3 Gründe, warum du nicht die Probleme der anderen lösen solltest

3 Gründe, warum du nicht die Probleme der anderen lösen solltest
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 01. Juli 2024

Anderen zu helfen ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint, da es nicht nur darum geht, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, um deren Leiden oder andere Defizite zu vermeiden. Wenn du die Probleme der anderen zu lösen versuchst, ist es oft so, dass du ihnen damit Steine in den Weg legst.

Weder ein Mangel noch das Leiden selbst sind grundsätzlich negativ. In der Tat finden wir sehr häufig den Weg zu unserer inneren Stärke, indem wir die Unzufriedenheit und den Schmerz annehmen. Deshalb solltest du nicht die Probleme der anderen lösen: Du behinderst dabei ihre Entwicklung.

“Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einem Mann das Fischen und du ernährst ihn sein Leben lang.”

Konfuzius

Es gibt nur einen Zustand, in dem man guten Grundes die Probleme anderer lösen sollte: wenn jemand körperlich oder geistig nicht dazu in der Lage ist, sich selbst um seine Belange zu kümmern. Dies ist der Fall bei Kindern oder bei erwachsenen Menschen, die irgendeine Art von Beeinträchtigung haben, die es ihnen unmöglich macht, bestimmte (nicht alle!) Entscheidungen selbst zu treffen. Doch in Bezug auf gesunde, reife Mitmenschen ist übermäßige Hilfe keine gute Idee, da der Verlust, den wir so verursachen, größer ist, als wir gemeinhin annehmen.

Sehen wir uns drei Effekte an, die das bestätigen.

1. Du hemmst den Einfallsreichtum und die Widerstandsfähigkeit der anderen

Die Fähigkeit, Probleme zu lösen und Lösungen zu finden, ist nicht angeboren. Sie muss erst erlernt und später mit viel Übung weiterentwickelt werden. Sie beinhaltet ebenso kognitive Aspekte, wie emotionale und verhaltensorientierte. Sie ist nichts, was man über Nacht erreichen kann.

Der einzige Weg, diese Fähigkeit, Lösungen für anstehende Probleme zu finden, zu entwickeln, besteht darin, sich diesen zu stellen. Natürlich ist es viel bequemer, wenn jemand anderes das für uns tut, doch das bringt uns nur dazu, unsicherer und abhängiger zu werden.

Du solltest nicht die Probleme der anderen lösen, weil du dadurch ihren Einfallsreichtums und ihre Widerstandsfähigkeit hemmst, ebenso wie die Entwicklung ihrer Fähigkeiten. Diese können wir alle irgendwann gebrauchen. Es sind jene, die uns Flügel zum Fliegen geben, anstatt uns an einem Zufluchtsort festzuhalten.

Stift, der eine Brücke zeichnet

2. Du behinderst das Wachstum und förderst die Abhängigkeit

Dieser Aspekt ist sehr eng mit dem vorherigen verknüpft. Was passiert, wenn jemand immer eine andere Person zur Verfügung hat, die ihm die Schwierigkeiten aus dem Weg räumt? Sie kann nicht reifen. Nicht in ihren intellektuellen Fähigkeiten, geschweige denn in ihren Emotionen, Gefühlen und Verhaltensweisen.

Dies hat eine Reihe von Konsequenzen, beginnend mit der Verzerrung des Charakters. Jene Menschen, die sich nicht mit ihren Problemen auseinandersetzen, können sich in launische und fordernde Personen verwandeln. In der Tat können sie diese Unterstützung gar nicht wertschätzen, da sie das Gefühl haben, dass es sowieso die Pflicht der anderen wäre, ihnen zu helfen.

Auf diese Art und Weise lernen sie auch nicht, sich Belohnungen mit ihren eigenen Anstrengungen zu verdienen. Es ist sogar möglich, dass sie die Anstrengung als eine unnötige Unannehmlichkeit betrachten. Im besten aller Fälle führt dies zu einer selbstsüchtigen, autoritären und rücksichtslosen Form des Seins und des Handelns. Darum ist dies ein Grund mehr, nicht die Probleme der anderen zu lösen.

3. Weißt du, was das Beste ist?

Dies ist einer der Hauptgründe, warum du nicht die Probleme der anderen lösen solltest. Was lässt dich glauben, du wüsstest, was für den anderen am Besten ist? Schließlich siehst du die Welt und die Schwierigkeiten entsprechend deiner eigenen Lebenserfahrung, deines Wissens und deines Temperaments, welche nicht notwendigerweise genauso für eine andere Person gelten.

Der Weg, der jemand anderen zum Ziel bringt, tut das nicht für jeden. Jeder Einzelne muss sich seinen Weg ganz individuell selbst gestalten. Einen Weg, den er mag, der ihn befriedigt, der ihm erlaubt, sich selbst auf die beste Art und Weise zu entwickeln. Und dies ist ein Prozess, den niemand für jemand anderen ausführen kann, weil es unmöglich ist, dass es jemandem gelingt, sich genau in unsere Situation zu versetzen.

Manchmal erzeugt man auch mit der besten guten Absicht nur Schaden. Niemand hat das Recht, zu versuchen, die Probleme der anderen zu lösen, indem er das tut, was er für die passende Lösung hält. Vielleicht schafft er so nur neue Hindernisse. Vielleicht verschlimmert er damit die jetzige Situation. 

Die Probleme der anderen aus reiner Gewohnheit zu lösen, ist keine gute Idee, weil du dadurch in den anderen Misstrauen gegenüber ihren eigenen Fähigkeiten erzeugst. Wenn du helfen willst, empfehlen wir, die anderen zu begleiten und zu unterstützen und nicht zu verhindern, dass sie ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen.


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  • Rodríguez de Medina Quevedo, I. (2013). La dependencia emocional en las relaciones interpersonales.
  • Bielli, L. (2017). «El precio de ayudar a los demás». Burn out: causas, impacto y consecuencias en los trabajadores de la salud mental de un hospital psiquiátrico monovalente de Mendoza.

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