7 Vorurteile, die dein Wohlbefinden einschränken
Vorurteile können dein Wohlbefinden einschränken. Es handelt sich um oft unbewusste Überzeugungen und Einstellungen, mit denen du die Menschen um dich und deine Realität beurteilst. Sie bringen Beziehungen aus dem Gleichgewicht, vereinfachen deine Sicht auf die Dinge und verleiten dich, mit Angst und Skepsis zu handeln, anstatt Offenheit und kognitive Flexibilität zu fördern.
Solche psychologischen Konstrukte sind in vielen Fällen der reinste Ausdruck unseres unlogischen Denkens. Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat gezeigt, dass wir alle diese kognitiven Ressourcen nutzen. Ihr Zweck ist es, uns schnelle Antworten zu geben, indem wir verfügbare Informationen subjektiv filtern.
So können wir die Komplexität unserer Umgebung vereinfachen und in unsicheren Situationen sofortige Prognosen abgeben. Soll ich dieser Person vertrauen? Mit wem soll ich zusammenarbeiten? Welche Informationen sollte ich überprüfen? Wie kann ich in dieser Situation reagieren?
Viele unserer Reaktionen und Handlungen werden durch unbewusste Vorurteile gesteuert, die uns nicht immer zu den erfolgreichsten oder gewünschten Zielen führen. Schauen wir uns das genauer an.
“Nichts täuscht uns so sehr wie unser eigenes Urteilsvermögen.”
Leonardo Da Vinci
Das Bedürfnis, die Welt in mentale Kategorien einzuteilen
Rassismus, Sexismus, Altersdiskriminierung, Homophobie, Fremdenfeindlichkeit… Die Vorurteile, die dein Wohlbefinden einschränken, gehen tatsächlich über die kategorischen Dimensionen hinaus, die wir alle kennen. Sie sind unbewusste und stereotype mentale Architekturen, die negative Einstellungen zu vielen Bereichen deiner Realität verstärken. Und besonders gegenüber Gruppen von Menschen.
Wenn wir uns fragen, warum wir sie schaffen und verstärken, gibt es mehrere Erklärungen. Wie der Psychologe Gordon Allport in seinem Werk “Die Natur des Vorurteils” erklärte, sind Vorurteile und Stereotypen das Ergebnis des normalen menschlichen Denkens. Weil unsere Welt komplex und unvorhersehbar ist, müssen wir sie in mentale “Kategorien” einteilen.
Daniel Kahneman hat darauf hingewiesen, dass wir alle diese Heuristiken (mentale Abkürzungen) nutzen, um alltägliche Entscheidungen zu treffen. Ferner werden diese Vorurteile auch durch moralische und emotionale Motivationen, die Erziehung und den Einfluss unserer Umwelt vermittelt.
Die Vorurteile, die uns einschränken
Die Vorurteile, die dein Wohlbefinden einschränken, zu erkennen und zu deaktivieren, beginnt immer damit, dass du dir bewusst machst, dass du sie benutzt. Wenn du dich zum Beispiel fragst, warum du bestimmte Überzeugungen über bestimmte Menschen verstärkst, ist das schon ein Schritt nach vorn.
Es ist aber auch ratsam, einen kurzen Blick auf die negativen Vorurteile zu werfen, die viele von uns verinnerlichen.
1. Was ich nicht kenne, ist schlecht
Dies ist einer der Ansätze, der den meisten Vorurteilen zugrunde liegt. Was anders ist, ist gefährlich, was ich nicht kenne, ist schlecht und deshalb muss ich mich verteidigen. Vorurteile der Angst prägen nicht nur den Rassismus, sondern auch das Selbstverteidigungsverhalten.
Diese Eigenschaft kennzeichnet Menschen, die immer das bekannte Schlechte dem noch unbekannten Guten vorziehen und die auf jede Veränderung oder Neuheit mit Unbehagen oder sogar Verachtung reagieren. Die James Cook University hat diesbezüglich eine sehr aufschlussreiche Studie durchgeführt.
Wenn wir ein neugieriges, fantasievolles und erfahrungsoffenes Verhalten zeigen, werden Vorurteile abgebaut. Sie fallen von selbst ab. Das ist der Schlüssel: Unterschiede nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Lernmöglichkeit.
