Zombie-Droge: 7 Fakten zum Verständnis von Fentanyl

Fentanyl ist eine viel diskutierte Droge, die Konsumenten in "Zombies" verwandelt. Die extreme Sedierung führt zu Verwirrung und Apathie. Erfahre mehr über diese höchst gefährliche Substanz.
Zombie-Droge: 7 Fakten zum Verständnis von Fentanyl
Macarena Liliana Nuñez

Geschrieben und geprüft von der Psychologe Macarena Liliana Nuñez.

Letzte Aktualisierung: 01. Januar 2024

Fentanyl, in manchen Kreisen auch als Zombie-Droge bekannt, stellt eine globale Bedrohung dar: Immer mehr Menschen leiden an den verheerenden Folgen dieses Suchtmittels, auch in Deutschland. Präventive Maßnahmen nehmen eine besondere Bedeutung ein. Deswegen erläutern wir heute einige grundlegende Fakten zum besseren Verständnis der Wirkmechanismen dieser Droge.

Fentanyl ist etwa 50-mal stärker als Heroin und rund 100-mal stärker als Morphin.

1. Die Ursprünge

Zum ersten Mal wurde Fentanyl von Janssen im Jahr 1960 synthetisiert und als Narkose- und Schmerzmittel eingesetzt. Diese Substanz weist eine höhere therapeutische Breite als Morphin auf und wurde deshalb ab 1963 auch in verschiedenen westeuropäischen Ländern als Injetionsanalgetikum vermarktet. In den 1990er-Jahren kam Fentanyl als transdermales Pflaster zur Behandlung chronischer Schmerzen auf den Markt. Später folgten auch andere Varianten wie Actiq Lutschtabletten, ein starkes Schmerzmittel, das Krebspatienten verabreicht wird.

Fentanyl wird aufgrund seiner Eigenschaften, auf die wir noch näher eingehen werden, als Freizeitdroge missbraucht, wobei die meisten Produkte aus China stammen, wo weniger strenge Arzneimittelgesetze gelten. China exportiert unter anderem die Rohform Analoga sowie gefälschte Fentanyl-haltige Medikamente wie Oxycodon.

Die Drug Enforcement Administration (DEA) gab bekannt, dass im Jahr 2022 mehr als 379 Millionen tödliche Dosen Fentanyl beschlagnahmt wurden. Damit könnte die gesamte Bevölkerung der USA getötet werden. Die DEA geht davon aus, dass Ärzte in den USA jedes Jahr etwa 4 Millionen Fentanyl-Rezepte ausstellen. Hunderttausende Menschen wurden so in die Abhängigkeit von Opioiden geführt, die auf dem Schwarzmarkt als Freizeitdroge vertrieben werden.

Trotz Chinas Bemühungen und der Umsetzung von Gesetzen wie dem US Synthetics Overdose Prevention and Trafficking Act ist Fentanyl in den USA nach wie vor ein ernstes Problem.

2. Zunehmender Trend und Freizeitkonsum

Fentanyl ist nicht nur in den Vereinigten Staaten ein Problem, auch in europäischen Ländern findet diese Droge immer mehr Verbreitung. Statista informiert über den weltweiten Konsum zwischen 2018 und 2021: Während sich der Fentanylkonsum in den USA von 20,8 auf 19,3 % reduzierte, nahm er in einigen europäischen Ländern zu, unter anderem in Spanien (von 8,2 auf 11,8 %), Italien (von 4,7 auf 6,3 %) und Frankreich (von 4,5 auf 6 %).

3. Identifizierung von Fentanyl

Die korrekte Identifizierung dieser Droge ist wichtig, um den Missbrauch und die ernsten Folgen zu verhindern. Nur spezifische Tests und Analysegeräte können diese Substanz im Labor nachweisen.

  • Fentanyl ist ein weißes, kristallines, wasserunlösliches, geruchs- und geschmackloses Pulver.
  • Bekannte Markennamen sind unter anderem Duragesic oder Actiq.
  • Es gibt diese Droge unter anderem in Form von Pflastern, Pillen, Tabletten oder als injizierbare Flüssigkeit.
  • Medikamente mit Fentanyl sind rezeptpflichtig.

Es ist kaum möglich, Fentanyl allein anhand äußerer Merkmale zu identifizieren.

