Wie kann ein Glücksfall uns ruinieren?

Wie kann ein Glücksfall uns ruinieren?
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Raquel Lemos Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 01. Mai 2023

Jeden Mittwoch und jeden Samstag werden die Lottozahlen gezogen und immer mal wieder auch andere Jackpots unter das Volk gebracht. Im Gegenzug für ein paar Euros haben wir dann die Chance, Millionen zu gewinnen. Viele von uns hoffen auf das große Glück, das uns diese begehrten Preise bescheren möge.

Es gibt die von uns, die ihr ganzes Leben lang Lotto spielen und auf einen Sieg warten, der nie kommen wird. Sie vertrauen passiv ihrem Glück und glauben nicht, dass es einen anderen Weg gäbe, reich zu werden. Nun, was aber blüht denen, die jenes unerwartete Glück trifft?

Das Gehirn und die Lotterie

Bevor wir für uns festlegen, dass der Gewinn der Lotterie der einzige Weg sei, ein glückliches, sorgenfreies Leben zu führen, nehmen wir uns einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken, wie das Gehirn auf banale Dinge reagiert. Zum Beispiel: Tragen wir nicht die ganze Zeit das Gleiche, obwohl wir einen Schrank voller Kleidung haben? Warum wollen wir ein größeres Auto als das, das wir haben, wenn es uns doch jeden Tag sicher zur Arbeit bringt? Und ein größeres Haus? Ist in so vielen Aspekten unseres Lebens, das, was wir haben, wirklich nicht genug?

Frau träumt von Geld

Das Paradoxon dabei ist, dass wir, wenn wir eine Million Euro gewinnen, schon ein paar Tage später mehr wollen. Es spielt keine Rolle, dass wir nicht mehr brauchen. Als Menschen wollen wir immer mehr. Wir konsumieren nur, um die künstlichen Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen.

Wir suchen nach dem Adrenalinkick, den wir spüren, wenn wir es erstmalig schaffen, etwas zu bekommen, das wir vorher nicht hatten. Diesen Kick bekommen wir, wenn wir es nun besser haben als zuvor oder weil wir ein Symbol “freigeschalten” haben, das zeigt, dass wir jetzt zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder höheren Klasse gehören. Diese Art von Glück ist mächtig, aber vergänglich.

Ja, es macht uns glücklich, das zu bekommen, wonach wir uns so sehr sehnten. Diese Reaktionen und Gefühle kommen aus den Belohnungszentren des Gehirns. Der Reiz, die Lotterie, wird zu etwas Wünschenswertem, wenn wir sie zu erlerntem Verhalten und Glauben hinzufügen. Wenn wir jedoch einmal bekommen haben, was wir wollen, was braucht das Gehirn, um sich wieder so glücklich zu fühlen? Es will die Lotterie erneut gewinnen und noch mehr Geld bekommen oder auf andere Weise einen höheren Status erlangen.

“70 % der Menschen, die in kurzer Zeit reich werden, sind nach weniger als fünf Jahren pleite.”

Francisco Isidro

Ein vergifteter Glücksfall

In den Schlagzeilen lächeln die Leute, die im Lotto gewinnen, immer. Sie können reisen und jede Laune befriedigen, ohne ihr Bankkonto überprüfen zu müssen. Sie sehen sorglos und glücklich aus. Das sind deshalb auch unsere Erwartungen. Folglich versuchen wir im Fall eines Gewinns, dieses Modell nachzuahmen, oder wir fühlen uns schlecht, weil der Sieg uns nicht das intensive Glück vermittelt, das wir uns versprochen haben.

Jose Manuel Calvo Vaz, ein Regierungsangestellter aus der Stadt Ourense, gewann im 2003 ganze 9 Millionen Euro. Nachdem er versucht hatte, mehrere Unternehmen zu gründen, gab er sein ganzes Geld für Luxusautos aus, die er nicht brauchte, und umgab sich mit Leuten, die nur an seinem Geld interessiert waren. Schließlich beging er Selbstmord.

Roger Griffiths gewann 2005 in der Nationallotterie des Vereinigten Königreichs 1,8 Millionen Pfund. Nach diesem Glücksfall kündigten er und seine Frau ihre jeweilige Arbeit und widmeten sich einem Leben voller Luxus. Sie dachten, dass das Geld für immer reichen würde, aber es ging ihnen schließlich aus. Auch ihre Ehe endete. Sie mussten alles verkaufen, was sie hatten, um ihre Schulden zu begleichen. Heute lebt Roger in einer kleinen Hütte in West Yorkshire.

“Es war zu viel Geld für einen so jungen Menschen. Selbst wenn wir uns vornehmen, dass sich unser Leben nicht ändern solle, tut es das, und zwar nicht unbedingt zum Besseren. Es hat mich fast zerstört. Zum Glück bin ich jetzt viel stärker.”

Callie Rogers (gewann 2003 im Alter von 16 Jahren im Lotto) 

Callie Rogers hatte einen Glücksfall

Geld macht nicht glücklich

Wir alle wollen Glück haben. Viele von uns stehen nach einem solchen Glücksfall jedoch vor dem Ruin oder sind gefangen in einer Sucht, der sie sonst nicht erlegen hätten. Über Nacht reich zu werden, verändert unser Leben radikal, und das nicht unbedingt zum Besseren. Die Realität sieht oft ganz anders aus als unsere Erwartungen, als all die tollen Pressefotos von glücklichen Gewinnern.

Viel Geld garantiert nicht, dass wir glücklich sind. Was unser Glück garantierten kann, ist das Wissen darum, was wir mit unserem Leben anfangen wollen. Denn schließlich erleben wir alle bis zu einem gewissen Grad Glück in unserem Leben. Andernfalls kann unser Glücksfall zu einer Gefängnisstrafe werden.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.