Wokefishing, ein gefährlicher Dating-Trend

Der Modus Operandi eines Wokefishers ist immer derselbe: Diese Personen spielen eine falsche progressive Einstellung vor, um ihre Opfer zu einer sexuellen Begegnung zu überreden.
Wokefishing, ein gefährlicher Dating-Trend
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Online-Dating liegt im Trend, birgt jedoch Gefahren, die schwer durchschaubar sind. Der Ausdruck Wokefishing beschreibt einen neuen Dating-Trend, der auf die Täuschung des potenziellen Partners aufbaut: Immer mehr Personen sind nicht ehrlich, wenn es um ihre politischen Einstellungen geht, da sie sich davon erhoffen, mehr Erfolg beim Dating zu haben.

So geben sich manche Männer zum Beispiel als progressiv und feministisch aus, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dahinter kann sich jedoch eine demütigende oder manipulative Persönlichkeit verbergen, die Frauen erniedrigt.

Beim Online-Dating ist Vorsicht geboten: Du solltest anfangs nicht zu viele Details preisgeben, um deine Privatsphäre zu schützen.

Was ist Wokefishing?

Das Wort “woke” wird im Duden als “in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung” definiert. Wokefisher geben also eine progressive Einstellung vor, um Personen mit ähnlichen Ideologien zu “fischen”. Der Begriff tauchte zum ersten Mal in einem Artikel der New York Post mit folgendem Titel auf: “Shady men pretending to be progressive on apps”

Die Autorin Serena Smith gab damit diesem Phänomen, dem zahlreiche Frauen zum Opfer fallen, einen Namen. Die New York Post berichtete auch von dem Fall einer 19-jährigen arabischen Frau: Nach einer kurzen Beziehung mit einem Mann stellte sie fest, dass er ihre Herkunft und Religion verachtete. In Wirklichkeit war diese Person ein weißer Rassist, der nur auf Sex mit ihr aus war.

Der Modus Operandi eines Wokefishers ist immer derselbe: Diese Personen spielen eine falsche progressive Einstellung vor, um ihre Opfer zu einer sexuellen Begegnung zu überreden. Für die Opfer ist diese Art des Betrugs schmerzhaft und psychologisch sehr belastend.

Erfolgreiches Dating durch mehr Affinität

Die Wokefisher nutzen die vorgespiegelte Affinität, um beim Dating erfolgreicher zu sein. Es gibt zwar Studien, die zeigen, dass die Affinität nicht unbedingt mit der Qualität oder dem Engagement in einer Beziehung zusammenhängen muss. Beim Kontaktieren über Dating-Apps ist es jedoch von Vorteil, eine ähnliche Ideologie zu haben, um die Erfolgsquote zu erhöhen. Es gibt allerdings sehr geschickte Wokefisher, die ihre wahren Einstellungen perfekt zu verbergen wissen.

Wokefishing läuft wie folgt ab:

  • Der Wokefisher sucht sich ein Opfer. In der Regel handelt es sich um eine Frau, die er aufgrund ihres Aussehens als attraktiv einschätzt.
  • Der Täter analysiert sein Opfer und nutzt dafür Informationen, die er in sozialen Netzwerken wie Instagram, Twitter oder TikTok findet.
  • Danach stellt er den Kontakt her und präsentiert sich als progressiv, feministisch, einfühlsam und sozial engagiert.
  • Wokefisher haben kein finanzielles Interesse, sie sind auf der Suche nach Sex. Sie suchen sich oft gleichzeitig verschiedene Opfer aus.

Wokefisher sind oft Millennials, die junge Frauen der Generation Z als Opfer aussuchen.

Die Merkmale eines Wokefishers

Wokefisher sind auf Dating-Plattformen wie Bumble oder Tinder zu Hause, da diese über Filter für politische und ideologische Einstellungen verfügen. Viele weisen Persönlichkeitsmerkmale der dunklen Triade auf: Narzissmus, Machiavellismus und Soziopathie, gelegentlich auch Sadismus.