4. Wirkungen

Wie auch andere Opioide erzielt Fentanyl euphorisierende Wirkungen. Diese hochpotente Droge, die auch als “synthetisches Heroin” bekannt ist, kann zu einer Vergiftung mit tödlichem Verlauf führen. Sie verursacht unter anderem folgende Körperreaktionen:

  • Sedierung
  • Beruhigung
  • Verwirrung
  • Schläfrigkeit
  • Schmerzlinderung
  • Harnverhalt
  • Gefühl der Euphorie
  • Atemdepression
  • Verengung der Pupillen
  • Schwindel, Übelkeit und Erbrechen

Eine Vergiftung führt zu verengten Pupillen, Koma und Atemdepression. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der eine sofortige Intervention erfordert. 

Mexiko ist der größe Fentanyl-Exporteur in die Vereinigten Staaten von Amerika.

5. Eine tödliche Droge

Wir weisen noch einmal auf die Gefährlichkeit dieser Droge hin, die einen hohen Preis fordert. Die Centers for Disease Control and Prevention zeigen einen besorgniserregenden Trend auf: Die Todesfälle durch Überdosierung aufgrund von verschreibungspflichtigen Opioiden sind zwar gesunken, doch die Todesfälle durch den Missbrauch synthetischer Opioide, insbesondere durch illegales Fentanyl, stiegen um mehr als 15 %. Diese Situation verschlimmerte sich während der COVID-19-Pandemie.

Aus der Zeitschrift Neuropharmacology geht hervor, dass die meisten dieser Todesfälle durch eine Atemdepression verursacht werden, die zu zerebraler Hypoxie führt. Eine 2019 veröffentlichte Studie fügt hinzu, dass der Konsum von Fentanyl eine Hypoglykämie und biphasische Schwankungen der Gehirntemperatur mit tödlichen Folgen auslöst.

2022 starben in den USA über 67.000 Menschen an den Folgen von Fentanyl. 

6. Irreversible Hirnveränderungen

Eine in StatPearls Publishing veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass 100 Mikrogramm Fentanyl die Wirkung von 10 Milligramm Morphin entfalten. Diese Potenz macht diese Droge im Vergleich zu anderen Substanzen extrem mächtig. Das Risiko einer Überdosierung ist enorm. Wir dürfen nicht vergessen, dass Fentanyl zu bleibenden Veränderungen im Gehirn führt, die als Neuroadaptationen bezeichnet werden. Die Folgen sind Toleranz, Abhängigkeit und Sucht.

Konkret verursacht Fentanyl Veränderungen im Orexin-System und im Belohnungssystem. Es erzeugt Freude durch das mesolimbische dopaminerge System, das Dopamin als Neurotransmitter nutzt.

Bei fortgesetztem Konsum kommt es jedoch zu Veränderungen im dorsalen Striatum, einer Gehirnregion, die an der Gewohnheitsbildung beteiligt ist. Diese Veränderungen sind ein wesentlicher Faktor für die verheerenden Auswirkungen dieser Droge.

Bereits 2 Milligramm Fentanyl, eine Menge, die einer kleinen Prise Salz entspricht, reichen aus, um einen Erwachsenen zu töten.

7. Naloxon, ein Opioid-Antagonist

Naloxon ist ein Opioid-Antagonist, der bei einer Überdosis helfen kann. Dieses Medikament wirkt schnell, indem es sich an die Opioidrezeptoren bindet und die Wirkung der Opioide blockiert. Da Fentanyl stärker ist als andere Opioide, sind zum Teil mehrere Dosen Naloxon erforderlich.

Bei Verdacht auf eine Überdosis ist rasches Handeln lebensrettend: Es handelt sich um einen medizinischen Notfall! Ein Arzt kann der betroffenen Person Naloxon verabreichen und andere Notfallstrategien anwenden.

Naloxon ist als injizierbare Lösung und als Nasenspray erhältlich.

Der Kampf gegen Fentanyl oder die Zombie-Droge

Viele Länder haben sich vorgenommen, gegen den Konsum dieser und anderer Substanzen vorzugehen. In den Vereinigten Staaten gibt es das Programm Drug-Free Communities, das von Gemeindekoalitionen finanziert wird, um Drogenmissbrauch unter Jugendlichen zu verhindern und drogenfreie Umgebungen zu fördern. Die Substance Abuse and Mental Health Services Administration (SAMHSA) koordiniert mehrere Strategien, darunter das Substance Abuse and Mental Health Prevention Grants Program.

Auch in Deutschland sind entsprechende Präventionsmaßnahmen dringend nötig. Der Kampf gegen diese Zombie-Droge erfordert eine aktive Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Gesundheitsorganisationen und der Gesellschaft.


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