Zusammenhang zwischen Vergesslichkeit und chronischen Schmerzen
Die Schmerzwahrnehmung ist subjektiv und variiert je nach Art der Verletzung oder Krankheit. Von chronischen Schmerzen sprechen wir, wenn die Beschwerden länger als drei Monate anhalten. Die Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen und verursachen Folgebeschwerden, die emotionale und soziale Auswirkungen haben. Wir gehen heute der Frage nach, welcher Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzen und Vergesslichkeit besteht.
Die Auswirkungen von chronischen Schmerzen
Wenn du Berichte von Menschen mit chronischen Schmerzen liest, wird dir bewusst, wie sehr sich durch die Beschwerden der Alltag von Betroffenen verändert. Die Leidenden fühlen sich oft allein, missverstanden und unfähig, die Kontrolle über ihr Leben zu bewahren. Die Schmerzen stören alle Lebensbereiche: Arbeit, Schlaf, Beziehungen, Emotionen und Freizeit.
Chronische Schmerzen werden von Gefühlen der Ungerechtigkeit, Einsamkeit, Scham und Wertlosigkeit begleitet. Die unsichtbare Last, die Betroffene tragen, beeinträchtigt alle Aktivitäten und auch die Gemütsstimmung. Häufige Folgen sind Depressionen, Angst und Wut.
“Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen.”
Sigmund Freud
Chronische Schmerzen sind auch still, unerwünscht und widerspenstig. Es handelt sich dabei um einen unerwarteten Wegbegleiter – du musst lernen, mit deinen Beschwerden bestmöglich umzugehen.
Zusammenhang zwischen Vergesslichkeit und chronischen Schmerzen
Menschen mit chronischen Schmerzen leiden sehr oft an Gedächtnisproblemen. Sie sind langsamer und beschreiben auch, dass sie sich häufig nicht an alltägliche Details erinnern. Lange gingen Experten davon aus, dass der Gedächtnisverlust bei chronischen Schmerzen mit den Nebenwirkungen der Medikamente zusammenhängt, die Betroffene einnehmen.
Bestimmte Arzneimittel können zwar kognitive Veränderungen hervorrufen, sind jedoch nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht als wesentliche Faktoren zu betrachten. Die meisten Medikamente haben keinen Einfluss auf das Gedächtnis. Außerdem leiden auch Menschen, die ihre chronischen Schmerzen nicht kontinuierlich mit Arzneimitteln behandeln, an Vergesslichkeit.
Es gibt noch weitere Hypothesen, die untersucht wurden. Eine davon ist die physiologische Veränderung der Gedächtnisprozesse durch chronische Schmerzen. Eine weitere bezieht sich auf die Beziehung zwischen der Stimmung, der Aufmerksamkeit und dem Schmerz, den die Person erlebt.
Aufmerksamkeit und Gedächtnis
Um zu erklären, wie das Gedächtnis durch chronische Schmerzen verändert werden kann, musst du verstehen, wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis funktionieren. Wir schaffen alle unsere eigene Realität, die auf unseren Lebenserfahrungen, unser Umfeld und unsere Umstände aufbaut. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich in dieser Realität auf Informationen, die für dich relevant sind. Du fokussierst dich auf den Schmerz und nicht auf die Dinge, die um dich herum passieren. Dies bedeutet, dass du viele wertvolle Erlebnisse ignorierst, weil die Aufmerksamkeitsressourcen limitiert sind. Eine weitere Folge ist, dass du die negative Erfahrung (den Schmerz, auf den du dich konzentrierst) im Gedächtnis verankerst.
Physiologische und psychologische Veränderungen im Gedächtnis
Chronische Schmerzen verändern die Funktion von Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Du nimmst Informationen, die mit deinen Schmerzen in Zusammenhang stehen, bevorzugt wahr und erinnerst dich am besten an diese Erfahrungen. Wie ein Scheinwerfer beleuchtest du alles, was mit deinem Schmerz zu tun hat und siehst die Dinge nicht, die im Schatten verborgen bleiben. Und das Gedächtnis stellt genau diese negativen Erfahrungen ins Rampenlicht.
Du gerätst in einen Teufelskreis und vernachlässigst die schönen Seiten des Lebens. Gleichzeitig verstärkst du negative Gefühle und der lähmende Schmerz nimmt durch die Frustration zu. Häufig führt dieser Kreislauf zu Depressionen.
Psychologische Hilfe
Ein multidisziplinärer Ansatz ermöglicht es, das Problem von mehreren Seiten anzugehen, sodass verschiedene Fachkräfte ihren Teil zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen beitragen können. So profitieren Patienten von der Synergie des Wissens verschiedener Fachleute.
Das Leben mit chronischen Schmerzen sollte sich nicht nur auf den Schmerz konzentrieren. Du musst deine Beschwerden als Wegbegleiter akzeptieren, darfst diese jedoch nicht zusätzlich nähren. Du selbst entscheidest, wie du mit deinen Schmerzen umgehst: Du kannst Wut und Frustration zulassen, oder deine Gefühle ändern und dein Leben positiv gestalten.
Lege Routinen fest, um deine Zeit besser zu organisieren. Führe einen aktiven Lebensstil und mache funktionelle Übungen. Lerne, deine Aufmerksamkeit zu steuern und zu fokussieren. Angenehme Aktivitäten werden dir dabei helfen, dich abzulenken und deine Therapieziele zu erreichen: Wenn du in der Lage bist, positiver mit deinen chronischen Schmerzen umzugehen, kannst du deine Lebensqualität verbessern.
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