Worte sind genauso wichtig Handlungen

Worte sind genauso wichtig Handlungen
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 16. Juni 2023

Redewendungen wie “Worte sind wie Federn, die vom Wind fortgetragen werden”  oder “Das sind doch nur Worte”, wurden von jenen Menschen kreiert und werden von denjenigen weitergegeben, die nicht die gesamte Entwicklung der Sprachtheorie kennen, die im 20. Jahrhundert stattgefunden hat. Heute wissen wir, dass Worte Handlungen der Kommunikation sind. Und jedes Individuum ist im Grunde ein eigener Diskurs.

Menschen sind aus Worten gemacht, die nichts anders sind, als die Materialisierung von Ideen. Und diese Ideen verwirklichen ihre Kultur. Wir beziehen uns auf uns selbst, auf andere und auf die ganze Welt, dank dieser Kultur, dieser Ideen und dieser Worte. Deshalb liegt das Wort im Wesen des Menschen und hat einen bestimmenden Einfluss auf sein Wohlbefinden und Verhalten.

“Ein einzelnes Wort hat die Macht, die Expression der Gene zu beeinflussen, die den Stress regulieren, ebenso auf physischem als auch auf emotionalem Level.”

Andrew Newberg

Die einzigen Worte, die der Wind mit sich trägt, sind jene, die uns nicht berühren. Auf der anderen Seite verbleiben jene Worte, die mit uns und unseren Vorstellungen übereinstimmen, tief in unserem Inneren. Sie werden nicht fortgetragen. Sie bleiben dort und prägen unsere Gefühle und Emotionen, ebenso wie unser Bewusstsein. Heute könnten wir sagen, dass der verbale Ausdruck oft wichtiger ist als die konkreten Fakten.

Die Sprache und ihre Auswirkungen auf das Gehirn

Einer der diesbezüglich interessantesten Fakten ist, dass jeder gesprochene Ausdruck unterschiedliche Reaktionen im Gehirn hervorruft. Sowohl positive als auch negative Worte erzeugen beobachtbare Modifikationen. Eine der umfassendsten Studien in dieser Hinsicht wurde von den Psychiatern Mark Waldman und Andrew Newberg, Wissenschaftler und Buchautoren, durchgeführt.

Frau mit Wörtern in ihren Haaren

Ihre Arbeit zeigte unter anderem, dass die Wörter “Ja” und “Nein” sehr interessante Reaktionen des Gehirns hervorrufen: Wenn ein Satz mit dem Wort “Nein” beginnt, fängt das Gehirn sofort damit an, die Freisetzung von Kortisol, einem Stresshormon, anzuregen. Beginnt ein Satz wiederum mit einem “Ja”, erfolgt die Freisetzung von Dopamin, dem Hormon des Wohlbefindens.

Ein an der Friedrich-Schiller-Universität (Deutschland) durchgeführtes Experiment zeigte weiterhin, dass zärtliche und bestärkende Ausdrücke den dorsomedialen präfrontalen Kortex des Gehirns aktivieren. Dieser Bereich bezieht sich auf das Selbstbild und die emotionale Entscheidungsfindung. Mit anderen Worten ausgedrückt, verbessern angenehme und liebevolle Worte die Wahrnehmung, die wir von uns selbst haben, und erleichtern so unsere emotionalen Entscheidungen.

Positive und negative Wörter

Als “negative Wörter” bezeichnen wir diejenigen, die eine gewalttätige oder aggressive Botschaft senden und die auf die eine oder andere Weise destruktiv wirken. Diese Art von Wörtern wirkt sich anscheinend stärker und nachhaltiger auf die Menschen aus, als jegliche positiven Aussagen. Sogar so sehr, dass es ausreichend ist, ein paar negative Wörter einige Sekunden lang zu lesen, um unseren Grad der Angst zu erhöhen. Worte wie “Tod”, “Krankheit”, “Trauer”, “Schmerz”, “Elend” usw. erzeugen diesen Effekt.

Bild einer traurigen Frau

Es gibt weitere Studien, laut denen die Wirkung eines negativen Wortes nicht der eines positiven Wortes entspreche. Dies gelte insbesondere dann, wenn das negative Wort offen an eine Person und ihre Eigenschaften gerichtet ist. Man geht davon aus, dass zur Verminderung der Wirkung eines negativen Wortes fünf positive Ausdrücke erforderlich seien. Somit reicht eine einfache Entschuldigung nicht aus. Man muss mehr tun als das.

Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass, wenn ein Angestellter relativ häufig Worte der Anerkennung und Wertschätzung für seine Arbeit erhält, er sich so eher stärker für seine Aufgaben engagiert. Ebenso ist diese Person tendenziell kooperativer und produktiver.

Pass gut auf, was du sagst

Im Durchschnitt spricht eine Person etwa 70.000 Wörter pro Tag. Da das Sprechen ein häufiger und alltäglicher Vorgang ist, wird diesen ausgesprochenen Wörtern oft kein allzu großer Wert zugesprochen. Und doch sind sie die Essenz unseres Wesen und die Grundlage unserer Beziehung zu uns selbst und auch zu anderen. Die richtige Verwendung der Wörter hat ein großes Potenzial, um unser Leben angenehmer oder auch schwieriger zu gestalten. 

Darum ist es wichtig, stets darauf zu achten, was wir sagen. Ganz besonders in problematischen Situationen, Konflikten oder Momenten der inneren Anspannung. In diesem Fall sollten wir nicht nur sorgfältig darauf achten, was wir anderen gegenüber äußern, sondern auch darauf, was wir uns selbst sagen. Manchmal brauchen wir einfach einen Moment der Stille, um die Wörter zu finden, die am besten zum Ausdruck bringen, was wir gerade denken oder fühlen. Und dann sollten wir uns die Zeit nehmen, die wir dazu benötigen.

Ein Paar, das miteinander spricht und sich an den Händen hält

Das Potenzial unserer Worte ist enorm. Der kolumbianische Psychiater Carlos Cuellar empfiehlt, jeden Tag so zu beginnen und zu beenden, indem man sich dafür bedankt, dass man am Leben ist. Er weist darauf hin, dass dieser Vorgang die körperliche und geistige Gesundheit erheblich verbessere.

Lasst uns die Wörter, die wir aussprechen, zu einem Verbündeten für unser Wohlergehen machen und nicht zu einer Falle, in die wir treten.


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  • Lomas, C. (2011). El poder de las palabras y las palabras del poder: enseñanza del lenguaje y educación democrática. Textos de didáctica de la lengua y la literatura, (58), 9-21.


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