Vorurteile durch Angst vor dem Anderen sind das Substrat der Intoleranz und die Wurzel, die alle Möglichkeiten für Veränderungen und menschlichen Fortschritt blockiert.
2. Wenn du so aussiehst wie ich, mag ich dich lieber
Eine der Voreingenommenheiten, die dein Wohlbefinden einschränken, besteht darin, die Welt nach deinen eigenen Erfahrungen und Ansichten zu verstehen. Diejenigen, die gegenteilige Ansichten vertreten oder nicht dasselbe erlebt haben wie du, sind dein Vertrauen oder deine Freundschaft nicht wert.
Es gibt viele Menschen, die unbewusst immer diejenigen bevorzugen, die ähnliche Eigenschaften und Erfahrungen haben wie sie selbst.
Du wirst jemanden, der die gleichen politischen Ansichten vertritt wie du, an der gleichen Universität studiert hat oder die gleiche Nationalität besitzt, wohlwollender betrachten.
3. Klassische Vorurteile: Dein Aussehen sagt mir alles
Wir sprechen von einem klassischen Vorurteil. Die meisten von uns neigen dazu, Menschen aufgrund ihres Aussehens und der Art, wie sie sich kleiden, zu verurteilen. Wir wissen, dass das äußere Erscheinungsbild immer eine Rolle spielt, aber sei vorsichtig, denn manchmal verfallen wir in schwerwiegende Fehleinschätzungen, die die Waffe der Diskriminierung schärfen.
4. Männer und Frauen werden nie gleich sein
Zu den Voreingenommenheiten, die das Wohlbefinden einschränken, gehören zweifelsohne geschlechtsspezifische Vorurteile. Es reicht nicht aus, dass die Gesellschaft selbst weiterhin bestimmte sexistische Muster verstärkt. Manchmal verinnerlichen auch wir selbst noch immer bestimmte Vorurteile, die unser Potenzial einschränken.
Ein Beispiel dafür sind manche Frauen, die sich nicht für Führungspositionen oder hohe Posten entscheiden, weil sie glauben, dass diese Kategorien nur für Männer sind.
5. Einschränkende Vorurteile in Fragen Macht und Schönheit
Diese Vorurteile sind in unserer heutigen Gesellschaft sehr präsent. Viele junge Menschen glauben zum Beispiel, dass nur Menschen mit bestimmten körperlichen Eigenschaften Erfolg haben. Wenn es ein lähmendes und negatives Vorurteil gibt, dann ist es die Annahme, dass schlanke Schönheit immer die Türen öffnet.
Macht- und Schönheitsvorurteile werden durch ein geringes Selbstwertgefühl untermauert. Es ist eine emotionale Komponente und eine Voreingenommenheit, die unser Potenzial einschränkt, indem wir denken, dass jeder Erfolg oder jede Leistung allein auf dem physischen Erscheinungsbild beruht.
6. Ein Fehler sagt mir alles
Menschen sind manchmal so grausam, sowohl zu sich selbst als auch zu anderen. Es reicht schon, wenn jemand einen Fehler macht, um daraus zu schließen, dass diese Person unzuverlässig oder wertlos ist.
Es ist ein Vorurteil, sich von einer Person ein schlechtes Bild zu machen, die (vorübergehend) falsch handelt. Diese Überzeugung schadet uns auch selbst, wenn wir denken, wegen eines Fehlers eine Katastrophe zu sein.
7. Wenn etwas schiefgeht, wird alles noch schlimmer
Zu den Verzerrungen, die dein Wohlbefinden einschränken, gehört die Annahme, dass alles schieflaufen wird, wenn dieser Trend bereits sichtbar ist: Alles wird zum Problem. Diese Vorurteile präge unsere alltäglichen Erfahrungen und Ereignisse.
Dieser Filter der Negativität lässt dich in Hoffnungslosigkeit verfallen. Du nimmst vorweg, dass alles schlecht endet, nur weil es schlecht beginnt.
Vergiss nicht, dass die Bewusstwerdung über dieses psychologische Konstrukt eine außergewöhnlich kathartische Wirkung erzielt. William James drückte dies mit folgenden Worten aus: „Viele Leute glauben, dass sie denken, auch wenn sie nur dabei sind, ihre Vorurteile neu zu ordnen.“ Lerne, Vorurteile zurückzulassen und gib dir selbst und anderen neue Chancen!
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