen usw.
  • Verhaltensorientierte Gruppentherapien: Sie zielen darauf ab, die kognitiven Kompetenzen und die soziale Anpassung zu verbessern.

9. Gibt es eine Heilung für Schizophrenie?

Es handelt sich um eine chronische Krankheit, über die wir immer mehr wissen. Trotzdem gibt es keine Heilung, doch mit der richtigen medikamentösen Behandlung werden die Patienten stabilisiert und können eine gute Lebensqualität erreichen. Das Ziel ist, bessere Medikamente mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln. Zusätzlich ist es wichtig, Stigmata und Vorurteile abzubauen und Menschen mit psychischen Krankheiten zu integrieren.


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