4 Schlüssel für mehr Toleranz

Intoleranz bringt Leid, Ärger und Konflikte. Im Gegensatz dazu helfen dir Toleranz, Respekt, Zuhören und eine flexible Denkweise, harmonische Beziehungen aufzubauen und dich persönlich weiterzuentwickeln.
4 Schlüssel für mehr Toleranz
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Andersdenkenden gegenüber Toleranz zu zeigen, ist eine grundlegende Tugend, an der es in unserer modernen Gesellschaft zunehmend mangelt. Diese Eigenschaft hilft uns, Streit und zwischenmenschliche Konflikte zu vermeiden, andere Meinungen zu respektieren und unterschiedliche Standpunkte kennenzulernen.

Andererseits ist jedoch Toleranz auch anstrengend und sehr komplex. Sie ist nicht automatisch richtig oder falsch, denn die Grenzen sind oft fließend.

Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.

Aristoteles

In der Regel versuchen wir, unsere Identität, Werte und Überzeugungen, die sich zwar im Laufe der Zeit verändern können, meist jedoch sehr beständig sind, zu schützen. Bei der Konfrontation mit Andersdenkenden haben viele das Gefühl, dass es sich um einen persönlichen Angriff handelt, ganz besonders im Gespräch mit Menschen, die zu dichotomen Denkmustern in Schwarz und Weiß neigen.

Auch wenn Toleranz eine sehr komplexe Tugend ist, lohnt es sich, sie zu entwickeln und sich darin zu üben, um einen Beitrag für eine bessere Gesellschaft zu leisten. Einstellungen und Handlungsweisen anderer erweitern unser Wissen und können uns helfen, zu besseren Menschen zu werden. Es geht jedoch auch um den Wahrheitsanspruch der eigenen Überzeugungen, der die Offenheit gegenüber Andersdenkenden nicht immer einfach macht.

Wo genau die Toleranz endet beziehungsweise die Grenze zwischen Akzeptanz und dem Aushalten von Zumutungen gesetzt wird, ist ein komplexes und zwiedeutiges Thema.

mehr Toleranz

Mehr Toleranz: Vorurteile identifizieren

Um unsere eigene Wahrheit und unsere Überzeugungen zu verteidigen, verwenden wir oft Strategien wie die kognitive VerzerrungIst dir schon einmal bewusst geworden, dass du im Normalfall nach Informationen suchst, die deinen Vorstellungen und Überzeugungen entsprechen? Daten, die dir nicht ins Konzept passen, verwirfst du in der Regel schnell. Diese Prozesse erfolgen automatisch und unbewusst, doch wenn du darauf achtest, kannst du Andersdenkenden gegenüber offener werden.

Bevor du eine Idee ablehnst, überlege dir, warum das so ist. Entspricht sie nicht deiner aktuellen Meinung? Hältst du sie nicht für angemessen? Oder könnte diese Idee nicht doch einen interessanten Beitrag leisten? Kann sie dir helfen, Neues zu lernen, andere besser zu verstehen oder sogar dein eigenes Handeln aus einer anderen Perspektive erklären?

Vielfalt bereichert unser Leben

Intoleranz entsteht oft aus Unwissenheit in geschlossenen sozialen Kreisen. Viele halten an Stereotypen fest, um andere zu beurteilen, anstatt sich auf individuelle positive Eigenschaften zu konzentrieren. Aktive Toleranz bedeutet, sich anderen gegenüber zu öffnen, ihnen zuzuhören und zu versuchen, ihre Situation zu verstehen.

Reisen, um andere Kulturen kennenzulernen, sind sehr hilfreich, um diese Fähigkeit zu entwickeln. Gespräche mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, die in anderen Realitäten leben, bereichern unser Leben! Wenn du dich Andersdenkenden auf positive Weise näherst, kannst du faszinierende Dinge lernen und auch dich selbst und deine eigenen Überzeugungen besser verstehen.

Aktives Zuhören für mehr Toleranz

Zuhören ist eine wesentliche Voraussetzung für Toleranz. Ein Gespräch sollte kein Machtkampf sein, in dem es nur darum geht, den eigenen Standpunkt zu vertreten. Interesse anderen gegenüber bewirkt, neue Standpunkte und Sichtweisen zu erfahren. Es geht nicht nur darum, Argumente zu widerlegen, sondern neue Perspektiven kennenzulernen, die deinen Geist öffnen und dir helfen, persönlich zu wachsen.

Zuhören bedeutet, ein echtes Interesse am Diskurs der anderen Person zu zeigen, ihr Aufmerksamkeit zu schenken, über ihre Gedanken zu reflektieren und Fragen zu stellen. Du musst deshalb deine Meinung nicht ändern, doch kannst die Beweggründe deines Gegenübers besser verstehen und dich in seine Situation einfühlen. 

Meinungen können sich ändern

Intoleranz spiegelt manchmal die Angst wider, eigene Überzeugungen zu verlieren, die vielleicht schon seit der Kindheit deine Handlungen leiten. Die eigene Meinung zu ändern ist meist nicht einfach, denn dies bedeutet gleichzeitig, einen Fehler oder eine Schwäche zuzugeben. 

Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Meinungen verändern sich, da sich auch das Leben und die Lebensumstände verändern. Dies bedeutet, dass du neue Erfahrungen integrierst und dein Wissen erweiterst, was dich dazu bringt, deine Überzeugungen zu überdenken. Meist geschieht dies ganz unbewusst und ist ein Zeichen von Reife.

mehr Toleranz durch Zuhören und Gespräche

Toleranz bedeutet nicht, dass du deine Persönlichkeit ändern musst

Um tolerant zu sein, musst du nicht mit den Meinungen oder Überzeugungen anderer übereinstimmen oder einverstanden sein. Es geht nur darum, Andersdenkende zu respektieren. Jeder Mensch ist ein Unikat, wir haben alle unterschiedliche Vorlieben, Interessen und Gedankenmuster. Toleranz bedeutet, anderen offen und respektvoll zu begegnen, ohne sich selbst zu verraten.

Auch wenn du den Lebensstil eines Freundes nicht teilst, nicht bei jedem Thema mit deinem Partner oder deiner Partnerin übereinstimmst oder bestimmte Entscheidungen deiner Geschwister nicht verstehst, kannst du dich in Toleranz üben, indem du diese Menschen so akzeptierst, wie sie sind. Intoleranz bringt Leid, Ärger und Konflikte. Im Gegensatz dazu helfen dir Toleranz, Respekt, Zuhören und eine flexible Denkweise, harmonische Beziehungen aufzubauen und dich persönlich weiterzuentwickeln.


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