Zufälle und die Kunst, Chancen zu nutzen

Das Schicksal ist manchmal mit der Magie des gelegentlichen Zufalls verwoben. Wissenschaftler leugnen diese Ereignisse nicht, aber die Relevanz solcher Zufälle hängt immer von dem offenen und intuitiven Geist ab, der es versteht, ihnen Sinn und Bedeutung zu verleihen.
Zufälle und die Kunst, Chancen zu nutzen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Es gibt Zufälle, die keineswegs willkürlich sind. Oft scheint eine Synchronizität vorhanden zu sein, die erstaunlich ist, da es dafür keine logische Erklärung gibt. Wir alle haben das schon einmal erlebt, und obwohl die Wissenschaft die Transzendenz solcher Ereignisse infrage stellt, gibt es einen Aspekt, den niemand leugnen kann: Zufälle schenken uns wertvolle Chancen, die uns einladen, über uns selbst und unser Umfeld nachzudenken.

Wenn du in deinem hektischen, von Druck, Routine und Verpflichtungen geprägten Alltag plötzlich einen Freund aus Kindertagen triffst, der eine Buchhandlung betritt, um das gleiche Buch wie du zu kaufen, bleibt die Welt für einen Moment stehen. In dieser kurzen Pause lässt du dich von diesem Zufall begeistern und erfreust dich an der Magie der Realität. 

Es gibt jedoch noch einen wichtigeren Aspekt: Jedes zufällige Ereignis kann die Tür zu einer Chance öffnen. Ob Schicksal, Zufall oder Glück, wenn du die Situation intuitiv und kreativ interpretierst, kannst du ihr Bedeutung und Transzendenz verleihen.

“Nie einen ungewöhnlichen Zufall zu erleben, ist viel ungewöhnlicher als der Zufall selbst.”

Isaac Asimov

Zufälle und die Kunst, Chancen zu nutzen

Was sagt die Wissenschaft über Zufälle?

Josh Tenenbaum, Professor für Kognitions- und Computerwissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT), bezeichnet den Zufall als ein seltsames Paradoxon. Einerseits scheinen Zufälle auf den ersten Blick ziemlich irrational zu sein. Die Wissenschaft weiß jedoch auch, dass viele der erstaunlichsten Entdeckungen auf nicht weniger erstaunliche Zufälle zurückzuführen sind. 

So auffällig es auch sein mag, die Wissenschaft war schon immer sehr an dieser Art von Ereignissen interessiert. Die Mathematiker Persi Diaconis und Frederick Mosteller haben zum Beispiel 1989 eine Studie durchgeführt, um eine Methode zur Analyse von Zufällen zu beschreiben. Sie haben dabei herausgefunden, dass wirklich bedeutende Zufälle selten vorkommen, aber sie passieren trotzdem. Sie betonten jedoch etwas anderes: Zufälle entstehen im Blick des Betrachters.

Mit anderen Worten: Nur wer in der Lage ist, die Bedeutung des Zufalls zu erkennen, kann die Chance ergreifen, die ihm das Leben bietet. Dieses Bild entspricht in gewisser Weise dem, was Carl G. Jung als Synchronizitäten definiert hat. Für den berühmten Schweizer Psychiater sind die Ereignisse nicht durch das einfache Gesetz von Ursache und Wirkung miteinander verbunden. Manchmal stimmen äußere Ereignisse mit unseren inneren Gefühlen und Bedürfnissen überein.

Ein Zufall entsteht, um Reaktionen auszulösen

Marc Holland, Psychologe und Autor des Buches “Synchronicities and Coincidences: Through the Eyes of Science”, erklärt etwas sehr Interessantes zu diesem Thema. Diese Phänomene treten auf, um uns zu aktivieren und fühlen zu lassen. All diese Ereignisse erzeugen eine Wirkung und laden uns zu einer tiefen Reflexion über das Geheimnis des Lebens ein.

Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Vor ein paar Monaten hast du in einem Kurs eine Person getroffen. Du hattest allerdings keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Seither sind einige Monate vergangen, und das Gesicht dieser Person ist immer noch in deinen Gedanken präsent. Eines Tages gehst du einkaufen und siehst diese Person plötzlich in der Ferne.

Dieser bedeutsame Zufall (oder Synchronizität, da ein innerer Wunsch mit einem äußeren Ereignis verbunden ist) löst zunächst Erstaunen aus. Dann wirst du vielleicht nervös, denn du weißt nicht, wie du reagieren sollst. Wenn du nichts tust, verpasst du eine Chance. Denn ein nicht untersuchter oder nicht genutzter Zufall ist wie ein ungeöffneter Brief: Du wirst nie wissen, was das Schicksal für dich bereithält

Werden Zufälle geschaffen oder entstehen sie?

Eine ganze Reihe von Psychiatern aus aller Welt sowie Physiker, Wissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler und Journalisten haben vor einigen Jahrzehnten beschlossen, die sogenannte Serendipity Society zu gründen. Das Ziel ist einfach und gleichzeitig hochgesteckt: das Phänomen der Zufälle zu verstehen.

Eine erste Tatsache, die sie bereits als selbstverständlich voraussetzen, ist, dass Zufälle geschaffen werden. Ob wir sie sehen, hängt in vielen Fällen von unserer Persönlichkeit, Offenheit, Neugier und der Fähigkeit ab, bedeutende Ereignisse zu beobachten und zu würdigen. Wer sich also nur selten umschaut, seine Routine nicht verändert und einen unflexiblen Geist zeigt, wird diese Phänomene kaum schätzen oder gestalten.

Einmal mehr erfüllt sich die Idee der Mathematiker Persi Diaconis und Frederick Mosteller, die darauf bestehen, dass der Zufall nur im Auge des Betrachters liegt. Carl G. Jung seinerseits verteidigte die Theorie des Unus Mundus, die besagt, dass die psychische Welt und die materielle Welt ein und dieselbe Einheit sind. Der Beobachter und seine Realität wären demnach ein und dasselbe, ein und dieselbe Materie, die immer miteinander verbunden ist.

Gibt es Zufälle?

Jenseits von Jungs Theorien leugnen Wissenschaftler jedoch nicht, dass Zufälle auftreten, weil wir sie manchmal möglich machen. Wenn der Wissenschaftler nicht mit bestimmten Elementen experimentieren würde, gäbe es diese erstaunlichen Glücksfälle nicht. Wenn wir zu Hause bleiben und die Welt nicht mit kindlicher Neugier, Vertrauen und Offenheit betrachten, können wir auch die Magie des Zufalls nicht zu schätzen wissen.

Doch erinnern wir uns an einen einfachen Punkt: Zufälle passieren, und wenn sie passieren, dann nur, damit wir die Chancen nutzen können, die sie uns bieten.


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  • Diaconis, P., y Mosteller, F. (1989). Métodos de estudio de coincidencias. Revista de la Asociación Americana de Estadística , 84 (408), 853-861. https://doi.org/10.1080/01621459.1989.10478847
  • Holland Marc (2001)  Synchronicity Through the Eyes of Science, Myth, and the Trickster. Da Capo Press

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