Wie wirkt sich dein eigener Stress auf deinen Hund aus?
Stress ist ein Übel unserer Zeit: Unsere schnelllebige Gesellschaft fordert Produktivität und Unmittelbarkeit, die Folgen sind häufig stressbedingte Krankheiten wie Kopfschmerzen, Burnout-Syndrom oder Magenschmerzen. Wenn du deinen Hund streichelst, wirst du dich schnell besser fühlen: Eine Studie der Washington State University bestätigt, dass das Kuscheln mit Hund oder Katze den Cortisolspiegel unmittelbar reduziert und so Stress abbaut.
Haustiere machen uns glücklich: Wenn wir sie streicheln, setzt unser Organismus Dopamin und Serotonin frei, zwei Hormone, die unser Wohlbefinden fördern. Wir schätzen ihre Gesellschaft, sie heitern uns auf und sind unsere treuen Begleiter. Doch wie wirkt sich dein eigener Stress auf deinen Hund aus? Und wie kannst du ihm helfen, wenn er gestresst ist?
“Ein Haus ist kein Zuhause, solange kein Hund darin wohnt.”
Gerald Durrell
Wie sich dein Stress auf deinen Hund auswirkt
Eine Studie der Universität Linköping, die 2019 in Scientific Reports veröffentlicht wurde, untersuchte die Auswirkungen des menschlichen Stresses auf Haustiere. Das Forscherteam analysierte den Cortisolspiegel von Hunden, um stressbedingte Veränderungen zu erkennen. Es kam zu dem Schluss, dass sich die Cortisolwerte der Hunde mit denen ihrer Betreuer synchronisieren. Bei weiblichen Hunden waren die Ergebnisse noch signifikanter als bei männlichen.
Zusätzlich mussten die Besitzer einen Fragebogen über die Persönlichkeit ihrer Hunde und auch das Big-Five-Inventory (BFI), ein Fragebogen über fünf Persönlichkeitseigenschaften, ausfüllen. Eine Woche lang wurde zudem die Aktivität der teilnehmenden Hunde anhand eines Aktivitätshalsbandes analysiert. Mit dieser Studie konnte das Forscherteam eine interspezifische Synchronisation nachweisen, die durch chronischen Stress entsteht.
Das Stressniveau von Mensch und Tier korrelierte auch in den verschiedenen Jahreszeiten stark. Die Persönlichkeit des Hundes hatte wenig Einfluss, doch menschliche Persönlichkeitsmerkmale wie Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit beeinflussten die Haustiere stark. Die Wissenschaftler kamen deshalb zu dem Schluss, dass Hunde den Stress ihrer Besitzer widerspiegeln.
Die Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale sind: Offenheit für Erfahrenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.
Studie über Stress von Hundehaltern und ihren Tieren
Die Verhaltensforscherin Iris Schöberl und ihr Forschungsteam von der Universität Wien untersuchten im Rahmen eines FWF-Projektes den Zusammenhang von biopsychologischen Parametern und Stressmanagement von Besitzern und ihren Hunden. Auch sie konnten die gegenseitige Beeinflussung feststellen. Das Bindungsmuster steht im Zusammenhang mit der Stressaktivität: Bei einer sicheren Bindung war der Cortisolspiegel des Vierbeiners beim Test niedriger.
Die Hunde konnten mit Stress besser umgehen, wenn der Halter bei den Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen niedrige Werte bei “Neurotizismus” und “Verträglichkeit” aufwies. Das Wissenschaftlerteam kam zu dem Schluss, dass der Cortisolspiegel ein Indikator für die Anpassung sein kann, wobei die Cortisolwerte des Menschen einen größeren Einfluss als die des Hundes ausüben.
Wir alle wissen, wie einfühlsam Hunde sind. Sie können sogar biochemische Reaktionen in unserem Körper riechen. Die Ergebnisse der genannten Studie sind deshalb nicht verwunderlich. Hunde wissen, wann wir glücklich, besorgt oder gestresst sind.
“Ob ein Mensch gut ist, erkennt man zuallererst an seinem Hund und seiner Katze.”
William Faulkner
Wie reagieren Hunde bei Stress?
Jedes Haustier reagiert anders, was unter anderem von der Rasse und auch von der Persönlichkeit abhängt. Wir nennen anschließend die häufigsten Anzeichen, die darauf hinweisen, dass ein Hund unter Stress leidet:
- Verhaltensveränderungen: Unruhe, hyperaktive Reaktionen, Kratzen, verstärktes Hecheln, Bellen, Winseln, häufiges Schütteln, selbstverletzendes Verhalten, Panikreaktion, Maulschlecken usw.
- Körperliche Anzeichen: Muskelverspannungen, vermehrtes Speicheln, Zittern, Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Magenbeschwerden usw.
Wie kannst du deinem Hund bei Stress helfen?
Wenn dein Hund gestresst ist, da er sich mit dir synchronisiert, musst du dir zuerst selbst helfen: Du musst lernen, Stress abzubauen und besser zu managen. Wenn du selbst zur Ruhe kommst und weniger nervös und überreizt reagierst, wird auch dein Hund zufriedener und glücklicher sein.
Der tägliche Spaziergang mit deinem treuen Begleiter kann dir helfen, Stress abzubauen. Genieße die frische Luft und versuche, dich nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Manche Hunde mögen Entspannungsmusik, andere brauchen das Gefühl von Sicherheit und Schutz. Jeder Hund reagiert anders. Natürlich gibt es auch Naturheilmittel, die helfen können. Von der langfristigen Verabreichung von Medikamenten gegen Stress ist auf jeden Fall abzuraten, da viele starke Nebenwirkungen haben. Du musst das Problem an der Wurzel packen.
Wenn du weißt, dass dein eigener Stress der Auslöser ist, ist Stressreduktion für beide die beste Lösung. Solltest du selbst keine Möglichkeit finden, besser mit deinem Stress umzugehen, ist professionelle Beratung wichtig. Und wenn die Stresssymptome deines Hundes nicht verschwinden, solltest du ihn zum Tierarzt oder zu einem Tierpsychologen bringen, denn es gibt auch andere Auslöser für Stress.