Wissenschaftliche Studie: Zusammenhang zwischen Tinnitus und Verkehrslärm

Jüngste Untersuchungen haben einen signifikanten Zusammenhang zwischen Tinnitus und Verkehrslärm festgestellt. Allerdings gibt es weitere Faktoren, die diese unangenehme Hörerfahrung begünstigen. Erfahre mehr darüber.
Wissenschaftliche Studie: Zusammenhang zwischen Tinnitus und Verkehrslärm
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 26. April 2023

Tinnitus bedeutet “Klingeln”. Es handelt sich um eine sehr störende Hörerfahrung, die sich durch Pfeifen, Rauschen, Klingeln, Summen oder Klopfen in einem oder in beiden Ohren äußert. Dieses Wahrnehmungsphänomen wird oft zu einem chronischen Problem, das Betroffene “wahnsinnig” macht. Ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung leiden an dieser Krankheit.

Es gibt immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema. Wir wissen heute, dass es sich um eine reale Erfahrung handelt, die in verschiedenen Gehirnstrukturen entsteht. Die genauen Ursachen sind jedoch nicht ausreichend erforscht. In der Regel handelt es sich um ein Symptom, das auf einen Schaden in den Hörbahnen hinweist. Tinnitus kann starken psychischen Stress verursachen und erhöht das Risiko für Depressionen und Angststörungen.

Wir betrachten heute eine interessante Studie, die einen Zusammenhang zwischen Tinnitus und Verkehrslärm nahelegt. Möchtest du mehr darüber erfahren?

Tinnitus kann sich auf die Arbeitsleistung auswirken, die Schlafqualität beeinträchtigen und die psychische Gesundheit verändern. Deshalb ist es grundlegend, die Ursachen zu ermitteln.

Tinnitus durch Verkehrslärm?
Wer in der Nähe einer viel befahrenen Straße wohnt, hat ein höheres Risiko, einen Tinnitus zu entwickeln.

Tinnitus und Verkehrslärm

Die Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Süddänemark hat vor einigen Wochen eine Studie veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen Tinnitus und Verkehrslärm aufzeigt. Wer in der Nähe einer stark befahrenen Straße wohnt, hat ein höheres Risiko, im Laufe seines Lebens einen Tinnitus zu entwickeln.

Die Studie wurde an mehr als dreieinhalb Millionen Dänen durchgeführt und war sehr aufschlussreich. Die Daten zeigten, wie der ständige Lärm von Autos in der Nähe der eigenen Wohnung die Gesundheit beeinträchtigen kann. Je höher die Dezibel, die mit dem Verkehr verbunden sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ohrgeräusche entstehen.

Dr. Manuella Lech Cantuaria, eine der Autorinnen der Studie, weist darauf hin, dass wir uns aus medizinischer Sicht darüber im Klaren sein sollten, wie eine Autobahn oder Straße in unserer Nähe unsere Lebensqualität beeinträchtigen kann. Tatsächlich wurde im Jahr 2021 sogar ein Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und dem Auftreten von Demenz festgestellt. Sehen wir uns weitere Daten im Zusammenhang mit Tinnitus an.

Wir müssen unsere Städte und ihre Straßen umstrukturieren, um die Lärmbelastung zu verringern. Wir können die Tatsache nicht ignorieren, dass Verkehrslärm nicht nur unser Gehör beeinträchtigt, sondern auch das Schlaganfallrisiko erhöht.

Variablen, die das Risiko für Tinnitus erhöhen

Tinnitus und Verkehrslärm zeigen einen signifikanten Zusammenhang, wobei auch weitere Faktoren eine Rolle spielen. Ein schlechter Schlaf und ein hohes Maß an Stress können Ohrgeräusche ebenfalls begünstigen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Stress zu Nackenverspannungen oder Problemen mit dem Kiefergelenk führen kann. Dazu kommt häufig eine Abwehrreaktion, welche die Wahrnehmung der Geräusche verstärkt, da sich Betroffene ständig darauf konzentrieren.

Mehr als 58 Dezibel, eine gefährliche Schwelle

Die Forschung zeigt, dass 58 Dezibel eine gefährliche Schwelle darstellen. Lastwagen produzieren zum Beispiel zwischen 70 und 90 Dezibel (dB), während die Sirenen von Rettungsfahrzeugen 120 dB überschreiten. Besonders problematisch ist, dass die Geräuschkulisse in Städten konstant ist. Das Gehirn reagiert mit einer Überaktivierung des auditorischen Kortex und der Amygdala, was sich durch einen erhöhten Adrenalin- und Cortisolspiegel äußert.

Die Folgen sind Schlaflosigkeit, Tinnitus und allgemeine gesundheitliche Beschwerden. Ferner ist die Gefahr für Depressionen, Angstzustände, Stress oder Herz-Kreislauf- und zerebrovaskuläre Beschwerden höher.

Verkehrslärm ist ein stiller Killer.

Leidet Frau durch Verkehrslärm an Tinnitus?
Derzeit gibt es keine wirksame Behandlung zur definitiven Heilung von Tinnitus.

Was tun bei Verkehrslärm?

Es gibt für Tinnitus keine wirksame Behandlung zur definitiven Heilung, allerdings gibt es Therapien, die teilweise helfen, die Symptome zu kontrollieren. Die Lärmbelästigung ist ebenfalls ein komplexes Thema, deshalb ist es nicht einfach, Lösungen zu finden. Folgende Ideen können helfen:

Weniger Verkehrslärm in Städten

Maßnahmen zur Reduzierung von Nachtverkehr sind in Städten nicht einfach umzusetzen, doch sie tragen maßgeblich zur Gesundheit der Stadtbewohner bei. Lärmschutz, Geschwindigkeitsbeschränkung, Verkehrsberuhigung oder andere Fahrbahnoberflächen sind weitere Beispiele, die helfen würden, die Lärmbelastung in Städten zu reduzieren.

Behandlungsmöglichkeiten

Du musst akzeptieren, dass Tinnitus nicht geheilt werden kann. Es gibt jedoch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die hilfreich sein können: Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kann dir zeigen, wie du mit diesem Problem besser umgehen kannst, ohne Ängste, Depressionen oder Stress zu entwickeln.

Des Weiteren können Entspannungstechniken, Hypnose oder andere alternative Therapien Erleichterung bringen. Lasse dich fachärztlich untersuchen und beraten, um die beste Möglichkeit für dich zu finden.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Manuella Lech Cantuaria, Ellen Raben Pedersen, Aslak Harbo Poulsen, Ole Raaschou-Nielsen, Ulla Arthur Hvidtfeldt, Gregor Levin, Steen Solvang Jensen, Jesper Hvass Schmidt, Mette Sørensen. Transportation Noise and Risk of Tinnitus: A Nationwide Cohort Study from Denmark. Environmental Health Perspectives, 2023; 131 (2) DOI: 10.1289/EHP11248

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.