Da dieses Phänomen dem Catfishing (vorgetäuschte Identität) sehr ähnlich ist, zitieren wir eine in der Zeitschrift Computer in Human Behavior veröffentlichte Publikation, welche die Persönlichkeitsmerkmale der Täter analysiert:

  • Die Täter sind geübte Lügner, deren Hauptziel es ist, Sexualpartner zu finden.
  • Sie zeigen oft machohafte und rassistische Züge.
  • Es mangelt ihnen an Einfühlungsvermögen, dafür haben sie klare und rein instrumentelle Ziele.
  • Sie teilen in der Regel keine der Ideologien, die sie vorgeben zu haben.
  • Die Täter sind sehr geschickt darin, eine andere Persönlichkeit vorzuspiegeln, um andere damit zu täuschen.

Wokefishing verletzt die grundlegenden Werte von Frauen und instrumentalisiert ihren Körper.

Wokefishing: die Folgen

Diese Tendenz ist seit 2020 zu beobachten und fordert zahlreiche Opfer, die zum Teil noch lange an den Folgen leiden. Die Täter zerstören ihr Vertrauen und bringen ihre psychische Gesundheit in Gefahr. Betroffene Frauen benötigen oft professionelle Hilfe, um die Auswirkungen dieser Art von Missbrauch zu überwinden. Ein in der Fachzeitschrift Journal of Police and Criminal Psychology veröffentlichter Beitrag erinnert daran, dass Internetbetrüger ihre Ziele durch psychologische Manipulation erreichen und das hat seinen Preis.

Opfer eines Wokefishers

Die Opfer unterhalten sich oft mehrere Monate oder ein Jahr lang mit dem Betrüger und bauen eine Beziehung mit Zukunftsperspektiven zu dieser Person auf. Sie entwickeln Zuneigung und Vertrauen, deshalb sind die Folgen oft schmerzhaft:

  • Die Opfer verlieren das Vertrauen im Allgemeinen.
  • Sie fühlen sich sexuell instrumentalisiert und ausgenutzt.
  • Es kommt zu einer Kombination aus Wut und Scham. Viele wagen es nicht, darüber zu sprechen.
  • Diese Erfahrungen können zu Depressionen führen.
  • Die Wunde des Verrats ist intensiv und schmerzlich.
  • Betroffene stellen sich selbst infrage und machen sich Vorwürfe, weil sie auf den Betrug hereingefallen sind.
  • Sie bereuen es, einer Person vertraut zu haben, die sie mit ihren vorgetäuschten Ideologien ausgenutzt hat.
  • Nach Beziehungsende kommt es zum Teil zu Cybermobbing.

Jede Frau kann zum Opfer eines Wokefishers werden, denn die Täter sind sehr geschickt mit ihren manipulativen Strategien.

Wokefishing: Was tun?

Die Opfer eines Wokefishers sollten nicht daran zögern, mit der Familie oder anderen Vertrauenspersonen darüber zu sprechen und nach Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir müssen das Bewusstsein für diese Art von Betrug und Missbrauch schärfen, auch wenn dieses Vorgehen nicht strafbar ist.

Präventive Maßnahmen gegen Wokefishing

Es ist nicht einfach, die geschickten Machenschaften von Wokefishern zu durchschauen. Personen, die Dating-Apps nutzen, sollten jedoch zumindest über die verschiedenen Formen von Betrug und Missbrauch Bescheid wissen und die häufigsten Taktiken und Strategien der Betrüger kennen. Vorsicht kann großes Leid verhindern:

  • Du solltest Kontakten in der Dating-Welt nicht sofort vertrauen.
  • Schütze deine Privatsphäre, indem du nicht sofort alle Details preisgibst. Wokefisher analysieren das Persönlichkeitsprofil ihrer Opfer.
  • Wenn dein Match mit Gesprächen über Feminismus, soziale Gerechtigkeit und Engagement beginnt, solltest du wachsam sein.
  • Stelle möglichst viele Fragen, um mögliche Wokefisher zu entlarven. Du kannst so Lügen, Widersprüche und Unstimmigkeiten am besten aufdecken.

Wenn zum Opfer eines Wokefishers wirst, zögere nicht daran, mit einer Vertrauensperson darüber zu sprechen und nach Bedarf psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Fazit

Manipulative Persönlichkeitsprofile nutzen Techniken wie Wokefishing häufig, um beim Anbandeln auf Dating-Apps mehr Erfolg zu haben. Wenn sich ein Match mit sexpositiven, antirassistischen Einstellungen oder als intersektionaler Feminist präsentiert oder sein Engagement für Toleranz, Umweltschutz oder Soziales betont, solltest du vorsichtig sein. Durch Frage kannst du mögliche Widersprüche und Unstimmigkeiten erkennen.


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