5 versteckte Kontrollmechanismen

5 versteckte Kontrollmechanismen
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 13. Juni 2023

Versteckte Kontrollmechanismen sind Strategien, mit denen manche Menschen das Verhalten anderer Personen zu manipulieren versuchen. Ihr Ziel ist es, Macht und Herrschaft auszuüben. Daher kann man sagen, dass sie Angriffe auf unsere Autonomie ausüben.

Manchmal sind diese Kontrollversuche sehr offensichtlich. Das ist der Fall, wenn die Steuerungsversuche direkt erfolgen und keinen Raum für Zweifel lassen. Sie mögen beispielsweise über willkürliche Mandaten, einschüchterndes Geschrei oder offenen Druck erfolgen. In anderen Fällen bleiben diese implementierten Kontrollmechanismen von den Opfern absolut unbemerkt.

“Die Versuche, diese Dualität zu überwinden, das Widerspenstige zu domestizieren und das Unkontrollierbare zu beherrschen, das Unbekannte sichtbar zu machen und das Umherziehende anzuketten, sind die Todesurteile der Liebe.”

Zygmunt Bauman

Diese Art von versteckten Kontrollmechanismen ist auch deshalb so schädlich, weil sie nicht leicht zu identifizieren ist. Die Betroffenen finden sich in einem Labyrinth wieder, in dem sie sehr lange Zeit umherirren mögen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Darum lohnt es sich, diese Mechanismen namentlich zu benennen und zu lernen, sie zu erkennen.

1. Kontrolle durch Schuld

Dies ist einer der häufigsten und auch schädlichsten Kontrollmechanismen. Er hat damit zu tun, im Opfer Gedankengänge oder Ideen zu generieren, was schließlich dazu führt, dass es sich schuldig fühlt, ohne dass es einen wirklichen Grund dafür gäbe. Diese Art der Kontrolle kann in allen möglichen Arten von Beziehungen beobachtet werden, doch besonders häufig tritt sie zwischen Eltern und Kindern auf, ebenso wie in Paarbeziehungen.

Frau fühlt sich schuldig

Das typischste Beispiel dafür sind Menschen, die Dinge sagen wie “Schau, was ich alles für dich gemacht habe”.  Jene Personen, die so etwas behaupten, berichten dann ausführlich über alle Handlungen, die sie zu Gunsten des anderen ausgeführt haben. Und sie zählen sie. Sie machen sich selbst zum Opfer, damit sich der andere schlussendlich schuldig fühlt. Oft erreichen sie genau das und behalten so die Kontrolle über ihn.

2. Abhängigkeit

Dies ist einer der Mechanismen der verstecken Kontrolle, der oft mit einer tiefen Zuneigung verwechselt wird. Das diesbezügliche Schlüsselwort lautet “brauchen”. Diese Strategie umfasst all jene Ausdrücke und Verhaltensweisen, die das Gefühl vermitteln, dass es unerlässlich sei, etwas zu tun oder auch nicht zu tun, damit sein Gegenüber sein kann: “Ohne dich kann ich nicht leben”  wird gar nicht so selten geäußert.

 

Gleichzeitig greift dieser Mechanismus auch über die gegenteilige Nachricht: “Du brauchst mich.   Dabei werden eine ganze Reihe von Verhaltensweisen gezeigt, welche den anderen daran hindern, das zu tun, was er eigentlich tun möchte. Es werden Hilfe oder Unterstützung angeboten, die dieser nicht angefordert hat, was die Idee verstärkt, dass er jene Person unbedingt benötige, die ihm diese ständige Unterstützung entgegenbringt.

Mensch, der wie eine Marionette gesteuert wird

3. Die Zurückhaltung der Liebe

Dieser versteckte Kontrollmechanismus basiert auf der Manipulation von Affekten. Dem anderen wird nur dann Liebe gegeben, wenn er genau das tut, was sein Manipulator von ihm verlangt. Zur gleichen Zeit wird ihm diese wieder entzgoen, wenn er die Mandate oder Forderungen nicht erfüllt, die der andere auferlegt.

Es ist eine Form der emotionalen Erpressung, die jedoch nicht immer so offensichtlich ist. Oft wird Gehorsam gefordert, indem damit argumentiert wird, dass er für das Wohl derer notwendig sei, die “gehorchen” müssen. Oder es wird darauf hingewiesen, dass dieses Geben und Nehmen von Zuneigung eine Möglichkeit sei, gesunde Grenzen zu setzen.

4. Ein gemeinsames Ziel

Dieser Kontrollmechanismus wird auch sehr häufig von Eltern gegenüber den Kindern eingesetzt, sowie bei Paaren. Eine Partei “verkauft” eines ihrer Ziele an die andere. Ein individuelles Ziel wird somit auf subtile Weise zum Ziel von zwei Personen gemacht, auch wenn eine der Parteien nicht vollständig davon überzeugt ist, ob es auch wirklich das ist, was sie will.

Ein Paar sitzt auf der Couch und spricht miteinander

Dieses gemeinsame Ziel wird so zu einem Damoklesschwert. Derjenige, dessen ursprüngliches Ziel es war, wird später kein Problem damit haben, seine “Enttäuschung” auszudrücken, wenn der andere nicht zu diesem Ziel passt oder nicht ausreichend unternimmt, um dieses zu erreichen. Es kann sich hierbei um ein wirtschaftliches Ziel handeln, darum, Kinder zu haben oder anderweitige Ziele zu erreichen.

5. Der emotionale Inzest

Dies ist wohl einer jener Kontrollmechanismen, der die Familie am deutlichsten beeinflusst. Insbesondere handelt es sich um eine Art der Kontrolle, die zwischen Eltern und Kindern zu beobachten ist. Die beherrschenden Figuren lassen den Nachwuchs fühlen, dass er alles für sie sei. Und dass sie gemeinsam eine Art “Front gegen die ganze Welt” bilden.

Im Endeffekt werden die Kinder dabei selbst zu einer Art Eltern für ihre Eltern. Diejenigen, die sie unterstützen, leiten und anführen. Auch diejenigen, die sehr häufig die Verantwortung übernehmen, und das Gefühl haben, dies tun zu müssen. Sie lernen, zu geben, ohne im Gegenzug etwas erwarten zu können, und es fällt ihnen sehr schwer, die Bedeutung von Individualität zu verstehen.

All diese versteckten Kontrollmechanismen können wir täglich in unseren menschlichen Beziehungen finden. Sie werden aus Unsicherheit oder Frustration ausgeübt und führen immer zum selben Ergebnis: zu noch mehr Unsicherheit und Frustration. Weder die Person, die diese Kontrollmechanismen nutz, noch jene, die diesen zum Opfer fällt, wird im Endeffekt eine erfüllte und glückliche Existenz erreichen.


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  • Tirapu-Ustárroz, J., García-Molina, A., Luna-Lario, P., Roig-Rovira, T., & Pelegrín-Valero, C. (2008). Modelos de funciones y control ejecutivo (II). Revista de neurología, 46(12), 742-750.

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