Welche emotionalen Folgen hat Cyber-Viktimisierung?

Immer mehr Jugendliche werden Opfer von Cybermobbing und anderen schädlichen Praktiken. Erfahre heute mehr über dieses Thema.
Welche emotionalen Folgen hat Cyber-Viktimisierung?
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 07. Mai 2023

Cyber-Viktimisierung ist zutiefst verletzend und hinterlässt ernste emotionale Spuren. Zu den Folgen gehören in vielen Fällen Angstzustände, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen. Schätzungsweise könnten 60 Prozent der Jugendlichen diese Erfahrung machen, deshalb ist die Beschäftigung mit diesem Thema dringend notwendig.

Der Begriff Bullying wurde bereits vor mehr als 50 Jahren als feindseliges und gewalttätiges Verhalten beschrieben, das sich über einen längeren Zeitraum wiederholt, um einem schwächeren Opfer Schaden zuzufügen (Olweus, 1978). Wir sehen uns heute an, an welchen emotionalen Konsequenzen die Opfer dieser Praxis leiden.

“Neue Online-Formate und -Plattformen haben neue Szenarien hervorgebracht, in denen Mobbing einfacher und leichter möglich ist.”

Michelle F. Wright

Junge ist durch Cyber-Viktimisierung gefährdet
Etwa 80 % der Jugendlichen haben schon einmal Cybermobbing erlebt.

Was ist Cyber-Viktimisierung?

Wenn Praktiken wie Cyber-Bullying oder Cybermobbing Opfer fordern ist von Cyber-Viktimisierung die Rede. Die Täter verbergen sich vielfach hinter der Anonymität sozialer Netzwerke, was bei den Opfern ein größeres Gefühl der Hilflosigkeit hervorruft.

Cybermobbing unterscheidet sich in einigen Aspekten vom traditionellen Mobbing (Moleroa et al., 2020):

  • In der realen Welt baut Mobbing auf Status- und Machtunterschiede zwischen Täter und Opfer auf, während im virtuellen Universum die Anonymität dominiert. Für das Opfer kann es deshalb sehr schwierig sein, sich zu verteidigen.
  • Die Reichweite ist bei Cybermobbing wesentlich größer, außerdem ist es schwierig, den Tätern zu entkommen.

Verschiedene Forscher haben die Cyber-Viktimisierung untersucht. Ein Bericht von Save The Children (2019) weist beispielsweise darauf hin, dass fast 80 Prozent der Jugendlichen unter 20 bereits irgendwann zum Opfer von Cybermobbing wurden.

“Wenn du einen Fall von Mobbing meldest, bist du kein Whistleblower, sondern mutig.”

Iñaki Zubizarreta

Die verschiedneen Arten von Cyber-Viktimisierung

Es gibt viele Arten, Opfer in der virtuellen Welt zu erniedrigen (Álvarez-García et al., 2017). Einige davon sind:

  • Schriftliche Beleidigungen, Beschimpfungen oder anonyme Nachrichten, die auf Einschüchterung abzielen.
  • Fotos, Videos oder anderes Bildmaterial, das auf sozialen Netzwerken geteilt wird, um das Opfer zu erniedrigen. “Happy Slapping” gehört in diese Kategorie:  Die Täter schlagen oder demütigen das Opfer und filmen es dabei mit dem Handy, um diese Videos danach in sozialen Netzen zu teilen.
  • Exklusion bedeutet, dass das Opfer in Online-Settings gezielt ausgeschlossen wird. Die anderen können sich auch über das Opfer lustig machen.
  • Impersonation (Moleroa et al., 2022), das bedeutet, dass im Namen des Opfers schädliche Informationen verbreitet werden, die dem Opfer schaden und es in Schwierigkeiten bringen.
  • In manchen Fällen wird das Opfer gezwungen, sich erniedrigende Szenen, Fotos oder Videos anzusehen (Barragan et al., 2021).

“Cyber-Viktimisierung wurde als ein Faktor identifiziert, der stark mit psychischen Schäden bei Jugendlichen zusammenhängt.”

Álvaro Montes

Cyber-Viktimisierung: die emotionalen Folgen

Die Opfer der Cyber-Viktimisierung berichten von mangelndem Selbstwertgefühl, Angst und Scham. Sie ziehen sich oft in die Einsamkeit zurück und sind völlig gelähmt. Auch Depressionen und Angststörungen zählen zu den Folgen, was die Opfer zusätzlich von ihrer Umwelt isoliert.

Jede Person reagiert anders, was unter anderem von der Selbstwahrnehmung und den adaptiven Strategien zur Emotionsregulierung abhängt. Die Unterstützung durch Familie und Freunde ist in dieser Situation besonders wichtig. Das Opfer benötigt starke Bindungen, um das emotionale Leid zu lindern. 

“Die psycho-emotionale Anpassung von Jugendlichen ist eng mit der digitalen Viktimisierung über das Internet verbunden.”

Carlos Evangelio

Jugendlicher leidet an Cyber-Viktimisierung
Ein geringes Selbstwertgefühl und Emotionen wie Angst oder Scham spielen bei der Cyber-Viktimisierung eine wesentliche Rolle.

Der Verlust des Lebenssinns

Oftmals verlieren Jugendliche durch die Cyber-Viktimisierung den Sinn des Lebens. Häufig entwickeln sie Suizidgedanken, was Forscher besonders alarmiert.

Emotionen wie Wut, Verwirrung oder chronischer Stress erhöhen die Wahrscheinlichkeit, zum Opfer von Cybermobbing zu werden. Deshalb weisen Experten darauf hin, dass Jugendliche in einer Intervention lernen müssen, besser mit ihren Emotionen umzugehen (Pasquale et al., 2021). Dies wird zweifellos der psychischen Gesundheit junger Menschen zugutekommen, die besonders stark durch Cyber-Viktimisierung leiden.

“Persönliche soziale Beziehungen schützen vor negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit im Zusammenhang mit Cyber-Viktimisierung.”

Larisa T. McLouhlin


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  • Molero, M. M., Pérez-Fuentes, M. C., Martos, Á., Pino, R. M., & Gázquez, J. J. (2023). Network Analysis of Emotional Symptoms and their Relationship with Different Types of Cybervictimization. European Journal of Psychology Applied to Legal Context, 15(1), 23-32.
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