Wieso hat die Liebe mittlerweile ein Verfallsdatum?

Wieso hat die Liebe mittlerweile ein Verfallsdatum?

Letzte Aktualisierung: 30. Januar 2017

Meine Großeltern sagen mir oft mit einem weinenden und einem lachenden Auge, dass die Liebe es heutzutage nicht einfach hat. Wir leben in einer Zeit, die bestimmt wird von Lieferservices, alles muss sofort passieren, Investitionen sind unsicher und um Zeit zu bitten löst blankes Entsetzen aus. Und es scheint sogar so, als müssten nicht erst einige Jahre ins Land ziehen, damit wir vieles erleben, viele Veränderungen in unserem Leben, die wir in Windeseile durchgemacht haben und für die wir in Wahrheit keine Zeit hatten, sie kennenzulernen.

Relativ junge Paare, die viele Jahre zusammenbleiben, sind mittlerweile eine Spezies, die vom Aussterben bedroht ist. Die jungen Leute sagen, dass man erst ein paar Beziehungen gehabt haben muss, bevor man die Liebe fürs Leben findet. Doch was die Jugendlichen nicht wissen, ist, dass wir immer mehr Manien entwickeln und es dadurch nicht einfacher wird, einen Partner zu finden, je älter wir werden.

Mit voranschreitendem Alter bekommen wir nicht nur mehr Falten, sondern wir werden auch engstirniger und haben nicht mehr so viel Geduld. Es kann gut sein, dass wir geduldiger werden, was die bedingungslose Liebe anbelangt, wie die, die wir zum Beispiel für unsere Familie empfinden, aber wir werden ungeduldiger mit Hinblick auf die Liebe, die noch nicht ist und erst spät in unser Leben tritt. Denn jede Art von Vertrauen braucht „Freiraum“ und Zuneigung.

„Liebe ist der Freiraum und die Zeit, die vom Herzen abgewägt werden.“

Marcel Proust

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Augenringe sind nicht gerade attraktiv

Mit wenigen Ausnahmen, sagen die Statistiken, dass ein junger Mensch viele Stunden arbeiten muss, wenn er daheim ausziehen möchte und allein für seine Lebenshaltungskosten aufkommen will, wie es die Unabhängigkeit mit sich bringt. Bei geringem Stundenlohn und hohen Kosten für Miete, Strom und Heizung – was bleibt da für einen Urlaub?

So werden die Sorgen größer, der Schlaf wird weniger und die Zeit, die wir für unsere sozialen Beziehungen haben, vergeuden wir mit Sprach- und Textnachrichten, die wir über unsere Smartphones verschicken. Das kann eine Zeit lang, zumindest am Anfang, gut gehen, bis irgendwann zwei Menschen im selben Bett nebeneinander aufwachen, aber wie zwei Unbekannte nichts miteinander teilen, außer die gleiche Hoffnung und die gleiche Abneigung.

Wir werden immer älter, aber sind nur wenige Jahre attraktiv. Wir können auf Botox zurückgreifen, doch das bringt uns auch nicht unsere Freude zurück. Diese Freude, die uns ein Lächeln auf die Lippen zaubert und die unsere Großzügigkeit positiv beeinflusst, was andere wiederum lächeln lässt. Wir geben im Internet ein Bild von uns ab und leben doch mit einem anderen, das dem einst ähnelte. Denn wenn wir mal ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir bereits Freunde und Fremde mit unserem Bild hinters Licht geführt haben, als wir es online stellten.

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In schwierigen Zeiten lieben

Die Liebe ist also ein Überlebenskampf, weil sie mit der schnelllebigen Zeit Schritt halten muss. Sie leidet unter den neuen Kommunikationsmedien, denn ein „ILD“ mit einem Emoji dahinter wird niemals dasselbe sein wie ein ausgesprochenes, mit wunderschönem Klang formuliertes Ich liebe dich  und einem Blick. Ein Spaziergang durch den Park mit ein paar Früchten in der Hand und Gedanken, die wir fliegen lassen, wird niemals gleichzusetzen sein mit einem gemeinsamen Abendessen bei Skype, währenddessen man betet, dass die Verbindung nicht abbricht.

Wenn die Art und Weise, mit der wir uns um die Liebe kümmern, immer schlechter wird, ist es normal, dass die Liebe zerbrechlicher wird, weniger aushält und schnell an ihre Grenzen kommt.

Wir geben zu früh auf, weil wir vorhersagen, dass der andere das auch tun wird. Wir packen unsere Koffer, bevor wir die Beziehung beendet haben, da wir keine Kraft mehr dafür haben, auf ein Versprechen zu warten, das sich nicht erfüllen wird. Wir sind uns der Zerbrechlichkeit der Liebe und der Konsequenzen einer Trennung bewusster als je zuvor.

Wir geben uns nicht die Möglichkeit, uns eine zweite Chance zu schenken, weil wir es uns nicht leisten können, dass unsere Routine eines Tages zerstört wird, falls der Versuch schief geht. Etwas, das uns so sehr trifft, obwohl es Vieles gibt, das uns weniger verletzt, wollen wir in unserem Leben nicht haben.

Die Realität ist zu instabil geworden, um darauf zu vertrauen, dass ein unbekannter attraktiver Mensch auf seinem Körper Muttermale hat, die wir eines Tages alle auswendig kennen.

Heutzutage zu lieben ist recht kompliziert. Die Herausforderungen sind größer als früher, so sehr Liebende auch die Augen davor verschließen, sich sich allein vorzustellen oder Liebkosungen in der Öffentlichkeit ein Grund dafür wären, zensiert zu werden. Wir haben ein Monster getötet, um ein noch mächtigeres und angsterregenderes zu erschaffen. Auf diese Weise haben wir uns vielleicht in vielen Lebensbereichen weiterentwickelt, aber die heutige Zeit ist für die Liebe so schwer wie keine andere jemals zuvor.

Eine zweite Chance für die Liebe ist nicht für jedes Paar eine Option

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