Wie wir die emotionale Bindung zu unseren Kindern belasten

Wie wir die emotionale Bindung zu unseren Kindern belasten

Letzte Aktualisierung: 16. September 2016

Mutter, Vater, Großmutter, Großvater oder eine andere Bezugsperson für Kinder zu sein, ist niemals einfach. Jedes Kind kommt mit seinen ganz eigenen Bedürfnissen auf diese Welt, und wir müssen ihnen nachkommen, um sie zu fördern und um ihnen die richtigen Werte für ihren Lebensweg zu vermitteln.

Erziehung bedeutet nicht nur, ihnen das Lesen beizubringen, oder ihnen zu zeigen, wie sie bei Hausaufgaben die richtige Recherchearbeit am Computer leisten können. Mutter oder Vater zu sein heißt nicht, seinen Kindern ein teures Smartphone zum Geburtstag zu schenken oder jedes Mal wieder zu überprüfen, ob sie im Auto angeschnallt sind. Nein – Eltern zu sein bedeutet viel mehr als nur das.

Gute Eltern müssen auch mal “Nein”, aber mit ihren Augen gleichzeitig “Ja” sagen können. Denn eine gute Erziehung lebt nicht nur von Verboten, sondern von der Tatsache, sein Herz zu öffnen, um die emotionale Bindung zu seinem Kind jeden Tag zu stärken und ihm zu zeigen, dass man immer an seiner Seite ist, damit es zu einer glücklichen und fähigen Person heranwachsen kann.

Auch wenn uns diese Theorie bekannt ist, handeln wir in der Praxis doch manchmal anders. Denn wir sind nicht nur Eltern, sondern auch Partner, Angestellte, Unternehmer oder Arbeitssuchende – wir sind Seelen, die sich vielleicht noch immer nach der Erfüllung ihrer Träume sehnen, und das kommt uns dann in unserem Alltag in die Quere. Wir wissen nicht weiter und beginnen, Fehler bei der Erziehung unserer Kinder zu machen.

Wenn du Mutter oder Vater bist, dann denkst du an deine eigene Kindheit zurück und dir wird bewusst, was dir damals gefehlt hat. Du erinnerst dich aber auch an die wunderbaren Momente und Gefühle aus deinem Kindesalter, die du noch heute zu schätzen weißt. Wenn du keine glückliche Kindheit hattest, dann verstehst du mit der Zeit, welche Aspekte diese emotionale Bindung zu deinen Eltern zerstört haben, und du willst diese Fehler auf gar keinen Fall bei der Erziehung deiner eigenen Kinder wiederholen.

In diesem Artikel möchten wir dir heute häufige Fehler aufzeigen:

1. Du hörst deinem Kind nicht zu

Kinder reden viel und haben zu allem und jedem eine Frage. Sie schmeißen uns tausend Fragen an den Kopf, wollen eine Antwort auf all ihre Zweifel, und schütten uns in den unpassendsten Momenten mit hunderten Kommentaren zu einem Thema zu. Doch sie sind einfach wissbegierig, neugierig, und möchten einen Moment mit uns teilen und alles, was um sie herum geschieht, verstehen.

Emotionale Verbindung

Du musst dir darüber im Klaren sein, dass du dein Kind zum Stillschweigen erziehst oder du ihm das Gefühl vermittelst, dass du es nicht ernst nimmst, wenn du ihm ständig den Mund verbietest.  Mit der Zeit wird sich dein Kind immer mehr von dir abwenden und lernt so, alles mit sich selbst auszumachen. Und das wird das Kind dann hinter einer Tür tun, zu der du keinen Schlüssel hast.

2. Du bestrafst es und schenkst ihm kein Vertrauen

Viele Eltern denken bei Erziehungsmaßnahmen sofort an Bestrafungen, Verbote, ein bestimmtes Auftreten vor dem Kind, das automatisch mit einer Bestrafungstaktik einhergeht. Doch diese Art der Erziehung ist für ein geringes Selbstbewusstsein, Unsicherheit und gleichzeitig für die Zerstörung der emotionalen Bindung zwischen den Eltern und dem Kind verantwortlich.

Wenn du dein Kind bestrafst, dann bringst du ihm dadurch nichts bei. Wenn du dem Kind nur aufzeigst, was es alles falsch gemacht hat, dann wird es nie wissen, wenn es etwas richtig macht. Bestrafe dein Kind nicht einfach nur und beschäme es dadurch. Das wird in deinem Kind nur Wut, Groll und Unsicherheit auslösen. Wende niemals diese Erziehungsmethode an!

3. Du vergleichst dein Kind und drückst ihm einen Stempel auf

Es gibt fast nichts Schlimmeres als Geschwister miteinander, oder das eigene Kind mit einem anderen zu vergleichen, denn das beschämt das Kind und zeigt ihm nur seine ganzen Schwächen, Fehler und seine fehlende Initiative auf. Viele Mütter und Väter werden dabei laut, weil sie denken, dass ihnen ihr Kind nicht zuhört.

“Mein Kind ist eben nicht so weit wie deines. Es ist etwas langsamer, aber das wird schon.”  Solche Sätze sind schmerzhaft und rufen in deinem Kind ein negatives Gefühl hervor, das nicht nur den Hass auf die Eltern zur Folge haben kann, sondern das Kind wird denken, dass es nicht gut genug sei.

4. Du schreist es an und gibst immer zuerst Befehle anstatt Argumente für sein Fehlverhalten

Wir sprechen hier nicht von körperlicher Misshandlung, die, wie jeder von uns weiß, die “effektivste” Form ist, um die emotionale Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind zu zerstören – und diese Erziehungsmethode ist schlichtweg unverzeihlich!

Doch es gibt noch eine andere Art der Misshandlung, und hierbei meine ich die psychologische Misshandlung eines Kindes, die genauso zerstörerisch sein kann, wie eine körperliche Misshandlung. Denn wenn du dein Kind auf psychologischer Ebene angreifst, dann untergräbst du damit seine gesamte Persönlichkeit, seine Selbsterkenntnis und Selbstsicherheit.

Es gibt Mütter und Väter, die sich ihren Kindern gegenüber nicht anders verhalten können als sie permanent anzuschreien. Doch die Stimme grundlos zu erheben, löst bei Kindern Aufregung und Stress aus. Sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, oder wann sie etwas richtig oder falsch gemacht haben.

Kinder

Mit den oben beschriebenen Erziehungsmethoden sollten wir behutsam umgehen. Unseren Kindern nicht zuzuhören, nicht mit ihnen zu sprechen, ihnen kein Verständnis zu zeigen oder sie zu bestrafen, nur um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen, treibt sie emotional nach und nach immer weiter von uns weg. Sie sehen uns irgendwann als Feinde an, vor denen sie sich in Acht nehmen müssen – und das belastet die emotionale Bindung zu unseren Kindern sehr.

Die Erziehung ist ein Abenteuer, das ein ganzes Leben lang andauert –  und jeder macht dabei seine Fehler. Doch es geht bei einer guten Erziehung einzig und allein darum, Verständnis, Liebe und eine gesunde Art der Unterstützung zu vermitteln, damit dieser Mensch, der ein Teil von dir ist, zu einer selbstsicheren Person heranwachsen kann.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Gabriela Silva, Nicolás Gouny und Whimsical


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.